SWR London-Korrespondentin Gabi Biesinger ist vor Ort und hat unsere Fragen zur Stimmung und den Sicherheitsmaßnahmen in London beantwortet.
SWR1: Kommt am Krönungstag das Leben in Großbritannien komplett zum Erliegen?
Gabi Biesinger: Das ist, glaube ich, ein bisschen übertrieben. Das Leben kommt zum Erliegen rund um die Feierlichkeiten am Trafalgar Square, Westminster Abbey und dem Buckingham Palace. Da muss man auch gucken, welche U-Bahn-Stationen geschlossen sind, wenn man noch hin will. Aber zwei Drittel der Briten sagen auch, sie sind nicht sonderlich interessiert an der Krönung. Und darum gibt es auch welche, die sich einfach ein schönes Wochenende machen und da gar nicht mitfeiern.
SWR1: Laut Schätzungen wird die Krönung zwischen 50 und hundert Millionen Pfund kosten. Nehmen das die britischen Steuerzahler gerne hin oder gibt es da auch Kritik?
Biesinger: Es gibt diese und diese. Die einen sagen, wir haben hier solche Schwierigkeiten. Tafeln berichten zum Beispiel, dass sie den Bedarf nach Lebensmittelspenden überhaupt nicht mehr decken können. Viele Menschen leiden unter gestiegenen Preisen. Sie sagen, dass jetzt noch so ein luxuriöses Ereignis mit so hohen Kosten stattfindet, da könnte man das Geld doch besser verwenden. Andere sagen, das gehört dazu, das ist unsere Tradition. Und es kann ja auch für einen Tag mal ein bisschen von den eigenen Sorgen ablenken.
SWR1: Diese Woche gab es einen Zwischenfall am Buckingham Palace. Gegenstände, die ein Mann über den Zaun geworfen hatte, sind vorsorglich gesprengt worden. Wie sind denn die Sicherheitsmaßnahmen?
Biesinger: Die sind riesig. Das ist eines der größten Sicherheitsereignisse, das die britische Polizei je gestemmt hat. Insgesamt werden 29.000 Beamte über die ganze Zeit der Krönung im Einsatz sein. Morgen allein 9000. Es wird Hundestaffeln geben, Scharfschützen auf Dächern und Zivilbeamten, die sich in die Menge mischen und mit beobachtet. Also, da wird alles aufgeboten, was geht.
Das Interview führte SWR1 Moderator Michael Lueg.