Threema statt WhatsApp, Vivaldi statt Chrome

So klappt es auch ohne amerikanische Software und Dienstleistungen

Stand

Von Autor/in Marcus Netscher

Wir sagen euch, wie es auch ohne amerikanische Software und Dienstleistungen klappt und welche Alternativen es zu Google und Amazon gibt.

Die jüngsten politischen Ereignisse in den USA könnten bei manchem Nutzer amerikanischer Software oder Online-Dienste den Wunsch aufkommen lassen, sich etwas unabhängiger zu machen. Wir sagen euch, welche europäischen Alternativen es zu WhatsApp, Google-Maps und Amazon gibt.

Preissuchmaschinen, VerbraucherrechtOnline Shopping

Natürlich ist Amazon, mit seinem Hauptsitz in Seattle, der Platzhirsch unter den Online-Kaufhäusern. Die besten Preise liefert die Plattform aber nicht immer. Außerdem sind die Lieferzeiten nur mit kostenpflichtigem Prime-Abo auch wirklich kurz.

Wer Preise vergleichen möchte, sollte bei Preissuchmaschinen, wie Idealo (Axel Springer) oder Geizhals (Heise-Gruppe), vorbeischauen. Allerdings tauchen bei den Ergebnissen auch Anbieter US-Anbieter, wie Amazon, auf.

Die Anzahl der deutschen Online-Versender, die wie Amazon ab einem gewissen Bestellbetrag auf Versandkosten verzichten und schnell, teilweise sogar sofort liefern, ist riesig. Wer sich nicht sicher ist, kann vor einem Kauf das Impressum des Anbieters zu Rate ziehen.

Wer im EU-Ausland bestellen möchte, sollte darauf achten, dass der Online-Shop klar auf das Widerrufsrecht hinweist. In der Regel gilt auch hier, dank der harmonisierten Vorschriften zum Verbraucherschutz, ein 14-tägiges Widerrufsrecht für Online-Geschäfte im Bezug auf Rückgaben oder Mangelbeseitigung.

WERO, Klarna, SofortüberweisungOnline-Bezahldienste

Der Bezahldienst PayPal, mit Sitz im amerikanischen San Jose, gehört heute zum Standard bei Online-Bezahlvorgängen. Aber auch hier geht es ohne US-Beteiligung.

Der europäische Bezahldienst WERO, mit Sitz in Belgien, ist bei uns zwar nicht wirklich verbreitet, kann aber ähnlich viel. Ähnlich wie bei PayPal, könnt ihr dort Geldbeträge binnen Sekunden ohne IBAN transferieren. Größte Einschränkung von WERO: Ihr braucht ein Konto bei einer teilnehmenden Bank. Zumindest die großen Player, wie die Sparkassen, die Postbank oder die ING DIBA, haben den Bezahldienst bereits integriert, was eine Nutzung der App ermöglicht.

Immer beliebter werden auch die Dienstleistungen des schwedischen Anbieters Klarna mit Sitz in Stockholm. Bekannt ist Klarna vor allem durch seinen umfassenden Käuferschutz und der Möglichkeit, der Rechnungszahlung binnen 30 Tagen. Mit der Option "Einmalkarte" ist außerdem eine Zahlung ohne Offenlegung der Bankdaten möglich. Leider nicht möglich ist das private Versenden von Geldbeträgen, wie bei PayPal.

Wer direkt Geld "privat" versenden möchte, profitiert von den Änderungen beim Verbraucherrecht bei der sogenannten Sofortüberweisung. Diese war bisher nur Kunden von teilnehmender Bank vorbehalten. Seit Januar 2025 müssen aber alle Banken innerhalb der EU den Empfang von Beträgen per Sofortüberweisung anbieten. Ab Oktober 2025 gilt das auch für den Versand.

Allerdings können bei der Nutzung des Bezahldienstes Kosten entstehen. Die Verbraucherzentrale NRW weist aber darauf hin, dass diese nicht höher sein dürfen als die Kosten für eine normale Überweisung.

Google ist die Nummer 1 unter den Suchmaschinen. Da das Angebot des in Mountain View, Kalifornien, beheimateten Konzerns von E-Mail-Anwendung über den Routenplaner, bis hin zur weltweit größten Internet-Suchmaschine reicht, entkommt man dem Riesen nur schwer.  Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen, viele davon sind sogar kostenlos.

MetaGer, Ecosia, StartpageSuchmaschinen

Wir suchen nicht im Internet, wir googeln. Und so führt auch kaum ein Weg ganz am Suchmaschinen-Riesen vorbei. Wie Google, sitzt auch Microsoft Bing in den Vereinigten Staaten und auch die Ergebnisse der Firefox-Suchmaschine kommen aus Amerika.

Wer dennoch den Datenkraken zumindest ein kleines Schnippchen schlagen möchte, kann sich alternativ bei "Ecosia" umsehen. Gegründet in Berlin, gibt sich das Unternehmen einen sehr grünen Anstrich und pflanzt jede Menge Bäume. Die Suchmaschine gibt es für den Browser und als App. Die Ergebnisse kommen allerdings von Bing.

