Gemüse, Fleischersatz - nachhaltiges Grillgut auf dem Tisch (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Tipps für entspannte Sommerabende

Nachhaltig grillen: So geht es richtig

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AUTOR/IN
Teresa Liesenfeld

Endlich ist der Sommer da, und die Grillsaison kann beginnen. Aber mit Einweg-Geschirr, Alufolie und Rauch kann Grillen eine richtige Umweltsünde sein.

Auch Grillkohle ist oft klimaschädlich. Wir haben Tipps für den nachhaltigen Grill-Abend.

Das Problem mit der Grillkohle

"Heiß, illegal und undurchsichtig", so heißt es im Grillkohle-Report 2020 des World Wide Fund for Nature (WWF) und des Thünen-Instituts. Europaweit wurden hier 150 Grillkohle-Produkte auf ihre Herkunft und Inhaltsstoffe untersucht. Das Ergebnis: Viele der Produkte beinhalten nicht das, was die Verpackung verspricht. Fast die Hälfte der untersuchten Grillkohle-Sorten enthielt Tropenholz. Oft steht auf der Packung die bei Grillfreunden beliebte Buche. Drinnen stecken jedoch ganz andere Holzarten aus den Tropen oder illegaler Rodung in Osteuropa.

Laut dem WWF-Holzexperten Johannes Zahnen ist die Produktion von Grillkohle systematisch mit illegalem Handel und Raubbau verbunden. Viele Verbraucher helfen somit ahnungslos bei der Zerstörung tropischer Wälder mit, hieß es auf der Seite des WWF. "Der Grillkohlebereich ist extrem finster, da gibt es ganz viele dubiose, höchstwahrscheinlich illegale Produkte. Es gibt in Deutschland auch keine gesetzliche Regelung für Grillkohle", so Zahnen gegenüber SWR1.

Grillkohle mit Zertifikat - aber welches?

Zwar gibt es inzwischen jede Menge Zertifikate und andere Angaben, welche die Produkte umweltfreundlich erscheinen lassen. Begriffe wie "Naturprodukt", "aus natürlicher Herkunft" oder ähnliches, klingen zwar umweltfreundlich, sagen jedoch nichts über die Herkunft des Produktes aus. Deshalb sollten Sie dabei ganz genau hinschauen. Johannes Zahnen empfiehlt, auf Naturland-zertifizerte Produkte zurückzugreifen. Diese erfüllen den vergleichsweise höchsten Standard. Aber auch das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) ist ein guter Anhaltspunkt.

Wichtig ist aber nicht nur das Zertifikat, sondern auch die Holzart und -herkunft. Denn auch einige FSC-zertifizierte Produkte beinhalten Holz aus den Tropen. Wenn möglich, kaufen Sie regionales Holz.

"Der Grillkohlebereich ist extrem finster, da gibt es ganz viele dubiose, höchstwahrscheinlich illegale Produkte."

Grillkohle-Alternativen

Es gibt aber auch Alternativen zur herkömmlichen Grillkohle: Aus Kokosnuss-Schalen, Bambus, Maisspindeln oder Olivenkernen. SWR-Marktcheck hat die verschiedenen Alternativen ausprobiert und ist zu dem Schluss gekommen: Abgesehen von den Maisspindeln, konnten die Alternativen in den Kategorien "Schnelle Hitze" und "Anhaltende Wärme" ohne Probleme mithalten. Noch ein Tipp: Kokosnuss-Schalen und Bambus kommen von weit her, deshalb sind Olivenkerne und Maisspindeln die nachhaltigere Variante. Trotzdem gilt: alle Alternativen sind ökologischer als die Grillkohle.

Den richtigen Grill wählen

Generell gilt: Beim Grillen mit Kohle entsteht Feinstaub. Der belastet nicht nur die Umwelt, sondern auch die Lunge. Deshalb gilt der Kohlegrill als die bedenklichste Variante. Noch umweltschädlicher als der "normale" Kohlegrill sind Einweggrills, weil sie viel Abfall produzieren - und beim nächsten Grillen wieder neu angeschafft werden müssen.

Besser sind kohlefreie Alternativen, wie der Gas- oder Elektrogrill. Das Problem beim Gasgrill: Gas ist eine endliche Ressource. Dazu kommt noch die Problematik der Herkunft: Wo kommt das Gas her? Wie wurde es produziert? Wurde es durch Fracking gefördert? WWF-Experte Johannes Zahnen empfiehlt als beste Variante den Elektrogrill: "Wenn der Elektrogrill mit grünem Strom gespeist wird, ist das ökologisch die beste Art zu grillen."

Grillgemüse und ein Hähnchensteak auf einem Holzbrett angerichtet (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Weniger ist mehr: Wer nicht komplett auf Fleisch verzichten will, kann weniger Fleisch und mehr Gemüse grillen.

