SWR1: Kann man sich tatsächlich mehrfach infizieren?
Bodo Plachter: Wir müssen mit solchen Einschätzungen sehr vorsichtig sein. Wir sprechen von Menschen, die relativ lange - mit entsprechend sensitiven Methoden – corona-positiv sind. Die werden gelegentlich auch wieder negativ und dann wieder positiv. Das wird dann als Reinfektion bezeichnet. Häufig ist es aber nichts anderes als das, was eben noch von der ersten Infektion übrig ist. Wahrscheinlich wird man sich wieder infizieren können, allerdings in einem größeren zeitlichen Abstand. Das wird ähnlich sein wie bei der Grippe. Aber drei- oder viermal kurz hintereinander, das ist doch sehr unwahrscheinlich.
SWR1: Ist das eine Wellenbewegung mit dem gleichen Virus?
Plachter: Üblicherweise sind die Menschen, die dann immer wieder positiv werden, eigentlich schon symptomfrei. Bislang weiß man nicht, woran es liegt, dass manche Patienten eben relativ lange positiv bleiben. Üblicherweise ist es allerdings so, dass man dann bei diesen Patienten kein infektiöses Virus mehr isolieren kann. Das heißt, die Bestandteile des Virus sind zwar noch vorhanden und mit einem PCR-Test nachweisbar sind, aber man kann von diesen Patienten in aller Regel kein infektiöses Virus mehr isolieren. Das heißt, die Patienten sind auch nicht mehr infektiös. Wir sprechen hier im Wesentlichen von immungesunden Patienten.
Es gibt durchaus Fälle von immungeschwächten Patienten, die tatsächlich auch über Wochen hinweg, immer wieder positiv werden. Hier scheint es durchaus möglich zu sein, dass man sich in kürzeren Abständen auch wieder infiziert oder das Immunsystem eben dann die nächste Infektion nicht gut kontrollieren kann.
Entwicklung der Pandemie Sieben-Tage-Inzidenz in RLP sinkt weiter deutlich
Der Abwärtstrend bei den Coronazahlen in Rheinland-Pfalz hat sich auch am Freitag fortgesetzt: Wie das Landesuntersuchungsamt (LUA) mitteilte, liegt die Sieben-Tage-Inzidenz im Land jetzt bei 185,0 (Vorwoche: 312,9). mehr...
SWR1: Ist man am Ende mehr immun, wenn man öfter Corona hatte?
Plachter: Wir wissen das noch nicht wirklich. Wir haben Hinweise darauf, dass die Qualität der Immunantwort bei geimpften und noch einmal infizierten Patienten tatsächlich besser ist, als eben nur nach der Impfung oder möglicherweise auch nur nach einer einmaliger Infektion. Der wiederholte Kontakt mit dem Erreger oder dem Protein-Antigen dieses Erregers verbessert schrittweise auch die Immunantwort. Man wird sich trotzdem möglicherweise immer wieder, meinetwegen im Jahresabstand, mit dem Virus infizieren können, ähnlich eben wie auch bei der Grippe. Auch da hat man keinen vollständigen Schutz, aber eben einen Schutz gegen schwere Erkrankung.
SWR1: Ist man irgendwann ganz immun?
Plachter: Ich bin da sehr skeptisch! Denn das gelingt bei solchen Erregern, also allen Viren, die die Atemwege infizieren, eigentlich nie. Mit denen kann man sich eigentlich immer wieder - in gewissen zeitlichen Abständen - neu infizieren. Das heißt, das Immunsystem schafft es nicht vollständig, diese Infektionen zu blockieren. Aber in aller Regel sind die Krankheitssymptome dann milder als bei der ersten Infektion.
Das Gespräch führte Michael Lueg.