Ein Fußball-Schiedsrichter hält die rote Karte hoch (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Laci Perenyi | Laci Perenyi)

SWR1 Interview mit Thomas Bergmann vom DFB

Was tun bei Gewalt gegen Schiedsrichter?

Stand
MODERATOR/IN
Michael Lueg
SWR1-Moderator Michael Lueg (Foto: SWR, SWR1 -)

Immer wieder kommt es bei Fußballturnieren zu Gewalt. Zuletzt ist ein Jugendlicher in Frankfurt angegriffen und dabei tödlich verletzt worden. Oft sind auch die Schiedsrichter Ziele von Gewalt.

Thomas Bergmann gehört zum Präsidium des Deutschen Fußballbunds (DFB) und ist beim Südwestdeutschen Fußballverband (SWVF) für die Schiedsrichter zuständig.

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SWR1: An welchem Punkt haben Sie gemerkt, das geht über das übliche "Schiedsrichter-Telefon"-Aufregen hinaus?

Thomas Bergmann: So zu tun, als sei das ein völlig neues Phänomen, ist falsch. Wo ich aber gemerkt habe, dass sich etwas geändert hat, war ein Vorfall, wo ein Spieler einen Schiedsrichter mit einem Faustschlag niedergeschlagen hat. Das Ganze wurde gefilmt und ging sofort viral.

SWR1: Woher kommt die gestiegene Zahl von Anfeindungen aus Ihrer Sicht?

Bergmann: Ich habe gerade von Gewaltforscher Gunter Pilz ein Statement gelesen, dass ist kein Problem des Fußballs. Das ist ein Problem der Gesellschaft und da sich der Fußball innerhalb der Gesellschaft bewegt, haben wir das Problem natürlich auch im Fußball.

SWR1: Wie geht der Verband gegen die steigende Zahl der Anfeindungen gegen Schiedsrichter vor?

Bergmann: Eine Aktion ist zum Beispiel "Fair ist mehr". Da werden faire Gesten ausgezeichnet, zum Beispiel für Spieler, die zum Schiedsrichter sagen: "Der Ball war nicht im Tor oder nicht im Aus". Wir haben die Aktion "Fairplay am Spielfeldrand" mit sechs Verhaltensregeln für die Zuschauer. Das gilt insbesondere für den Jugendspielbetrieb, wo wir immer wieder feststellen, dass Eltern übergriffig werden.

SWR1: Wenig überraschend ist, dass deshalb immer weniger Menschen eine Schiedsrichter-Ausbildung machen wollen. Gibt es Pläne, um  das Problem zu lösen?

Bergmann: Eine Idee ist deutlich zu machen, wieviel Positives ich auch als SchiedsrichterIn erlebe. Das kommt mir bei der Diskussion etwas zu kurz. Das ist einfach ein tolles Gefühl für einen Menschen, wenn er 90 Minuten ein Spiel, das vielleicht hin und herwogt, erfolgreich leitet und am Ende sagen kann: Ich habe eine gute Leistung abgeliefert.

SWR1: Wenn jetzt schon in den Amateurklassen Schiedsrichter fehlen, was bedeutet das dann für die Zukunft, auch für die höheren Spielklassen?

Bergmann: Die Pyramide beginnt in den unteren Klassen des Amateur-Fußballs und dass es dort Spiele gibt, die nicht besetzt werden konnten — das gilt auch für Spiele im Jugendbereich. Wir haben keine Schiedsrichterausfälle ab der Bezirksliga aufwärts gehabt, sodass ich mir um den Profibereich keine Sorgen mache.

Das Interview führte SWR1 Moderator Michael Lueg.

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