Das niederländische Unternehmen "Startpage" versteht sich als Alternative zur Google-Suche und bezeichnet sich selbst als sicherste Suchmaschine der Welt. Laut Anbieter erfolgt kein Tracking und es gibt eine anonyme Suchfunktion, darüber hinaus werden Preistracker blockiert, Retargeting vermieden und es werden keine personenbezogenen Datenprofile erstellt, so der Anbieter. Startpage gibt es für den Browser und als App. Die Ergebnisse kommen allerdings von Google.

Nicht unerwähnt soll auch "MetaGer" bleiben. Zwar arbeitet die aus Deutschland stammende Meta-Suchmaschine auch mit Ergebnissen der großen US-Anbieter, garantiert aber die größtmögliche Privatsphäre dank Anonymisierungs-Proxy. Außerdem sind der Quellcode und die Such-Algorithmen transparent und für jeden einsehbar.

Betriebssysteme ohne Google

Wer an Android oder ChromeOS, Microsoft Windows und iOS nicht mehr möchte, für den wird es hart. Es gibt zumindest, was Mobilgeräte angeht, kaum Alternativen.

Zwar gibt es mit Linux, zumindest für den heimischen Computer, eine brauchbare Lösungen, viele davon aber mit größeren Einschränkungen. Und ob an der zum Einsatz kommenden Linux-Distribution nicht doch US-Unternehmen beteiligt sind, lässt sich nur durch eine umfassende Recherche im Einzelfall klären.

Für manche Smartphones und Tablets gibt es ebenfalls Linux-basierte Alternativen. Diese werden allerdings nur von bestimmten Geräteherstellern unterstützt und verlangen erweiterte Kenntnisse. Ebenfalls ein Problem: in den App-Stores der Distributionen gibt es oft nur die üblichen Verdächtigen. Wer sich trotzdem einlesen möchte, findet im Freenet-Magazin eine aktuelle Übersicht.

Betterbird und eM-ClientE-Mail-Programme

Relativ einfach lassen sich amerikanische Anbieter bei den Mail-Providern ausklammern. Wer auf Outlook oder Thunderbrid und Konsorten verzichten möchte, findet im tschechischen Mailclient "eM" eine, zumindest für den Privatgebrauch, kostenlose Alternative.

Ebenfalls interessant, das Projekt "betterbird.eu", das zwar auf dem amerikanischen Thunderbird Mailclient fußt, aber in Europa weiterentwickelt wird.

E-Mail Anbieter

Bei den Mailanbietern ist es ebenfalls leicht möglich Gmail, Yahoo und Co. außen vorzulassen. Für kostenlose Mailadressen sind die Angebote von web.de und GMX eine gute Anlaufadresse. Beide gehören zum Anbieter United Internet mit Sitz im rheinland-pfälzischen Montabaur.

Tipp: Vielen Nutzern ist oft nicht bewusst, dass sie zum Beispiel auch beim Festnetz-Telefon- oder Kabel-Anschluss bereits eine Mailadresse erhalten, die "kostenfrei" für alle Belange genutzt werden kann. Ein Blick in die entsprechenden Vertragsunterlagen hilft hier eventuell weiter.

Wer bereit ist, für seine Mailadresse zu bezahlen, kann sich die Angebote von "tuta" aus Hannover ansehen. Auch hier gibt es ein kostenloses Kennlern-Angebot. Die Preise für den Bezahldienst liegen zwischen drei und acht Euro pro Monat.

Auch der Berliner Anbieter "Posteo" könnte interessant sein. Hier richtet sich der Preis nach der angemeldeten Nutzung und beginnt für eine Mailadresse mit 2 Gigabyte Speicher und einem Kalender bei gut einem Euro pro Monat.

Ebenfalls einen Blick wert könnte das Angebot des ebenfalls in Berlin beheimateten Anbieters "mailbox.org" sein. Die günstigste Variante "light" schlägt hier mit einem Euro pro Monat zu Buche.

Vivaldi, Opera, MullvadInternet Browser

An den in den Betriebssystemen integrierten Internet-Browsern, wie Edge (Microsoft), Safari (Apple) oder Chrome (Android), vorbeizukommen, ist eigentlich kein Problem. Es gibt leistungsfähige Alternativen. In der Hauptsache wichtig dabei ist aber, das System entsprechend anzupassen.

Das bedeutet, im Falle von Windows, zum Beispiel die Standardanwendung von Edge auf eine Browser-Alternative zu ändern.

Standardanwendung im Betriebssystem ändern
Windows 10/11
Android
iOS

Eine mögliche Alternative, vor allem für Nutzer von Chrome, ist "Vivaldi", dessen Entwickler in Norwegen beheimatet sind. Zwar basiert Vivaldi auf Chrome, weicht aber in Sachen Datenschutz und Funktionsumfang deutlich ab. Besonders die Möglichkeiten Werbung wegzufiltern macht den Browser interessant.

