SWR1: Wie schätzen Sie die Zinsentwicklung im Moment ein?
Julian Trauthig: Es ist sehr dynamisch. Und eigentlich wurden alle Prognosen, die im Laufe des Jahres getroffen wurden, auch von den Experten immer weiter erhöht. Keiner kann also so richtig sagen, wann das Ende des Anstiegs erreicht ist. Aktuell sind wir bei fast vier Prozent für eine zehnjährige Finanzierung, was dann ja auch ähnlich bei einer Anschlussfinanzierung ist. Das ist fast viermal so viel wie Anfang des Jahres und damit extrem hoch.
SWR1: Können Sie ein Forward-Darlehen heute überhaupt noch empfehlen?
Trauthig: Das ist eine schwierige Abwägung. Man schließt ein Forward-Darlehen ab, wenn man denkt, dass die Zinsen in Zukunft höher sein könnten als sie das aktuell sind. Das kann nur im Moment keiner richtig beurteilen. Auf Monatssicht sind die Zinsen von Mitte September bis Mitte Oktober um 0,6 Prozentpunkte gestiegen. Das ist schon extrem volatil. Es kann auch ohne Probleme im nächsten Monat wieder um 0,6 Prozentpunkte nach unten gehen. Und das ist mehr, als der Aufschlag für ein Forward-Darlehen kostet. Man muss es sich sehr genau überlegen, ob es sich lohnt oder ob man abwartet.
SWR1: Nehmen wir einmal an: Meine Finanzierung läuft 2026 aus. Und der Restbetrag für die Anschlussfinanzierung beläuft sich auf 200.000 Euro. Wenn ich heute ein Forward-Darlehen dafür abschließen möchte, wie funktioniert das und was käme jetzt mit den Zinsen auf mich zu?
Trauthig: Das hängt natürlich sehr stark davon ab, wie viel Sie bis dahin getilgt haben. Was auf jeden Fall klar ist: Wenn Sie drei Jahre im Voraus das Darlehen abschließen wollen, müssen sie pro Monat ungefähr mit einem Zinsaufschlag von 0,01 Prozentpunkten rechnen. Das heißt, Sie hätten am Ende im Vergleich zu einem Darlehen, das Sie erst 2026 abschließen, einen Aufschlag von 0,36 Prozentpunkten. Das klingt jetzt erstmal viel, ist aber im Vergleich zu der Volatilität gerade am Zinsmarkt dann gar nicht mehr so viel …
SWR1: … weil die Zinsen bis 2026 noch weiter angestiegen sein könnten …
Trauthig: Genau. Da muss man in die Glaskugel schauen. Erst mal werden die Notenbanken die Zinsen weiter erhöhen, aber wir rutschen im Moment auch in eine Rezession. Das heißt, irgendwann müssen sie mit den Zinsen auch wieder runtergehen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Wann das passieren wird, hängt von vielen Faktoren ab, die keiner voraussehen kann.
SWR1: Worauf sollte man denn eigentlich achten, wenn man mit einer Bank verhandelt?
Trauthig: Wichtig ist, dass man auf jeden Fall seine Unterlagen alle vorbereitet hat. Dann ist man schon ein gern gesehener Kunde. Und dass man einfach weiß, wie der Markt gerade aussieht, wie sich die Zinsen entwickeln. Dann machen die Banken ganz andere Konditionen, als wenn sie merken, dass sich der Kunde damit noch nicht beschäftigt hat.
Das Gespräch führte Steffi Stronczyk.