Noch im letzten Herbst hatte eine SWR-Umfrage ergeben, dass viele ehrenamtliche Ortsbürgermeister in Rheinland-Pfalz einer erneuten Kandidatur bei der Kommunalwahl kritisch gegenüberstanden. Dennoch tritt eine Mehrheit jetzt wieder an, so auch Patrick George aus Stahlhofen im Westerwaldkreis. Wir haben mit Maren Busch (parteilos) gesprochen, hauptamtliche Bürgermeisterin der VG Diez, wie die Situation bei ihr ist.
SWR1: Sie kommen eigentlich aus der Wirtschaft und sind jetzt die jüngste hauptamtliche Bürgermeisterin in Rheinland-Pfalz. Warum wollten Sie das?
Maren Busch: Ich war schon immer sehr dran interessiert, was in unserer Heimat geschieht und war in vielen Vereinen aktiv. Und als sich die Chance gegeben hat, dass mit meinem Beruf zu verbinden und was Sinnhaftes zu machen in meiner Arbeitszeit, habe ich gedacht, es könnte was für mich sein, wurde aber auch von anderen drauf hingewiesen.
Dann hat es tatsächlich geklappt und ich wurde gewählt und jetzt bin ich sehr, sehr glücklich und froh, seit einem Jahr das Amt ausfüllen zu dürfen.
SWR1: Ein Jahr im Amt: Wie ist ihr Fazit?
Busch: Hier muss man ein bisschen unterscheiden zwischen Haupt- und Ehrenamt. Diesen Frust, den sie beschreiben, den nehme ich auch wahr, aber vor allem eher bei den ehrenamtlichen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern.
Auch in meiner Ebene der "Hauptamtler" ist es so, das ist vor allem der Gestaltungsspielraum, der hängt natürlich auch an den kommunalen Finanzen, und das ist eine schwierige Situation jetzt in Rheinland-Pfalz. Ansonsten ist das Thema Hass, Hetze und Anfeindungen gerade sehr populär, das darüber gesprochen wird.
Das sind eher Einzelfälle, die ich höre. Im Großen und Ganzen kommt der Frust, glaube ich eher von strukturellen und finanziellen Problemen.
SWR1: Patrick George ist Ortsbürgermeister im Westerwald und tritt nur deshalb noch einmal an, weil es sonst niemanden gibt, der seinen Job machen möchte. Würden Sie den Schritt noch einmal gehen?
Busch: Ich würde den Schritt auf jeden Fall noch mal gehen. Ich liebe diesen Job. Der ist manchmal sehr anstrengend, aber es macht total viel Freude und deswegen würde ich es auf jeden Fall noch mal machen.
SWR-Umfrage Trotz Anfeindungen und Finanzproblemen - viele Ortsbürgermeister treten bei Kommunalwahl in RLP wieder an
Viele Ortsbürgermeister in RLP, die im Herbst bei einer SWR-Umfrage noch unsicher waren, ob sie wieder kandidieren werden, treten doch bei der Kommunalwahl im Juni an. Die Gründe dafür sind vielfältig.
SWR1: Was müsste sich ändern, dass es auch wieder mehr ehrenamtliche Kandidaten gibt?
Busch: Ich glaube, das Thema kommunale Finanzen ist ein großes. Das Ehrenamt, was ich natürlich verstehen kann, das nimmt enorm viel Zeit in Anspruch und dann möchte man ja auch etwas gestalten. Und wenn dann die Finanzen nicht da sind, um was gestalten zu können, dann ist es sehr frustig.
SWR1: Heute beginnt das Treffen der jungen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Tauschen sie sich denn sonst auch untereinander aus?
Busch: Tatsächlich haben wir einmal im Monat eine Videokonferenz und wir haben eine rege genutzte Facebook-Gruppe, in der dann solche Sachen stehen wie: "Ich möchte ein neues Schwimmbad bauen. Hat auch schon mal jemand von Euch gemacht?" Da antworten dann direkt Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die den selben Sachverhalt hatten. Das ist super, um gerade in solchen Spezialfällen irgendwo einen Anhaltspunkt zu haben. Das war ein ganz, ganz wichtiges Netzwerk und eine ganz wichtige Stütze auch für mein erstes Amtsjahr. Ich glaube, ohne dieses Netzwerk wäre ich nicht gut gestartet.
Das Gespräch führte Michael Lueg.