Und was haben wir beobachtet von den Verhandlungen? Nicht allzu viel, und das dürfte ein Schlüssel zum Verhandlungserfolg sein, sagt Matthias Schranner, einer der renommiertesten Verhandlungsexperten Europas. Verschwiegenheit ist wichtig - und der Vergleich zu den gescheiterten Jamaika-Koalitionsverhandlungen 2017 zeigt, wie wichtig das ist.
Undercover in der Drogenfahndung
Schranners Basis in der Verhandlungskunst war die Arbeit bei der Polizei. Genauer gesagt, als verdeckter Ermittler in der Drogenfahndung. "Mit einigen Drogendealern verstand ich mich gut, vielleicht zu gut", sagt Schranner heute und baut darauf die Notwendigkeit auf, immer im Team zu verhandeln, mit festen Rollen. Spielen dabei persönliche Sympathien eine Rolle? Ist es von Vorteil, dass sich zum Beispiel FDP-Chef Christian Lindner und SPD-Chefin Saskia Esken schon vor den Koalitionsverhandlungen geduzt haben? Hätte es ohne die unaufgeregte, fast stoische Art von Olaf Scholz keine Chance gegeben auf die sich abzeichnende "Kanzlerschaft Scholz"?
Kulturen prallen aufeinander
Matthias Schranner ist auch gefragter Verhandlungsexperte im internationalen Wirtschaftsgeschäft. Und da prallen Kulturen aufeinander. Kulturen des Gesichtswahrens und des Machtstrebens, gemischt mit unterschiedlichen Rechtsauffassungen zum Beispiel dann, wenn westliche Unternehmen mit Asiaten ins Geschäft kommen wollen.
Die Sendung wurde am 2. Dezember aufgezeichnet.