Menschen mit Haustieren werden mit einem Boot aus einem überfluteten Stadtteil evakuiert. In den Fluten sind mindestens 14 Menschen gestorben. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Caritas-Helfer berichtet aus der Ukraine

Flutkatastrophe: Wie ist die Situation rund um Cherson?

Stand
MODERATOR/IN
Michael Lueg
SWR1-Moderator Michael Lueg (Foto: SWR, SWR1 -)

Die Menschen in der ukrainischen Stadt Cherson haben Angst. Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind hunderte Häuser zerstört, tausende Menschen auf der Flucht oder auf Hilfe angewiesen.

Zu den Helfern vor Ort gehört auch Per Byman von der Caritas, der unsere Fragen zu der Situation rund um Cherson beantwortet hat.

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SWR1: Sie haben sich selbst ein Bild der Lage vor Ort gemacht. Welche Situation haben Sie erlebt?

Per Byman: Die Lage ist schon sehr kompliziert. Wir haben in Cherson einen Wasserpegel von über fünf Metern über dem Normalstand. Davon sind direkt 16.000 Menschen betroffen, viele davon müssen evakuiert werden. Das große Problem ist im Moment die Trinkwassserversorgung, weil die Wasserquellen zum größten Teil zerstört sind.

SWR1: Was brauchen die Menschen in dem betroffenen Gebiet außer Trinkwasser gerade am nötigsten?

Byman: Eine sichere Unterkunft. Es gibt auch viele ältere Menschen, die nicht selbst ihre Häuser verlassen können. Sie brauchen dafür Hilfe. Dann natürlich Lebensmittel. Wir haben auch schon die ersten Lieferungen nach Cherson gebracht und verteilen auch Geld, damit die Leute auch das kaufen können, was sie am meisten brauchen.

SWR1: Der ukrainische Präsident Seleskyi kritisiert, aus dem Westen komme zu wenig Hilfe für die Flutopfer. Wie schätzen Sie das ein?

Byman: Die erste Hilfe ist vor Ort. Dass Hilfe aus dem Westen kommen muss, muss nicht unbedingt so sein. Es gibt Lager in der Ukraine und man kann das Meiste in der Ukraine kaufen, was notwendig ist. Wir müssen natürlich finanzielle Unterstützung geben – und das machen wir auch. Aber in der ersten Phase arbeiten wir mit den lokalen Organisationen zusammen. Und da ist die Caritas schon vor Ort.

SWR1: Es besteht ja auch die Sorge, dass jetzt Minen im Wasser treiben, zur Gefahr werden und es zum Beschuss durch russische Truppen kommt. Wie gefährlich ist der Hilfseinsatz?

Byman: Der ist schon sehr gefährlich. Unsere Hilfsmitarbeiter sind auch schon unter Beschuss geraten. Ich habe auch Bilder von Minen gesehen, wie sie im Wasser treiben. Sie sammeln sich an Stellen, wo sie früher nicht waren. Das ist schon eine sehr gefährliche Situation für die Rettungshelfer, die vor Ort sind.

Rettungskräfte transportieren Bewohner mit Booten, die aus einem überfluteten Viertel in Cherson evakuiert werden sollen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist durch die Sprengung des wichtigen Kachowka-Staudamms gefährlich eskaliert - mit noch unabsehbaren humanitären, ökologischen und militärischen Folgen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | Libkos)
Nach der teilweisen Zerstörung des Kachowka-Staudamms: Anwohner werden aus den überfluteten Gebieten in der Süd-Ukraine in Sicherheit gebracht

SWR1: Viele Menschen wollen ja auch ihre Häuser und Heimat nicht verlassen, halten aus bis zum letzten Moment – wie emotional ist dieser Rettungseinsatz auf dieser Ebene?

Byman: Schon sehr emotional. Und ich sehe auch gerade, dass die Leute an ihre Häuser gebunden sind. Sie wollen sie nicht verlassen und jetzt müssen sie das tun. Das ist schon eine traurige Geschichte.

Das Interview führte SWR1 Moderator Michael Lueg.

Weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten bei der Caritas finden Sie unter Ukraine: Hilfe für die Leidtragenden des Kriegs (caritas-international.de).

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