Ab nächstem Jahr müssen Eigentümer voraussichtlich einen Anteil von 65 Prozent erneuerbarer Energie vorweisen, wenn eine Heizung neu eingebaut wird. Doch was genau bedeutet das für Hauseigentümer und welches Heizungssystem ist das richtige? Hans Weinreuter, Energieexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, erklärt im SWR1 Interview, worauf bei der neuen Heizung zu achten ist.
Neue Regeln im Gebäudeenergiegesetz
SWR1: Sie informieren und beraten Hauseigentümer, die im nächsten Jahr den Einbau einer neuen Heizung planen, oder?
Hans Weinreuter: Oder planen müssen, je nach Situation. Das ist die aktuelle Debatte, die wir haben, dass das Gebäudeenergiegesetz novelliert wird. Und das schreibt vor, dass im nächsten Jahr, wenn es dann zum Heizungsaustausch kommt, mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien genutzt werden müssen – in der Regel. Es gibt keine Regel ohne Ausnahmen.
Verschiedene Optionen für neue Heizungen
SWR1: Jetzt heizen die meisten mit Gas oder Öl. Was kostet eine neue Heizung, die diesen neuen Vorgaben entspricht?
Weinreuter: Das kommt ein bisschen drauf an, wofür man sich entscheidet. Wir haben im Prinzip die Wahl und natürlich wird in vielen Fällen die Wärmepumpe zum Zuge kommen. Dafür kriegen wir im Moment eine Förderung von bis zu 40 Prozent. Wenn man die Förderung in Anspruch genommen hat, bleiben noch Mehrkosten von circa 10.000 Euro gegenüber dem einfachen Austausch von Öl- und Gasheizung. Deswegen sind wir auch gespannt darauf, was die Bundesregierung noch für eine Zusatzförderung auf die Beine stellt für niedrige und mittlere Einkommen, die das im Zweifel nicht so locker stemmen können. Was haben wir noch für Möglichkeiten? Eine Pelletheizung können wir nehmen, in Innenstadtlagen kommt die Fern- oder Nahwärme in Frage. Das sind die drei wichtigsten Alternativen. Alles andere, was noch diskutiert wird, ist eher Theorie wie zum Beispiel das Heizen mit Wasserstoff. Das sehe ich so nicht in den deutschen Heizkellern.
SWR1: Was die Kosten angeht, sind die bei allen Möglichkeiten ungefähr gleich?
Weinreuter: Einen Fernwärme-Anschluss kriegen Sie billiger. Die Pelletheizungen sind relativ teuer – die wiederum bekommen seit Januar 2023 nur noch eine Förderung, wenn gleichzeitig eine thermische Solaranlage mit eingebaut wird. Eine reine Pelletheizung wird inzwischen nicht mehr gefördert. Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen wird das Heizen mit Holz inzwischen etwas kritischer bewertet und zum anderen sind auch die Potenziale für die Holz-Heizung in Deutschland nicht so riesig. Wir werden vielleicht aller höchstens zehn Prozent des Wärmebedarfs in Deutschland mit Biomasse decken können.
Was wir in dem Seminar auch ein bisschen hervorheben wollen, sind die kleineren Dinge, die gerne in der Diskussion vergessen werden, die aber nötig sind, um so eine Heizungsumstellung gut hinzubekommen. Das heißt, man muss auch einen Blick auf das Thema "Dämmung der Rohrleitungen im kalten Keller" werfen. Es muss ein sogenannter hydraulischer Abgleich vorgenommen werden. Da geht es um die optimale Wärmeverteilung im Haus, über die Rohrleitungen und die Heizkörper oder Flächenheizungen. Es geht um die richtige Einstellung der Regelungen.
In der Summe gibt es auch eine Überlegung, wenn die bestehende Öl- oder Gasheizung noch funktioniert und noch nicht so alt ist (10 bis 15 Jahre), dann kann man eine etwas kleinere Wärmepumpe dazu stellen und über die nächsten Jahre mit beiden Anlagen parallel arbeiten. Wenn dann in den nächsten zehn Jahren an der Gebäudehülle etwas gemacht und die Wärmedämmung verbessert wird, kann man den Gas- oder Ölkessel rauswerfen und mit der Wärmepumpe allein heizen. Das heißt, es geht nicht nur um kurzfristige Betrachtungen, sondern auch um mittel- und langfristige Betrachtungen. Was passiert an dem Haus in den nächsten zehn Jahren? Dafür sollte man dann einen Plan machen.
SWR1: Kann man auch jederzeit zu Ihnen kommen?
Weinreuter: Ja klar. Alle Verbraucherzentralen bundesweit machen persönliche Energieberatung kostenlos in diversen Beratungsstellen und Stützpunkten, häufig in Verbandsgemeinden oder kommunalen Rathäusern. Und für 30 Euro kommen wir auch vor Ort und schauen uns dann die Situation an. Das entscheidet dann im Prinzip der Energieberater welches Beratungsangebot Sinn macht. Aber eine kostenlose Beratung geht immer. Es gibt zum Teil ein bisschen Wartezeiten in einzelnen Orten, das hängt ein bisschen von der Auslastung der Nachfrage ab.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.
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Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz informiert und berät auf ihrer Homepage rund um die Themen Energie, Anbieterwechsel und Preiserhöhungen.