Sie spricht über die täglichen Herausforderungen im Nachrichtengeschäft, besonders emotionale Momente und beantwortet eure Hörerfragen.
Umgang mit bewegenden Nachrichten
SWR1: Welche Nachricht hat Dich bisher am meisten bewegt?
Susanne Kimmel: Spontan muss ich da an die Amokfahrt in Trier denken. Die war im Dezember 2020. Da sind die ersten Infos der Reporter vor Ort relativ kurz vor den Nachrichten reingekommen.
Ich weiß noch, dass ich mir noch schnell einen Text geschrieben und auch einen Reporter live aus der Trierer Innenstadt zugeschaltet habe. Beim Vorlesen musste ich mich wirklich zusammenreißen und hatte auch so das Gefühl, dass mir die Stimme ein bisschen zitterte. Weil man eben genau weiß: Hier bei uns in Rheinland-Pfalz passiert gerade in dem Moment etwas sehr Schlimmes.
SWR1: Das finde ich in einer solchen Situation völlig nachvollziehbar, wenn Emotionen durchklingen.
Kimmel: In dem Fall kann man es auch nicht unterdrücken, glaube ich. Das ist auch ein bisschen menschlich.
SWR1: Aber Du versuchst neutral und cool zu bleiben. Was hilft Dir dabei?
Kimmel: In den allermeisten Fällen ist man nicht direkt von dem betroffen, was da gerade passiert. Außerdem geht es auch darum, schnell zu sein und trotzdem gründlich zu arbeiten. Ich will die Info auch so vermitteln, dass jeder versteht, was da gerade los ist. Da funktioniert man und konzentriert sich voll auf die Arbeit. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, wenn ich vor dem Mikro in meiner kleinen Nachrichtenkabine stehe, kann man die Außenwelt schon ganz gut ausblenden.
SWR1: Das ist der professionelle Umgang damit. Aber was ist denn nach der Arbeit – träumst Du dann auch mal schlecht?
Kimmel: Ja, tatsächlich. Aber eher in der Form, dass ich vor dem Mikrofon stehe und plötzlich mein Skript weg ist oder die Technik nicht funktioniert. Also ja, das verfolgt einen tatsächlich immer mal wieder.
„Informativ, spannend und ereignisreich“ Der ARD Nachrichtentag 2025 im SWR
Am 5. Juni geht es beim ARD Nachrichtentag um Nachrichtenkompetenz und einen reflektierten Umgang mit Desinformation. Gemeinsam starten die ARD Medienkompetenz-Teams Angebote für alle Altersgruppen. Vor Ort in Schulen sowie bei uns in den Funkhäusern.
Eure Fragen zu den SWR1 RP Nachrichten
Hörerfrage von Fabian aus Mainz: Ich frage mich, warum in den Nachrichten nicht auch mal zum Abschluss etwas Nettes gesagt werden kann? Etwas, was einen gut in den Tag starten lässt und gute Laune bringt.
Kimmel: Ich gebe mir wirklich viel Mühe, noch eine gute Nachricht zu finden, die ich unterbringen kann. Leider gibt es auch Tage, da ist es einfach schwierig, positive Themen zu finden. Oder auch irgendwas, über das man einfach mal lächeln kann oder das einen mit einem guten Gefühl zurücklässt.
Auf jeden Fall kann ich sagen, wenn es eine gute Nachricht gibt, wird die bei uns auch zu hören sein. Aber ganz klar, wahrscheinlich müssen wir uns einfach noch ein bisschen mehr Mühe geben, die schönen und positiven Themen zu finden.
Hörerfrage von Christian aus Alsbach an der Bergstraße: Gibt es eine zentrale Nachrichtenredaktion für den SWR? Manchmal hört man auf verschiedenen Sendern teilweise wortgleiche Meldungen.
Kimmel: Ja, wir sind tatsächlich eine ganz große Nachrichtenredaktion. Wir sitzen in einem Großraumbüro und machen Nachrichten für alle SWR Sender: für SWR1, SWR3, SWR4, Kultur und Aktuell. Natürlich kann es sein, dass wir dann auch mal zeitgleich auf verschiedenen Wellen zu hören sind, weil die Nachrichten im Grunde dieselben sind. Bei SWR1 Rheinland-Pfalz und SWR4 Rheinland-Pfalz unterscheidet sich die Musik, aber die Nachrichtenthemen sind die gleichen, weil sie alle im gleichen Land spielen.
Hörerfrage von Hans-Jürgen aus Koblenz: Wer entscheidet über die Wichtigkeit der Nachrichten – sind das persönliche Entscheidungen?
Kimmel: Es liegt schon am jeweiligen Sprecher, den ihr gerade hört. Ich kann sagen, welche Themen ich im Moment wichtig finde. Trotzdem gibt es Rücksprachen mit den vielen Kollegen, die bei uns in der Redaktion vor Ort sind. Da fragt man schon mal, wie sehtr ihr das? Kann ich das Thema wirklich nach vorne nehmen?
Wir haben auch einen Chef vom Dienst (CvD), der über jede Nachrichtensendung nochmal drüberschaut. Er gibt dann auch mal Anregungen oder sagt: "Das kannst du so machen" oder auch nicht. Es ist also schon auch eine Entscheidung im Team.
Hörerfrage von Wolfgang aus der Nähe von Ingelheim: Wie ist bei euch die Mischung von weltpolitischen und regionalen Nachrichten?
Kimmel: Zur vollen Stunde ist es bei uns immer so, dass der Fokus eher auf den bundespolitischen und auf den Welt-Themen liegt, aber auch die großen gesprächswertigen Landesthemen sind da auf jeden Fall dabei.
Um halb ist es dann eher verstärkt regional geprägt. Da kommen dann auch unsere Reporter vor Ort zu Wort. Aber das Ganze ist nie festgeschrieben – es kann auch mal wirklich sein, dass gerade ein Großereignis aus aktuellen Gründen aus Rheinland-Pfalz ganz vorne die wichtigste Nummer ist.
Hörerfrage von Arno aus Bad Kreuznach: Werden die Medien durch Lobbyisten beeinflusst?
Kimmel: Das ist ein wichtiges Thema. Da kann ich ganz klar sagen: Wir bekommen hier nichts vorgegeben und wir lassen unsere eigene Meinung komplett außen vor. So professionell sind wir, da kann man sich wirklich sicher sein.
Wir prüfen auch kritisch, fragen bei unseren Kollegen in den Hauptstadtstudios oder auch im Landespolitikstudio nach, wenn uns etwas komisch vorkommt. Da kann man wirklich sicher sein, dass wir gar nicht gesteuert werden.