Auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat bei einem Besuch das Engagement in Mandern gelobt.  (Foto: SWR)

"Solidarität in der Not“ aus dem Westerwald

Flüchtlingshilfe: Verein muss Räumlichkeiten verlassen

Stand
MODERATOR/IN
Steffi Stronczyk
Steffi Stronczyk (Foto: SWR)

Der Verein "Solidarität in der Not“ e.V. aus dem Westerwald verteilt Lebensmittel und Hygieneartikel an Geflüchtete aus der Ukraine. Jetzt ist der Verein obdachlos.

Hilfe für Geflüchtete – das kostet. Die Länder wollen dafür mehr Geld vom Bund haben und diskutieren darüber beim Flüchtlingsgipfel in Berlin. Hilfe für Geflüchtete leisten auch viele private Initiativen und Vereine, zum Beispiel "Solidarität in der Not“ e.V.. Der Verein hat Lebensmittel, Hygieneartikel und Haushaltsgegenstände an Geflüchtete aus der Ukraine verteilt. Aber jetzt gibt keinen Platz mehr für die Helfer. Der Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins, Sascha Uvira, erklärt im SWR1 Interview, wie es dazu kam.

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SWR1: Sie haben Helfer, aber Sie haben keinen Platz mehr – wie konnte das passieren? 

Sascha Uvira: Das ist eine gute Frage. Das stand ja nicht erst seit gestern fest. Seit längerer Zeit versuchen wir, Räumlichkeiten zu bekommen, haben da verschiedene Kontakte geknüpft, um eventuell Hilfe zu bekommen. Leider blieb das dann aus. Es fanden sich keine geeigneten Räume für uns. Und so mussten wir die Arbeit dann letzten Wochen Mittwoch einstellen.

SWR1: Sie waren in der Gemeindehalle untergebracht...

Uvira: Ja, wir waren in Ortsgemeindehalle Ebernhahn 14 Monate untergebracht. Die ersten Monate war es unentgeltlich, bis dann eine Verbandsgemeinde gesagt hat, wir unterstützen euch. Die Ortsgemeinde Ebernhahn natürlich auch, soweit es möglich war. Und letztendlich war es auch nach der Coronazeit wichtig, dass die Ortsgemeinde die Räumlichkeiten wieder nutzen kann für Vereinstätigkeiten. Deswegen mussten wir dann letztendlich dort raus.

SWR1: Wie viele Geflüchtete hat ihr Verein unterstützt?

Uvira: Es waren über 3.000 am Ende.

SWR1: Welche Folgen hat das für die Geflüchteten, dass Sie jetzt dieses Platzproblem haben? Wie geht ihr Verein jetzt damit um?

Uvira: Für uns war es immer wichtig, den persönlichen Kontakt zu den Menschen zu haben, weil wir ja auch mit Behördengängen unterstützt haben und uns natürlich dann auch die Sorgen und Nöte der Leute anhören konnten. So fehlt uns der unmittelbare Kontakt zu den Menschen. Und dann ist es halt schwer. Da läuft es dann höchstens über die sozialen Netzwerke. Das ist allerdings eher schleppend. Das heißt, wir können einfach nicht so effektiv arbeiten wie mit Leuten direkt vor Ort.

SWR1: Sie waren beim Neujahrsempfang des Bundespräsidenten. Es gibt Bilder von Ihnen mit Innenministerin Nancy Faeser, mit dem Bundespräsidenten, mit dem Bundeskanzler. Wie war denn der Zuspruch für Ihren Verein aus der Politik?

Sascha Ulvira beim Bundespräsidenten und seiner Frau (Foto: SWR)

Uvira: Ich war ganz überrascht, dass man uns schon in Berlin kannte. Frau Faeser sagte auch: "Ich habe schon viel von ihnen gehört." Das war für mich sehr überraschend, dass unser Verein dann doch schon überregional einen Namen hat und bis nach Berlin vorgedrungen ist, was uns natürlich sehr freut. Das schafft natürlich auch Motivation, die Leute freuen sich. Man sieht, dass die Arbeit, die man gemacht hat, Früchte trägt. Das ist dann ein großes Lob für uns alle. Wir hoffen sehr, dass vielleicht irgendjemand auf uns aufmerksam wird und dann sagt "wir möchten das Ganze unterstützen, wir haben Räume für euch". Das wäre für uns eine große Hilfe.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.

Weitere Informationen zum Verein Solidarität in der Not finden Sie auf sinww.de

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