Als Musikjournalist, Moderator, Autor und DJ hat Markus Kavka einen ganz besonderen Blick in die Musikwelt. Nicht nur als Schreiber und Fan vor der Bühne, sondern er kennt eben auch das, was hinter den großen Bühnen dieser Welt passiert – zum Beispiel auch bei Rock am Ring, dem größten Musikfestival in Rheinland-Pfalz. Im SWR1 Interview nimmt er uns sprichwörtlich mit hinter die Bühne und auf das Festivalgelände.
SWR1: Wie oft, wenn du es überhaupt noch zählen kannst, warst du schon privat bei Rock am Ring?
Markus Kavka: Lustigerweise war ich privat kein einziges Mal dort. Aber ich war bestimmt so zehn bis zwölf Mal beruflich da.
Markus Kavka über Rock am Ring: "Eines der letzten archaischen Vergnügen"
SWR1: Du hast mal eine Art Festival Guide verfasst. Danach stand dann so ein bisschen die Frage im Raum: Warum tut man sich das an?
Kavka: Naja, das ist ja wirklich so eines der letzten archaischen Vergnügen dieser Art, wo man halt einfach mal so massenweise zusammenkommt und alles andere, was einem so im Alltag auf die Nerven geht, draußen lassen kann.
Da gehört dann auch alles dazu – im Guten wie im Schlechten. Gerade bei Rock am Ring ist es ja legendär, dass es auch schon mal drei Tage durchschütten kann, dass es auch sehr, sehr kalt werden kann, dass die Dixiklos schon sehr schnell nicht mehr so gut riechen.
Und dann muss man aber wirklich dadurch und auch Mal kalte Ravioli aus der Dose essen und man muss Bier aus komischen Vorrichtungen mit einem Halm trinken. Also alles, was so ein Festival halt auch besonders macht.
Markus Kavka zu Gast bei "Meilensteine - Alben, die Geschichte machten" Red Hot Chili Peppers – "Californication" (mit Markus Kavka)
Am 8. Juni 1999 erscheint mit "Californication" das siebte Studioalbum der Red Hot Chili Peppers — und ihr erfolgreichstes.
SWR1: Was war der schönste Auftritt, den du erlebt hast? Lass mich mal raten: Depeche Mode?
Kavka: Ja! Depeche Mode 2006 bei Rock am Ring, da hatte ich wirklich Tränen in den Augen, weil ich so ergriffen war. Die hat man dann auch im Fernsehen gesehen und seitdem bin ich halt auch für die Depeche-Mode-Fans in Deutschland so eine Art Maskottchen. Die Fans dachten, sie sehen nicht recht, dass wirklich live vor laufender Kamera ein Typ wegen dieser Band heult, aber ich hab es gemacht.
Kavka: Backstage ist nichts los
SWR1: Nimm uns mal mit Backstage, das muss doch der Wahnsinn sein bei all den Superstars, die da auftreten.
Kavka: Nö! Ich kann allen Leuten, die unbedingt mal Backstage sein wollen, sagen: Das lohnt sich nicht. Also, da passiert gar nichts. Man sieht kaum Künstlerinnen oder Künstler. Die sind alle in ihren Containern oder in ihren Bussen und es ist auch kein Rock 'n' Roll da. Da wird auch nur Kräutertee getrunken, es gibt keine Party, gar nichts.

So hat sich Rock am Ring verändert
SWR1: Zur Premiere damals 1985 hat das Tagesticket 55 Mark gekostet. Heute bist du mit Campingeintritt und ein bisschen Schnickschnack schnell bei 400€. Wie hat sich Rock am Ring noch für dich verändert?
Kavka: Also klar ist es immer größer geworden, immer professioneller und trotzdem finde ich, dass es so im Geiste, im Herzen, in der Essenz immer noch das Rock am Ring ist, so wie ich es immer kannte. Es hat sich halt einfach etabliert als eines der größten und besten Festivals der Welt und das kann es meinetwegen auch noch die nächsten 100 Jahre so geben.
Podcast-Tipp: "Fuck you very, very much" – Der Musikpodcast von Markus Kavka
SWR1: Du sprichst auf jeden Fall wie das persönliche Rock-am-Ring-Maskottchen. Und jetzt ergänzt du mir bitte Mal diesen Satz: Wir steigen auf die Kanzel im Radio und sagen, der Mythos Rock am Ring liegt darin, dass...
Kavka: …wirklich für drei Tage alle Regeln, die einem die Gesellschaft sonst auferlegen will, außer Kraft gesetzt werden und das begleitet von fantastischer Musik.