Im Norden Italiens sowie im Südosten der Schweiz und Frankreichs wird weiterhin vor Starkregen gewarnt. Viele Experten raten davon ab, in die betroffenen Gebiete zu fahren. Doch kann man eine Reise aufgrund von Unwetter einfach absagen? Welche Optionen Urlauber jetzt haben, erklärt Anwalt und Reiseexperte Kay Rodegra.
Unwetter als Grund für kostenfreie Stornierung?
SWR1: Kann man bei so einer Vorhersage die Italienreise stornieren?
Kay Rodegra: Da kommt es ein wenig darauf an. Das Auswärtige Amt hat zwar eine Eilmeldung herausgegeben und sagt, man soll das Wetter beobachten. Aber eigentlich gehört das Wetter oder die Wetterlage zum allgemeinen Lebensrisiko, sodass ich nicht kostenfrei stornieren kann.
Es sei denn, das Hotel oder der Campingplatz ist gar nicht mehr erreichbar, weil durch extreme Wetterbedingungen die Zufahrt ins Tal oder Straßen gesperrt sind oder verschüttet sind.
Unwetterwarnung über Ostern Starkregen in Norditalien: Das kann Urlaubern zu Ostern drohen
Wir haben mit SWR1 Wetterexperte Andreas Machalica darüber gesprochen, warum es rund um Ostern in Norditalien gefährlich nass werden kann – und was das für Urlauber bedeutet.
Tipp: Lage im Urlaubsort vor der Reise prüfen
SWR1: Wäre es denkbar, wenn wirklich dieses Szenario eintrifft, dass das Auswärtige Amt eine richtige Reisewarnung ausspricht?
Rodegra: Bei reinen Wetterphänomenen ist das eigentlich eher selten. Aber da darf man auch auf die Berichterstattung vertrauen. Oder man nimmt selbst mal Kontakt zum Hotel oder zum Campingplatz auf. Kann man euch überhaupt noch erreichen? Und wenn dann ein Nein kommt, dann ist das ein Grund für einen kostenfreien Rücktritt.
Der Pauschalurlauber hat es noch etwas leichter. Wenn feststeht, dass zum Startpunkt der Reise erhebliche Beeinträchtigungen zu erwarten sind, also wirklich massive Probleme vor Ort herrschen oder eine Gefährdungslage besteht, dann kann man auch kostenfrei zurücktreten.
In den französischen und Schweizer Alpen sowie in der Region Piemont und dem Aosta-Tal werden für die kommenden Tage bis Ostermontag hohe Niederschlagsmengen, Gewitter, Unwetter sowie in den Alpen ab 1.500 m Schneefälle erwartet. Aufgrund der vorhersagten Niederschläge können auch Pässe, Tunnel und Passstraßen unpassierbar oder gesperrt werden. Vor allem in den Regionen Südtirol, dem Piemont und der Lombardei werden des Weiteren Sturmböen, Überschwemmungen und Erdrutsche erwartet.
Urlaubern können Stornokosten drohen
SWR1: Wenn ich also privat ein Hotel- oder Pensionszimmer in Südtirol gebucht habe, kann ich nicht einfach sagen, es ist mir zu gefährlich und ich komme nicht?
Rodegra: Nein, die bloße Sorge vor Extremschlechtwetter ist kein Grund für einen kostenfreien Rücktritt. Wenn das Hotel oder auch der Campingplatz oder die Ferienwohnung zur Verfügung gestellt werden kann, die Leistung also erbracht wird und auch der Weg dorthin frei ist, dann muss man Stornokosten zahlen, wenn man zurücktritt.
Wenn man also nur die Sorge davor hat, es könnte schlechtes Wetter kommen oder es besteht bereits eine Schlechtwetterlage, dann bleibt man auf Stornokosten sitzen.
SWR1: Ist Ihre Erfahrung so, dass Vermieter und Wirte in solchen Regionen oft auch kulante Lösungen anbieten?
Rodegra: Das kann es durchaus geben, dass man den Urlaub verschiebt. Aber man muss ja auch an die Campingplatzbetreiber oder Hoteliers denken, die jetzt auf einmal einen Riesenverlust allein aufgrund der Berichterstattung über Italien und die Schweiz haben. Da ist die Kulanzbereitschaft vielleicht nicht mehr ganz so groß, wenn auf einmal eine große Masse an Urlaubern absagen sollte.