Freiwillige Feuerwehrleute des Internationalen Katastrophenschutz Deutschland "@fire" laufen nach dem Einsatz gegen die Waldbrände im Nationalpark Sächsische Schweiz über einer Wiese.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

SWR1 Sonntagmorgen

Ehrenamt: Es muss Spaß machen

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Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu engagieren. Doch manchmal wird aus dem gelegentlichen Einspringen ein Dauerjob. Wo zieht man die Grenze? Am 5. Dezember ist der Tag des Ehrenamts.

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Mit einem Ehrenamt ist immer eine gewisse Verpflichtung verbunden. Etwa wenn man sich für eine Reinigungsaktion am Wochenende meldet oder wenn man ein Amt in einem Verein übernimmt. Prof. Paul-Stefan Roß von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg spricht von der "freiwilligen Selbstverpflichtung", für die es manchmal auch eine Aufwandsentschädigung gibt, zum Beispiel in Form von Sitzungsgeld oder einer Übungsleiterpauschale.

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Auslagenersatz und Aufwandsentschädigungen für das Ehrenamt sind für den Sozialwissenschaftler und Theologen völlig okay. Er ergänzt allerdings: "Ich finde, immer wenn Geld ins Spiel kommt, kommen schnell auch andere Regeln ins Spiel." Dies gelte vor allem bei Stunden-Honoraren.

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Wann wird Engagement ausgenutzt?

Prof. Roß kennt zwei Anhaltspunkte dafür, dass man ausgenutzt werden könnte und dass statt Ehrenamtlern eigentlich verlässliche Arbeitskräfte gesucht werden, die man mit Geld lockt. "Wenn ich zum Beispiel bei uns an der Hochschule ein Plakat lese, wo draufsteht: Wir suchen ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter für Menschen mit Behinderung, und im Übrigen zahlen wir zwölf Euro die Stunde." So ein Angebot sei dann vermutlich kein ehrenamtliches oder freiwilliges Engagement mehr, sondern eher eine geringfügige Beschäftigung.

Philipp Lahm, früherer Fußball-Nationalspieler, spricht vor dem Beginn der Veranstaltung "Runder Tisch" des DFB und der Stiftung für Engagement und Ehrenamt mit jungen Fußballspielern der SG03. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Philipp Lahm, früherer Fußball-Nationalspieler, spricht vor dem Beginn der Veranstaltung "Runder Tisch" des DFB und der Stiftung für Engagement und Ehrenamt mit jungen Fußballspielern der SG03. Während der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland sollen auch viele Freiwillige zu Einsatz kommen. (Foto: picture alliance | Jens Büttner)

Keine Lückenfüller

Als zweiten Anhaltspunkt dafür, dass es sich nicht mehr um ein Ehrenamt im eigentlichen Sinne handelt, nennt er den Eindruck bei den Engagierten, dass ohne ihre Arbeit gravierende Lücken entstehen. Dass die Menschen, denen sie helfen, nicht mehr die Unterstützung erhalten würden, die ihnen von Gesetzeswegen zusteht, wenn sie sich als Ehrenamtliche zurückziehen. Für Roß ist das ein Indikator, dass Lücken gestopft werden sollen.

Freiwilligkeit heißt nicht Beliebigkeit

Auch für ein Ehrenamt ist klar, dass es Konsequenzen hat, wenn es nicht zuverlässig wahrgenommen wird. "Freiwilligkeit heißt nicht Beliebigkeit", erklärt Roß. "Aber diese Möglichkeit, mich guten Gewissens zu verabschieden, die muss es geben." Sich guten Gewissens zurückziehen zu können, sei ein Qualitätsstandard, den er von Organisationen verlangt, die ein freiwilliges Engagement anbieten. "Ihr müsst Leute guten Gewissens ziehen lassen", fordert Roß.

Nicht weniger, sondern andere Formen des Engagments

In Baden-Württemberg, sagt Paul-Stefan Roß, zeigten die aktuellen Zahlen keinen Rückgang beim ehrenamtlichen Einsatz. Der Sozialwissenschaftler beobachtet einen Wandel des Engagements, aber keine Abnahme bei jungen Menschen. "Denken sie an das Engagement bei Fridays for Future. Das ist ein hohes Engagement, aber vielleicht nicht das, was in die traditionellen Schemata passt."

Klimaaktivisten beschriften Schilder für die "Fridays for Future" Demonstration während der UN-Klimakonferenz COP27. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Klimaaktivisten beschriften Schilder für die "Fridays for Future" Demonstration während der UN-Klimakonferenz COP27.

Klassisches Ehrenamt

Es werde für Vereine schwieriger, junge Menschen zu finden, die klassische Ehrenämter übernehmen. Die klassischen Organisationen müssten sich auf diesen Wandel einstellen und neue Modelle anbieten, sonst seien sie vom Aussterben bedroht, mahnt der Wissenschaftler.

Julia Richardt, freiwillige Feuerwehrfrau bei dem Internationalen Katastrophenschutz Deutschland "@fire" steht nach dem Einsatz gegen die Waldbrände im Nationalpark Sächsische Schweiz und der Landung mit dem Hubschrauber der Bundespolizei auf einer Wiese. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Robert Michael)
Julia Richardt, freiwillige Feuerwehrfrau bei dem Internationalen Katastrophenschutz Deutschland "@fire" steht nach dem Einsatz gegen die Waldbrände im Nationalpark Sächsische Schweiz und der Landung mit dem Hubschrauber der Bundespolizei auf einer Wiese. (Foto: picture alliance/dpa | Robert Michael)

Hauptmotiv ist die Freude

"Unterm Strich muss immer stehen: Es macht mir Freude", erklärt Prof. Roß. Das sei das Hauptmotiv der Menschen sich zu engagieren. "Das sollte auch der Unterschied zur Erwerbstätigkeit sein."

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