30. Todestag

Willy Brandt - Ein Leben in Bildern

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Am 8. Oktober 1992 verstirbt Altkanzler Willy Brandt in Unkel am Rhein an den Folgen eines Krebsleidens. Zum 30. Todestag zeichnen wir den Weg des Ausnahmepolitikers in Bildern nach.

Willy Brandt (Foto: picture-alliance / Reportdienste, akg images)
Willy Brandt wird 1913 als Herbert Ernst Karl Frahm in Lübeck geboren und tritt 1929 in die SPD ein. Nach der Machtergreifung durch die Nazis 1933 geht Frahm in den Untergrund und emigriert nach Norwegen. Unter dem Tarnnamen "Willy Brandt" soll er dort Spendengelder für die verbotene SAPD (Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands) sammeln. 1938 wird Frahm alias Brandt ausgebürgert und bekommt einen norwegischen Pass auf den Namen Willy Brandt.
Doch Deutschland lässt Willy Brandt nicht los. Bereits zu den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen kehrt der Norweger als Berichterstatter zurück, wird 1948 deutscher Staatsbürger und heißt nun endgültig "Willy Brandt". 1949 entsendet ihn das Berliner Abgeordnetenhaus in den ersten Deutschen Bundestag. 1957 folgt die Wahl zum Regierenden Bürgermeister von Berlin. Das Bild zeigt Brandt mit Frau Rut und den beiden Söhnen Peter und Lars.
26. Juni 1963: Zum Abschluss seines Deutschland-Besuches kommt der amerikanische Präsident John F. Kennedy nach Berlin. Zusammen mit Bundeskanzler Konrad Adenauer (r.) fahren Willy Brandt (m.) und der amerikanische Präsident im offenen Wagen durch Berlin. Rund 1,5 Millionen Menschen säumen an diesem Tag die Straßen, und kurz nach dieser Aufnahme proklamiert Kennedy am Schöneberger Rathaus: "Ich bin ein Berliner!"
Bis 1966 führt Brandt als Regierender Bürgermeister Berlin durch die Zeit der Luftbrücke, beobachtet den Mauerbau aus dem Westen der geteilten Stadt, empfängt die frisch gekrönte englische Königin Elisabeth II. und ist Teil des Ensembles um JFK am Schöneberger Rathaus. Im November 1966 einigt man sich in Bonn auf eine große Koalition. Brandt legt sein Bürgermeister-Amt nieder und tritt am 1. Dezember 1966 als Außenminister und Vizekanzler unter Georg Kiesinger (CDU) in Bonn an.
Am 25. August 1967 lässt Willy Brandt die Welt in Deutschland "bunt" werden, zumindest wenn es ums Fernsehen geht. Willy Brandt gibt auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin das offizielle Startsignal für das Farbfernsehen. Politisch schreibt sich der Sozialdemokrat die Aussöhnung mit Polen und die Verbesserung der Beziehungen zur UdSSR und den Staaten des Warschauer Paktes auf die Fahnen.
Am 7. Dezember 1970 geht dieses Bild um die Welt. Es zeigt den historischen Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt vor dem Mahnmahl im einstigen Warschauer Ghetto, das den Helden des Ghetto-Aufstandes vom April 1943 gewidmet ist. Dieses Ereignis führt im Nachgang zu einer deutlichen Ost-West-Entspannung und legt nicht nur den Grundstein für die deutsch-polnische Aussöhnung.
Auch zum sowjetischen Parteichef Leonid Breschnew pflegt Brandt ein entspanntes Verhältnis. Bei einem Besuch auf der Krim 1971 sprechen beide Politiker über 16 Stunden lang über ihre Sicht auf die Ost-West-Beziehungen. "Der Abbau von Feindbildern, gegenseitig, war mit Händen zu greifen", erinnert sich Minister Egon Bahr später, und so wirken die beiden bei einer anschließenden Bootsfahrt fast wie alte Freunde.
Auch privat ist der Kanzler Anfang der 1970er ein Medienstar und weiß die Macht der Bilder für sich zu nutzen. Ob auf dem berühmten Baden-Badener "Sofa-Bild", beim Kick mit der SPD-Jugend oder - wie hier - am Strand in Florida 1972 - der Kanzler zeigt sich der Presse gerne auch mit Familie entspannt im Urlaub.
1972 wird die SPD und in der Folge Brandt mit 45,8 Prozent aller Wählerstimmen wiedergewählt und ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er ratifiziert unter anderem den Prager Vertrag, besucht als erster Deutscher Bundeskanzler Israel und verabschiedet 1974 die Reform des Abtreibungsparagraphen 218. Erst die Enttarnung seines engen Mitarbeiters Günter Guillaume als DDR-Spion zwingt den Kanzler im Mai 1974 zum Rücktritt. Gereist wurde damals übrigens vornehmlich im Kanzler-Zug der Deutschen Bahn.
Als Bundeskanzler tritt Willy Brandt 1974 zurück, die Geschicke der SPD leitet er aber als Parteivorsitzender bis Juni 1987. Nach seinem Rücktritt wird er dann als Ehrenvorsitzender der SPD auf Lebenszeit gewählt.
Am 10. November 1989 singt Brandt die Nationalhymne zusammen mit Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP/l.) und Berlins Regierendem Bürgermeister Walter Momper (SPD/r.) bei einer Kundgebung zur Maueröffnung vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin - exakt an der Stelle, an der John F. Kennedy sich 25 Jahre zuvor zum "Berliner" gemacht hatte.
Im Oktober 1991 diagnostizieren die Ärzte bei Brandt Darmkrebs, im Mai 1992 wird er als unheilbar aus der Klinik nach Hause entlassen. Er verbringt seine letzten Lebensmonate in Unkel am Rhein mit seiner Frau.
Am Nachmittag des 8. Oktober 1992 verstirbt Willy Brandt im Beisein seiner Familie in seinem Haus in Unkel an den Folgen seiner Krebserkrankung. Der Staatsakt zum Tode des Politikers findet am 17. Oktober 1992 im Berliner Reichstag statt. Willy Brandt findet seine letzte Ruhe in einem Ehrengrab auf dem Zehlendorfer Waldfriedhof in Berlin.
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SWR