Gespräch mit Resilienz-Forscherin

"Man sollte sich häufig in positive Stimmung bringen"

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Resilienz beschreibt die Fähigkeit, schwierige Situationen zu meistern. Doch wie lässt sich die Resilienz stärken? Darüber haben wir mit Resilienzforscherin Donya Gilan gesprochen.

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SWR1: Was kann man tun, damit einem nicht alles zu viel wird - also um die Resilienz zu stärken? 

Donya Gilan: Da gibt es ganz unterschiedliche Wege. Man kann sagen, dass positive Emotionen sehr wichtig sind. Sich in positive Stimmung zu bringen durch Aktivitäten, Hobbys, denen man gerne nach geht. Es kann aber auch ein Gespräch mit einem Bekannten oder Freund sein und dann ist es natürlich auch wichtig, sein soziales Netzwerk zu stärken. Über die Interaktion mit anderen Menschen erfahren wir immer wieder auch eine positive Stärkung und so gibt es ganz viele unterschiedliche Möglichkeiten. Und diese Flexibilität im Denken und Handeln macht einen wichtigen Bereich der Resilienzausbildung aus. 

Porträt-Foto Dr. Donya Gilan (Foto: Pressestelle, Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) gGmbH )
Dr. Donya Gilan, Leiterin des Bereichs Resilienz und Gesellschaft am Leibniz-Institut für Resilienzforschung der Uni Mainz Pressestelle Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) gGmbH

SWR1: Was ist denn mit Menschen, die das gar nicht hinkriegen, weil sie an allem die Lust verloren haben, weil sie eigentlich überhaupt gar nicht mit irgendjemandem reden wollen oder sich aufraffen können etwas zu machen? 

Gilan: Da würde ich einfach empfehlen, dass man sich vielleicht damit auseinandersetzt, was einen wirklich stresst und dann beispielsweise durch Bewegung abschalten kann - oder durch Entspannungs- und Atemübungen. Es gibt ja auch ganz viele kleine Möglichkeiten, um sich kleine Auszeiten zu schaffen. 

SWR1: Wie kommt es denn, dass einige unter vielen Krisen extrem leiden und andere sich damit auseinandersetzen, ohne in ein tiefes Loch zu fallen? 

Gilan: Zum einen hat das mit der Lerngeschichte zu tun, also wie habe ich in meiner Biografie gelernt mit schwierigen Situationen umzugehen. Und Menschen, die resilient mit schwierigen Situationen umgehen, können sich sehr flexibel an neue Situationen anpassen und sie suchen immer wieder nach neuen Handlungsmöglichkeiten. 

SWR1: Nicht tatenlos zusehen, dass sagen ja auch manche und engagieren ehrenamtlich oder sie spenden. Sind das auch Wege, um mit Krisen fertig zu werden? 

Gilan: Auf jeden Fall. Das hat etwas mit aktivem Bewältigungsverhalten zu tun und in dem Fall ist es ja auch dann noch pro-soziales Verhalten. Das heißt, es führt dazu, dass es anderen Menschen etwas bringt, man dadurch auch seinen Selbstwert stärken kann und man stärkt auch nochmal seine sozialen Normen und Werte. Das heißt, das hat eigentlich eine sehr starke Depotwirkung auf die eigene psychische Gesundheit und bringt natürlich auch im sozialen Kontext etwas. 

Das Gespräch hat SWR1-Moderator Michael Lueg geführt.

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