Die SWR1 Olympia-Expertin über Medaillenvorgaben, die Favoritenrolle und das ganz besondere, olympische Flair.
Mit dem Begriff "Olympische Spiele" verbinde ich ...
Miriam Welte: ... meinen größten Sieg und Kindheitstraum, den ich mir erfüllen konnte.

Wenn ich keine Radsportlerin geworden wäre, würde ich in dieser Disziplin gerne starten ...
Welte: Dann wäre ich wahrscheinlich Leichtathletin geworden. Ich habe Leichtathletik bis zu dem Zeitpunkt gemacht, als ich Radsportlerin wurde. Konkret im Hoch- und Dreisprung - aber eigentlich bin ich zu klein, um internationale Erfolge zu feiern.
Mein schönster Moment im Olympischen Dorf und Deutschen Haus war ...
Welte: Im Deutschen Haus ganz klar die Feier nach den Olympischen Spielen 2012, nach meinem Olympiasieg. Damals haben wir bis nachts in die Puppen gefeiert.

Im Olympischen Dorf war es eine tolle Begegnung mit einer Teilnehmerin aus Palästina. Wir sammeln und tauschen immer Pins untereinander. Sie hatte aber keine dabei und hat uns deshalb in ihr Zimmer mitgenommen, um uns einen palästinensischen Schal zu geben.
Diesen außergewöhnlichen Kontakt habe ich bei Olympia geknüpft ...
Welte: Ich stand bei McDonalds an, um mir einen Kaffee zu holen, weil der dort - im Vergleich zu anderem Kaffee, den man so kriegt - sehr gut war. Und vor mir stand ein Franzose an, der nicht ganz so groß zu sein schien. Es war aber wohl ein Basketball-Spieler und alle anderen um ihn herum haben sich von ihm Autogramme geben lassen. Ich habe dann im Nachhinein erfahren, dass es Tony Parker ist, einer der bestbezahlten Spieler der NBA.
Als Favoritin in den entscheidenden Wettkampf zu gehen, ist ...
Welte: ... das Beste was einem passieren kann, zumindest für mich. Ich habe das immer als positiven Ansporn und als zusätzliche Motivation gesehen. Ich wollte allen zeigen, was in mir steckt und hatte die Favoritenrolle sehr gerne inne.
Medaillenvorgaben, die oft von Verbänden im Vorhinein ausgegeben werden ...
Welte: ... treiben zu Höchstleistungen an, sind aber auch ein bisschen ein Druckmittel, weil man dadurch schon weiß, wie viele Medaillen in den jeweiligen Sportarten gefordert werden. Also wie viel man selbst unter Umständen gewinnen sollte oder müsste. Ich habe mich davon aber nie beeinflussen lassen, sondern einfach mein Ding gemacht und versucht, nicht so auf die Vorgaben zu schauen.

Den (Aus)Tausch von Disziplinen oder Sportarten zu den jeweils anstehenden Olympischen Spielen finde ich ...
Welte: ... ganz gut, weil man dadurch auch die Möglichkeit hat, andere Sportarten vorzustellen, mit in das Programm aufzunehmen und somit auszuprobieren, ob es gut ankommt - um sie dann hoffentlich auch fortzuführen.
An den Athletinnen und Athleten, die derzeit in Tokio sind, bewundere ich ...
Welte: ... dass bisher (Stand 05.08., Anm. d. Red.) fast nur Frauen Gold für Deutschland gewonnen haben.
Was das Publikum nicht sieht, aber wissen sollte ...
Welte: ... dass extrem viel Verzicht und harte Arbeit dahinter steckt, wenn du am Ende an den Olympischen Spielen teilnimmst oder auf dem Podium stehen darfst. Du nimmst so viel Entbehrungen, so viel Schweiß und Tränen, die im Training fließen, auf dich. Das bekommt man als Zuschauer ganz selten mit.