Drei Glühweinbecher (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Jonas Walzberg)

Wärmt von innen und macht schnell betrunken?

Glühwein-Mythen im Faktencheck

Stand
AUTOR/IN
Dominik Bartoschek

Acht von zehn deutschen finden, dass einen Weihnachtsmarkt ohne Glühweinstand kein richtiger Weihnachtsmarkt ist, so eine Umfrage. Kein Wunder: Glühwein schmeckt ja nicht nur, er wärmt auch wenn es draußen kalt ist herrlich von innen - heißt es zumindest. Aber stimmt das überhaupt? Wir sind fünf Glühwein-Mythen auf den Grund gegangen.

Mythos 1: Glühwein wärmt

Das gilt leider nur für die Hände, mit denen wir die heißen Tassen festhalten. Der Rest des Körpers wird nur ganz kurz warm: Der Alkohol erweitert die Gefäße und es fließt mehr Blut an die Körperoberfläche. Blöd ist nur: Die dabei entstehende Wärme wird über die Haut an die Luft abgegeben. Mit der Zeit wird uns durchs Glühwein-Trinken also eher kälter statt wärmer! Wer sich auf dem Weihnachtsmarkt wirklich aufwärmen möchte, sollte lieber zu alkoholfreiem Punsch oder heißem Apfelsaft greifen.

Mythos 2: Glühwein macht schneller betrunken als normaler Wein

Da ist was dran! Denn natürlich steckt auch im Glühwein Alkohol, und zwar in einer Menge, die mit der von "normalem" Wein absolut vergleichbar ist (laut Gesetzgeber muss das bei Glühwein zwischen sieben und 14,5 Volumenprozent Alkohol sein). Im Glühwein steckt aber fast immer auch Zucker. Die Süße sorgt dann dafür, dass wir den Alkohol nicht so stark wahrnehmen. Und deshalb trinken wir Glühwein auch schon mal schneller und oft wohl auch in größeren Mengen, als uns gut tut. Zusätzlich sorgen Zucker und Wärme dafür, dass der Alkohol besonders schnell und geschmeidig ins Blut übergeht und uns zu Kopf steigt.

Wer den Weihnachtsmarkt-Kater vermeiden möchte, sollte also keine größeren Mengen Glühwein trinken, als vom "normalen" Wein gewöhnt.

Mythos 3: Echter Glühwein ist rot!

Das mögen Puristen so sehen, stimmt aber nicht! Denn wo Glühwein drauf steht, darf längst auch ein weißer Grundwein drin sein. Und - ganz neu seit diesem Jahr - auch aus Rosé darf laut Gesetzgeber offiziell "Glühwein" werden (bisher musste die Rosé-Variante als "aromatisiertes weinhaltiges Getränk" bezeichnet werden). Für die diesjährigen Weihnachtsmärkte kam diese Neuerung vermutlich zu spät. Doch ab der nächsten Saison könnte der allgemeine Rosé-Trend dann auch auf die Weihnachtsmärkte überspringen.

Mythos 4: Winzerglühwein ist der bessere Glühwein!

Kann, muss aber nicht stimmen. Denn die Bezeichnung als Winzerglühwein knüpft nur Bedingungen an die Herkunft des Grundweins, nicht aber an seine Qualität. Da haben die Winzerinnen und Winzer genauso freie Hand bei der Auswahl, wie die großen Kellereien mit ihren anonymen Massen-Glühweinen. Doch genau die Qualität dieses Grundweins ist entscheidend dafür, wie gut ein Glühwein schmeckt. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass in einem Winzerglühwein ein guter Tropfen steckt, ganz gut. Schließlich sind Winzerinnen und Winzer, die ihre Weine direkt vermarkten, auf zufriedene und treue Kundschaft angewiesen.

Übrigens produzieren immer mehr Weingüter in Rheinland-Pfalz ihren eigenen Winzerglühwein. Welche das sind, hat das Deutsche Weininstitut in einer Liste zusammengestellt.

Mythos 5: Glühwein muss glühend heiß sein!

Stimmt nicht, im Gegenteil! Zu hohe Temperaturen sorgen nämlich dafür, dass sich der Alkohol aus dem Glühwein verflüchtigt und Bitterstoffe entstehen. Also besser sanft erwärmen statt heftig erhitzen - und sprudelnd kochen ist absolut tabu! Die Temperatur-Schmerzgrenze von Glühwein liegt bei 70 bis 80 Grad.

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Dominik Bartoschek