Ebenfalls eine Alternative können "Opera" (Norwegen) oder der "Mullvad Browser" aus Schweden sein. Letzterer kostet nur dann Geld, wenn die VPN-Funktionen genutzt werden sollen.

Libre-Office und CollaboraOffice-Alternativen

Wer künftig auf Microsoft-Office, Apple-Pages oder Google-Workspace verzichten möchte, kommt an Libre-Office nicht vorbei. Das Paket der Document Foundation aus Berlin ist kostenlos und für alle Betriebssysteme erhältlich. Am Smartphone klappt zumindest das Betrachten.

Wer hier auch schreiben möchte, den verweisen die Entwickler an den aus Cambridge, England, stammenden Anbieter "Collabora", dessen Online-Office-Anwendungen unter anderem auch bei deutschen Anbietern, wie Strato oder Nextcloud, zur Verfügung stehen.

Here we Go, AmiGoNavigation

Google-Maps ist auf allen Android-Smartphones bereits vorinstalliert und fügt sich nahtlos in Andoid-Auto oder Apple-Carplay ein. Wer künftig ohne US-Unterstützung navigieren möchte, für den ist eventuell "Here We Go" eine Alternative.

Der Anbieter "Here Technologies" aus Eindhoven in den Niederlangen bietet mit "Here We Go" ein vollwertiges Navigations-Programm für Android, iOS, Tizen und FireOS. Browserbasierte Navigation ist ebenfalls möglich. Dabei greift das Unternehmen in den meisten Fällen, neben eigenen, auch auf Karten des in England gegründeten OSM-Projektes (OpenStreetMap) zurück.

Die App lässt sich auch mit Android-Auto und Apple-Carplay nutzen und sollte ab iOS 18.4 als Standard-App für die Navigation einstellbar sein.

Ebenfalls aus den Niederlanden und kostenlos ist die für iOS und Android verfügbare App "AmiGO".

Streaming-Dienste

Wer Netflix, Prime Video, Apple TV+, Sky oder WoW künftig umgehen möchte, wird es im europäischen Raum relativ schwer haben.

Zwar gibt es neben den extrem umfangreichen Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Anbieter ARD, ZDF oder Arte, auch umfangreiche private Angebote, wie RTL+, MagentaTV oder Joyn (Plus+). Dennoch gibt es beim Angebot, besonders im Hinblick auf aktuelle US-Serien, durchaus Defizite.

Wer einen Bücherei-Ausweis besitzt, sollte bei "filmfriend.de" vorbeischauen. Rund 800 Büchereien in Deutschland sind an den Streaming-Dienst angeschlossen, dessen Schwerpunkt eher in Richtung hochwertiger Unterhaltung und Bildung liegt. Nimmt eure Bücherei teil, könnt ihr mit Smartphone, Tablet, SmartTV oder Computer kostenlos streamen.

Threema statt WhatsAppMessenger-Alternative

Der zu Meta-Platforms aus Menlo-Park, Kalifornien, gehörende Messenger WhatsApp gehört zu den meist genutzten Messenger-Diensten in Deutschland.

Wer auf WhatsApp verzichten und auf einen europäischen Anbieter setzen möchte, dem bleibt letztlich nur der aus der Schweiz stammende Messenger "Threema". Der Messenger kostet für iOS und Android jeweils knappe sechs Euro. Nach eigenen Angaben sammelt Threema nur Daten die für den unbedingten technischen Ablauf notwendig sind.

In diesem Zusammenhang der Hinweis: Der ebenfalls sehr auf Privatsphäre setzende Messenger Signal agiert zwar weitgehend ohne wirtschaftliche Zwänge und in Sachen Datenschutz bislang vorbildlich, die dahinterstehende Stiftung befindet sich allerdings in Los Angeles, Kalifornien.

Wer am PC zocken will, kommt an den US-Platzhirschen, wie Epic oder Steam, in Sachen Vielfalt und Umfang kaum vorbei. Ebenfalls von Nachteil: der Käufer erwirbt dort lediglich die Lizenz das Spiel nutzen zu können.

Für ältere Spiele haben wir dennoch eine europäische Plattform gefunden. "GoG" mit Sitz in Warschau, Polen. Sie bietet viele, meist ältere Games zum Download ohne DRM an.  Sprich, die Spiele können lokal und ohne Internetverbindung, ganz klassisch gespielt werden. "GoG" steht übrigens für "Good Old Games", was die Webseite eindrücklich beweist.

Fazit | So klappt es auch ohne amerikanische Software und Dienstleistungen

Bei meiner Recherche ist mir aufgefallen, wie umfangreich und tief verwoben wir auch im digitalen Bereich mit Unternehmen aus den Vereinigten Staaten sind. Sie jetzt einfach ganz auszuklammern geht meist nicht mit einem Klick, ist aber in vielen Fällen möglich. Die genannten Beispiele erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Marcus Netscher
SWR1 Redakteur Marcus Netscher