Der heute 29-Jährige, der unter so genannter "Muskeldystrophie Duchenne" leidet, ist seit seinem zehnten Lebensjahr auf einen Rollstuhl angewiesen. Nach einem Herzstillstand vor drei Jahren wird er dauerhaft beatmet. "Bei einer anschließenden Lungenentzündung und einer langen Zeit auf der Intensiv-Station haben wir erlebt, dass es bei Benni um Leben und Tod ging," sagt sein Vater Klaus Over. "Und Corona ist noch viel schlimmer. Wenn Benni sich infiziert, hat er keine Chance zu überleben."

Nur der Beatmungsarzt darf rein
Seit Ende Februar lebt Benni Over mit seinen Eltern deswegen in der selbst auferlegten Quarantäne. Nur der Beatmungsarzt darf unter strengen Auflagen einmal im Monat ins Haus, um seine Beatmungskanüle zu wechseln. Ansonsten sind die drei komplett auf sich allein gestellt. "Das ist schon eine komische Welt im Moment, weil man die Leute nicht mehr treffen kann, Freunde nicht mehr treffen kann", bringt Benni ihre Situation auf den Punkt. "Die ganzen Therapien fehlen." Um diese Therapien müssen sich jetzt seine Eltern kümmern. Bei Osteopathie und Physiotherapie lassen sie sich von Experten online beraten, aber auch alle pflegerischen Maßnahmen, wie duschen oder mobilisieren aus dem Rollstuhl, müssen die Overs selbst übernehmen.

Botschafter für Orang-Utans
Normalerweise ist Benni zusammen mit seiner Familie viel unterwegs. Er engagiert sich seit einigen Jahren mit viel Ehrgeiz für Orang-Utans, hat die Menschenaffen selbst – trotz Rollstuhl – im indonesischen Dschungel besucht und setzt sich für den Erhalt ihres Lebensraums ein.
Sein Plan: 100.000 neue Bäume für die Orang-Utans auf Borneo und Sumatra pflanzen. Dafür hat er zwei Bücher geschrieben und gibt Info-Veranstaltungen an Schulen, Unis und Altenheime. "Diese Veranstaltungen fehlen natürlich jetzt, aber für die Affen ist es sehr wichtig," sagt Benni. "Wir bereiten deshalb gerade Online-Veranstaltungen vor."
Das Warten auf dem Impfstoff
Kritisch sieht Benni die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. Ihm ist es wichtig zu zeigen, dass diese Maßnahmen für Menschen wie ihn lebensnotwendig sind. Und dass Hochrisiko-Patienten auch, wie er, junge Menschen sein können, die aktuell in großer Gefahr schweben. Die bisherigen Lockerungen sind für die Overs jedenfalls kein Grund, ihre Quarantäne zu lockern. "Das geht erst, wenn es einen Impfstoff gibt," meint Benni. "Hoffentlich schnell."