Wir haben bei Werner Eckert aus der SWR1-Umweltredaktion nachgefragt, was hinter diesem Streifenmuster steckt.
Pilzkrankheiten vorbeugen
Die weitaus meisten Weinberge werden mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat im so genannten "Unterstockbereich" behandelt. Der Grund: Je dichter Gras und Kräuter dort sind, desto mehr Feuchtigkeit steigt in die Reben auf. Und das wird spätestens im Frühsommer zum Problem, erklärt der SWR1-Umweltexperte: "In diesem feuchten Klima fühlen sich Pilze wohl und Pilzkrankheiten sind das größte Problem der Winzer." Selbst Winzer, die zwischen den Rebzeilen gerne Platz für Natur einräumen, mögen Grünes am Stock nicht gerne und Herbizide sind dabei der einfachste und günstigste Weg diesen Pilzkrankheiten vorzubeugen.
Reizthema Glyphosat
Lange bevor Glyphosat im Ackerbau eingesetzt wurde, ist es im Wein- und Obstbau verwendet worden. Es galt lange als das verträglichste und am wenigsten schädliche Mittel. Erst durch den massenhaften Einsatz auf sehr vielen Äckern ist es in Verruf geraten. Die gute Nachricht, so Werner Eckert, ist aber, dass der Absatz von Glyphosat deutlich rückläufig ist: "Zwischen 2012 und 2019 hat sich die Einsatzmenge auf zuletzt rund 3.000 fast halbiert." Glyphosathaltige Mittel sind nach geltendem EU-Recht zum Teil noch bis zum 15.12.2023 zugelassen. Daran wird sich auch durch das sogenannte Insektenschutzgesetz der Bundesregierung nichts ändern.
Faktencheck Wie gefährlich ist Glyphosat?
Zahlreiche Menschen verklagen Monsanto. Der Vorwurf: Sie hätten durch die Verwendung von Glyphosat Krebs bekommen. Der Mutterkonzern Bayer bestreitet nach wie vor den Zusammenhang zwischen Glyphosat und Krebs. Was ist wissenschaftlich bekannt? Antworten von SWR-Wissenschaftsredakteur Gabor Paal. mehr...
Warum Glyphosat?
Glyphosathaltige Mittel sind aus Sicht der Winzer aus vielen Gründen vorteilhaft: Sie sind günstig und wirken sowohl zuverlässiger und länger als andere Herbizide. Für den Winzer bedeutet das vor allem weniger Aufwand in Bezug auf den zu erwartenden Ertrag, erläutert der SWR1-Umweltexperte. "Das ist bei der großen Masse der eher günstigen Weine ein Problem. Für 80 Cent je Liter Fasswein kann ein Winzer nur dann produzieren, wenn er alle Register zieht. Und es kann nicht jeder Wein im Premiumsegment angeboten werden, wo Geld bei den Kunden eine geringere Rolle spielt."
Natürliche Wirkstoffe
Harnstoff, Pelargonsäure oder Pflanzenextrakte, die auf natürlichem Wege gegen den Bewuchs zwischen den Rebstöcken wirken könnten, müssen im Vergleich zu Glyphosat häufig ausgebracht werden und wirken gegen viele Pflanzen nur mäßig. "Eine mechanische Unkrautbekämpfung würde für den Winzer einen in deutlich höheren Zeitaufwand bedeuten und ist ökologisch auch nicht ohne Nebenwirkungen," so Eckert weiter. Werden die Böden "aufgerissen" fördert das die Erosion und die Nitratproblematik. Ein Dauereinsatz von Traktoren gilt außerdem als wenig klimafreundlich. Mulchfolien verstärken die Plastik-Belastung.
Unterschiedliche Gefahrenbeurteilung
Die Internationale Krebsforschungsgesellschaft (IARC) hat Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Diese Einstufung orientiert sich an potentiellen Risiken beim Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels. "Damit spielt Glyphosat in der gleichen Liga wie Rindfleischessen, Kaminöfen und Pommes Frittes. Kein Witz, denn das Frittieren von Lebensmitteln ist ebenfalls in der Gruppe 2a der IARC gelistet," erklärt SWR1-Umweltredakteur Werner Eckert.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kommt dagegen zu einem anderen Schluss. Sie schätzt das faktische Risiko von Glyphosat-Rückständen, zum Beispiel in Wein, für den Verbraucher ein. Das Fazit der EFSA: Durch den Einsatz des Herbizids steige die Krebsgefahr nicht.

Die Klagen gegen den Glyphosat-Hersteller Monsanto, die derzeit in den USA anhängig sind, beziehen sich dagegen auf die Anwendung von Glyphosat. "Da ist unstrittig, dass Bauern oder Hobbygärtner, die anhaltend Glyphosat ausgebracht haben, ein höheres Risiko haben, am Non-Hodgkin-Lymphom zu erkranken," so der Umweltredakteur.
Eine Reihe von Studien lege außerdem nahe, dass weniger Glyphosat das Problem ist als vielmehr die sogenannten Formulierungen von speziellen Spritzmitteln durch die Hersteller. "Die fügen Beistoffe zu und davon sind wohl einige kritischer als andere. Allerdings gilt das auch für andere Wirkstoffklassen," fährt Eckert fort. "Die Datenlage ist eher schlecht, weil die EU für die Zulassung der Wirkstoffe, die Mitgliedstaaten aber für die Zulassung der konkreten Mittel zuständig sind."