Influencerin Anna Adamyan

"Ängste beeinflussen den unerfüllten Kinderwunsch nicht"

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Steffi Stronczyk
Steffi Stronczyk (Foto: SWR)

Die Influencerin Anna Adamyan konnte nach elf künstlichen Befruchtungen endlich schwanger werden. In der neuen SWR Doku-Serie begleitet sie Paare, die mit ähnlichen Problemen kämpfen wie sie.

Im SWR1 Interview erzählt sie uns von ihrer eigenen langen und schwierigen Reise, von den Dreharbeiten und ihren emotionalen Grenzen. Die dreiteilige Doku-Serie "#kinderwunsch - einfach schwanger" ist ab dem 15. März 2023 in der ARD Mediathek zu sehen.

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SWR1: Bei Ihnen hat es während der Dreharbeiten geklappt. Sie sind schwanger geworden. Können Sie das Gefühl beschreiben, nach so vielen Versuchen?

Anna Adamyan: Das Gefühl, jetzt schwanger zu sein, ist natürlich irgendwo sehr surreal. Gleichzeitig bin ich auch total dankbar, vor allem auch mit den Fehlgeburten vorher. Da ist man doch ehrlicherweise auch traumatisiert. Jetzt genieße ich es einfach nur. Manchmal fühlt sich das an wie ein Film, in dem ich gerade leben darf.

SWR1: Wie geht es den Paaren, die ein Kind wollen, und es funktioniert einfach nicht? Ist das auch gefährlich für so eine Beziehung?

Adamyan: Fakt ist, dass der unerfüllte Kinderwunsch emotional eine Achterbahnfahrt der Gefühle ist. Und dass es unglaublich immens ist. Sowohl für den Körper als auch für die Psyche. Wie man damit als Paar umgeht ist natürlich sehr individuell. Aber die Reise ist kein Klacks. Es ist nicht so: "Ich kriege da meine Spritze und bin sofort schwanger".

"Wie viele Tiefen dort einige erleben müssen, ist wirklich Wahnsinn."

SWR1: Waren Sie irgendwann mal an einem Punkt, wo sie gesagt haben: "Ich kann nicht mehr, wir lassen das Thema einfach und bleiben ohne Kinder"?

Adamyan: Natürlich habe ich mich auch oft in dem Moment erlebt, wo ich einfach nicht mehr konnte. Wo ich müde und kaputt war. Von diesen ganzen Hormonen, von den Narkosen, von der ganzen Anstrengung, von diesem Auf und Ab.

Und dieser Verlust vom eigenem Körpergefühl und auch vom Selbstvertrauen in den eigenen Körper, das hat sich dann irgendwann auf alltägliche Dinge übertragen. Es hat mich schon immer öfter an meine Grenzen gebracht.

SWR1: Jetzt waren Sie ja auch in der Kinderwunschklinik für ihre Dokumentation. Haben Sie da gesehen, wie neues Leben im Labor entsteht?

Anna Adamyan: Ja und wenn ich ganz ehrlich sein darf, ohne jemandem auf die Füße zu treten: das war der beste Drehtag den ich hatte! Der Drehtag im Labor war mein erster und für mich absolut spannend. Ich konnte mich so hineinfühlen, weil da tatsächlich Leben entsteht.

Es waren an dem Tag drei Eizellentnahmen und von den drei Frauen sind zwei am Ende schwanger geworden. Das ist total schön! Und ich habe die Klinik extra darum gebeten, dass die mir auch bitte Bescheid geben, weil ich mich auf einmal so dazugehörig gefühlt habe. Das war ein ganz, ganz, ganz spannender und emotionaler Drehtag.

SWR1: "Entspannt euch mal", so ein Spruch hilft Paaren ja überhaupt nicht weiter. Was meinen Sie, welche Rolle spielt die Psyche?

Anna Adamyan: Dieser Satz ist grundsätzlich total schwierig. Viele dieser Tipps helfen Betroffenen bei einem unerfüllten Kinderwunsch nicht weiter. Zur Psyche gibt es ganz klare Studien, die belegen, dass Ängste oder negative Gedanken diese Tatsache (des unerfüllten Kinderwunsches, Anm. d. Red.) nicht beeinflussen.

Und wenn ich ehrlich bin: Meine Psyche war nie top während der ganzen Behandlungen. Auch beim letzten Versuch war ich mir so sicher, dass es nicht geklappt hat. Und dann ist alles gut gegangen.

"Die Tage vorm Bluttest waren für mich psychisch wirklich eine kleine Hölle."

Natürlich ist es sicherlich schwer, wenn das alles aufs Körperliche rübergeht. Also, dass man anfängt zu Hungern oder viel Alkohol zu trinken. Aber grundsätzlich finde ich es ganz schlimm, dass das immer auf die Psyche abgetan wird. Immer wieder dieses Druckgefühl zu bekommen, wie: "Du darfst jetzt nicht so denken", finde ich ganz schwierig.

"Ich finde, dass da noch sehr viel aufgeklärt werden muss. Das ist ein schwieriges Thema."

SWR1: Was würden Sie Paaren raten, die sich sehnlichst ein Kind wünschen?

Anna Adamyan: Ich fand es immer leichter, damit offen umzugehen. Damit hat man auch vermieden, das jemand etwas sagt, was einen vielleicht immens verletzen könnte. Oft wird ja auch aus Unwissen gehandelt, weil man vielleicht gar nicht weiß, in welcher Situation das Gegenüber steckt. Und das kann man damit umgehen.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.

Anna Adamyan (damals hieß sie noch Wilken) im Interview über ihren unerfüllten Kinderwunsch in der Sendung #OMG mit Jana Ina Zarrella.

Hier können Sie sich den Trailer der neuen Doku-Serie anschauen:

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