Problemfall Tierprodukte

Mindestens genauso wichtig wie die Wahl des Grills ist das, was drauf liegt. Inzwischen weiß es fast jeder: Fleisch gilt als "Klimakiller". Weltweit werden riesige Flächen Wälder abgeholzt, um Getreide und Soja anzupflanzen - als Futtermittel für die Tierhaltung. Laut einer Studie des UN-Umweltprogramms (UNEP) beansprucht Tierhaltung weltweit inzwischen fast 80% der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Aber Fleischproduktion braucht nicht nur enorm viel Fläche, sondern auch Wasser. Für ein Kilogramm Rindfleisch werden laut Heinrich-Böll-Stiftung 15.415 Liter Wasser verbraucht, für ein Kilo Schweinefleisch immerhin fast 6.000 Liter. Zusätzlich beschleunigen die Emissionen der Nutztierhaltung den Klimawandel.

Ein Kilogramm Rindfleisch verbraucht in der Produktion 15.415 Liter Wasser. Schweinefleisch braucht 6.000 Liter Wasser pro Kilo.

Deshalb gilt: Je veganer das Grillen ausfällt, desto besser! Gemüse in allen Farben, am besten festfleischig und saftig, passen gut auf den Rost: Auberginen, Cocktailtomaten, Fenchel, Spargel, Zucchini, Maiskolben, Champignons, Paprika, Kartoffeln, Kürbis oder Zwiebeln. Einfach mit Öl bestreichen, würzen und losgrillen!

Beliebt sind auch verschiedene Grillkäsesorten oder Feta-Käse. Doch auch wenn Milchprodukte im Vergleich zu Fleisch die nachhaltigere Variante sind - auch die Produktion dieser Produkte ist aufwändig und nicht gerade klimafreundlich.

Fast wie Fleisch, dafür nachhaltig

Wenn es doch "wie Fleisch" sein soll: Inzwischen bieten sogar Discounter günstige Fleischersatz-Produkte an, die durch ihre Würzung oft zum Verwechseln ähnlich schmecken. Das oft genannte Argument, dass diese Produkte auch nicht nachhaltig seien, weil sie meist aus Soja bestehen, stimmt so nicht. Denn für die Produktion eines Soja-Würstchens wird deutlich weniger Ackerfläche, Wasser und Energie benötigt, weil es direkt für den menschlichen Verzehr produziert ist.

Für die Produktion von Rindfleisch werden zehn Mal so viele Treibhausgase ausgestoßen, wie für die Produktion von Fleischersatzprodukten.

Laut Bundesumweltamt werden für ein Kilogramm Fleischersatz auf Sojabasis 2,8 kg Treibhausgase ausgestoßen. Für Schweinefleisch sind es knapp 50 Prozent mehr, für die Produktion von Rindfleisch wird mehr als das Zehnfache an Treibhausgasen ausgestoßen. Ob nun aus Seitan oder Soja, auf Erbsen- oder Lupinenbasis: Fleischersatzprodukte sind die nachhaltige Alternative zum Original.

Grillschalen - sinnvoll, aber bitte nicht aus Alu

Grillschalen sind sinnvoll, da sie verhindern, dass Fleisch oder Gemüsesaft und Fett in die Glut tropfen und verbrennen. Denn dabei entstehen Schadstoffe, die sich im Grillgut anreichern und die teilweise krebserregend sind. Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt: Beim Grillen mit Aluminiumschalen, sei ein Übergang von Aluminium in das Grillgut zu erwarten. Säure oder Salz verstärkten das Problem noch. Außerdem ist der Gebrauch von Aluminium nicht nachhaltig: Das Recycling von Alufolie sei kompliziert und aufwändig, ein Großteil des Materials könne nicht direkt recycelt werden, so das Bundesinstitut.

Nachhaltige und gesündere Alternativen sind Grillschalen aus Edelstahl, Keramik oder Emaille. Zu finden sind sie in Baumärkten, bei Discountern oder Onlinehändlern. Dort sind sie laut Stiftung Warentest oft unter ähnlichen Namen, wie "Grillkorb", "Gemüsekorb" oder "Grillplatte" zu finden.

Nachhaltig grillen und dabei Spaß haben

Wenn all die Tipps nach wenig Spaß klingen: Probieren Sie es einfach mal aus. Denn nur, wer ein paarmal die richtige Würzung ausprobiert, weiß, wie Grillgemüse am besten schmeckt. Und wenn Sie nicht glauben wollen, dass Fleischersatzprodukte wie Fleisch schmecken können: Machen Sie doch mal eine Blind-Verkostung.

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Teresa Liesenfeld