Bilder aus den TV-Serien "Captain Future" und "Timm Thaler" (Foto: IMAGO, picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa/ZDF | Tv 60 | ToeixAFxArchivexMaryxEvans)

Christian Bruhn im SWR1 Interview

"Sie waren der Soundtrack meiner Jugend"

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SWR1

In den 80er Jahren schrieb Christian Bruhn die Titelmelodien und Soundtracks für Klassiker wie "Timm Thaler" und "Captain Future". Viele Fans begeistert die Musik bis heute.

Wir haben mit Komponist Christian Bruhn über seine Arbeit an Musikstücken wie "Timm Thaler" aus den 80er Jahren gesprochen und ihn gefragt, wie es sich anfühlt, so viele Fans für seine Musik zu haben.

SWR1: Sie haben circa 2000 Lieder und Fernsehfilm-Soundtracks geschrieben. Kinder der 80er sind zum Beispiel mit Ihrer “Captain Future”-Musik groß geworden. Wann ist Ihnen das bewusst geworden?

Christian Bruhn: Als ich "Captain Future" gemacht habe, da habe ich ja schon 20 Jahre Musik gemacht. Also Musik habe ich mein Leben lang gemacht, seit ich fünf Jahre alt bin. Es war also nur ein Auftrag für eine Fernsehserie von sehr vielen.

SWR1: Aber die Musik zu "Captain Future" war prägend, oder?

Bruhn: Die Ausnahme ist, dass sie so besonders gut gelungen ist, weil wir offensichtlich eine besonders gute Zeit hatten. Das Thema hat allen mitmachenden Musikern besonders gelegen, sie haben auch beigesteuert. Das sind so Zufälle, da entsteht plötzlich etwas. Aus dem Nichts kann man nicht sagen, die Noten waren ja aufgeschrieben.

SWR1: Sie haben den Geschmack der Zeit getroffen.

Bruhn: Ja, dass es so gut wird, ist selten. Diese Mischung aus Disco und Jazz. 

SWR1: Und so ein futuristischer Synthesizer-Sound 1980. Sie selbst haben viele Keyboards gespielt, hatten richtig gute Studiomusiker. Die haben sich auch eingebracht, haben Sie gesagt.

Bruhn: Gewisse Phrasen, also die Bassphrase oder eine gewisse Gitarrenphrase, wurden vorgeschlagen. Wir sagen Lick dazu. Eine kurze Phrase haben die dann selbst erfunden und vorgeschlagen.

SWR1: Gemeinsam haben Sie dann so ein tolles Ding komponiert, das, wie gesagt, der Sound unserer 80er Kinder- und Jugendzimmer war. Was sagen die Leute, wenn sie Sie zufällig mal wieder auf "Captain Future" ansprechen?

Bruhn: Der meistgebrauchte Ausdruck ist "Sie waren der Soundtrack meiner Jugend". Das höre ich sehr oft. Ich ersticke in Lob dafür.

SWR1: Das glaube ich, da kriegt jeder sofort Herzklopfen. Sie haben die Musik von so vielen Jugendserien gemacht. In den 80ern "Manni, der Libero", die ZDF-Weihnachtsserien wie "Patrik Pacard" oder "Silas" und "Timm Thaler" mit Tommi Ohrner von 1979 bis 1980. Der Junge, der sein Lachen verkauft. Da hört man sofort die Gefühle der Geschichte. Woher kam diese geniale Melodie?

Bruhn: Man hat mir die erste Folge gezeigt und wie sie anfängt. Da stürzt das Flugzeug des Vaters ab. Man sieht nur eine Rauchwolke hinter einem Wald, und da ist mir das traurige Thema eingefallen. Das habe ich mir sofort ins Drehbuch notiert, direkt am Schneidetisch.

SWR1: Sie sehen also die Bilder. Sie sehen, da liegt Tod und Absturz in der Luft und Ihnen fällt diese Melodie ein, und sie notieren Sie sich schon mal für später.

Bruhn: Genau. Der Junge ist ja traurig. Ich beschreibe mit der Melodie den traurigen Jungen. Ich setze das Bild oder die Gefühle, die ich aus dem Bild schöpfe, in Musik um.

SWR1: Was hat "Timm Thaler"-Schauspieler Tommi Ohrner dazu gesagt?

Bruhn: Er hat mal behauptet die Melodie wäre von ihm. Aber sowas passiert öfter, dass sich die Leute dann so integriert fühlen, dass sie meinen, sie hätten da mitgewirkt.

SWR1: Ich kann das total verstehen. Tommi Ohrner ist in dieses Lied geschlüpft wie in seine Jeans. Das war seins, das war sein Lied. In den 80ern bin auch ich, wie viele Jugendliche, von ihren Serienmusiken berührt worden, geprägt worden, mit denen eben groß geworden. Wie fühlt sich das jetzt an, dass Sie so viele Fans haben oder Leute, die ohne Sie vielleicht ihre Jugend anders erlebt hätten?

Bruhn: Das ist ein sehr schönes Gefühl. Das ist jetzt über 40 Jahre her. Es gibt auch noch ein paar Lieder von mir, die sich sogar 50 Jahre und länger gehalten haben. Das macht einen Komponisten wirklich glücklich, mehr als Geld und Gut. Die Anerkennung von normalen Menschen, die musikalisch sind, das ist das Höchste, was man erreichen kann.

SWR1: Ein paar Sekunden Ihrer Lieder reichen, und wir träumen uns wieder in unsere Jugendzimmer zurück. Oder denken an die Tüte Chips, die wir auf der heimatlichen Couch gegessen haben, während wir "Timm Thaler" verschlungen haben oder "Captain Future". Was wären wir ohne Sie?

Bruhn: Ich habe ein Lied gemacht, es geht auch ohne mich.

SWR1: Was ist denn Ihr Lieblingssoundtrack oder Ihr Lieblingssong aus den 80ern?

Bruhn: Eines meiner Lieblingslieder ist von Al Jerrau "Mornin’ Mister Radio". Da rate ich jedem, sich das mal anzuhören. Das ist ein ganz tolles Lied.

Das Gespräch führte Dörte Tebben.

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