Wie funktioniert beheizte Kleidung?
Wirklich neu sind beheizte Kleidungsstücke nicht. Es gibt sie bereits seit ein paar Jahren auf dem Markt. Beheizte Jacken und Westen bestehen dabei meist aus recht dünnem Stoff, in den dünne, flexible elektrische Heizelemente eingenäht sind. Diese Heizfolien produzieren mit Strom aus Lithium-Ionen-Akkupacks Wärme. Online gibt es beheizbare Kleidungsstücke bereits ab rund 30 Euro. Beheizbare Markenbkleidung kann auch schnell einmal bis zu 500 Euro teuer sein.
Hersteller vs. Umweltschützer
Die Vorteile beheizter Kleidung definieren die verschiedenen Hersteller ganz klar: Im Winter nicht mehr frieren und das womöglich in der gleichen Jacke, die bereits im Herbst getragen werden kann.
Diese vermeintliche Innovation [...] ist in vielen Fällen unnötig wie ein Kropf...
Doch muss es dafür wirklich beheizte Kleidung geben? Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe verneint dies sehr deutlich: "Diese vermeintliche Innovation der Bekleidungsindustrie ist in vielen Fällen unnötig wie ein Kropf und schadet vor allem der Umwelt." Laut Fischer sind beheizbare Kleidungsstücke eher eine Spielerei, die Ressourcen und Energie verschwendet. Er kritisiert dabei vor allem die Verwendung von Lithium-Ionen-Akkus. Für diese werden Stoffe wie Lithium und Kobaltoxid benötigt. Diese Stoffe sind begrenzt vorhandene Ressourcen, und werden oft unter problematischen Bedingungen für Mensch und Natur abgebaut. Aus dem gleichen Grund kritisierte auch die Verbraucherzentrale Hamburg bereits 20219 beheizte Kleidung.
Brandgefahr direkt am Körper

Problematisch ist außerdem die Brandgefahr, die von den Akkus ausgehen kann. Thomas Fischer erklärt, dass Lithium-Ionen-Akkus empfindlich auf Stöße, Überhitzung oder Tiefenentladung reagieren. Kommt es zu einem solchen Defekt am Akku, könne dieser überhitzen und sich schlagartig entzünden, so der Experte.
Elektroschrott
Kritisch ist zudem auch die Entsorgung der beheizten Kleidungsstücke. Durch die eingesetzte Elektronik handelt es sich bei der Kleidung um Elektroschrott, der auch als solcher entsorgt werden muss. Die Elektronik dabei von der Kleidung zu trennen und diese weiterzuverwenden, ist oft nicht möglich. Dadurch können die Teile weder normal, noch als Second-Hand-Mode weiterverwendet werden. "Aufgrund der zumeist kaum vorhandenen Trennbarkeit der elektronischen Komponenten von der Textilie ist das Recyclingergebnis faktisch Null", sagt Fischer.
Handelt es sich um ein hochwertiges und langlebiges Produkt, kann zumindest eine mehrjährige Nutzung die Nachhaltigkeits-Bilanz etwas verbessern. Das Entsorgungsproblem ist jedoch damit nicht gelöst.

Ein bisschen Kälte muss sein
Die Verbraucherzentrale Hamburg weist außerdem darauf hin, dass beheizbare Kleidung auch Nachteile für den Körper haben kann. Prinzipiell sei der Mensch in der Lage Kälte weitestgehend auszugleichen. Beheizbare Kleidung mache auf Dauer kälteempfindlicher und schwäche den natürlichen Ausgleichsmechanismus. Die Verbaucherzentrale Hamburg plädiert ganz klar gegen einen Alltagsgebrauch von beheizbarer Kleidung. Einzig in extremen Kältesituationen oder für Menschen mit bestimmten Krankheiten, könne sie sinnvoll sein.
Auch Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe Fischer rät zu gängiger Winterkleidung aus nachhaltigen Materialien und dem altbekannten Zwiebelschalenprinzip. Für die Frostbeulen hat er einen analogen Tipp: "Wer es ganz warm braucht, der kann sich auch mit einem heißen Tee aus der Thermoskanne behelfen."