Gebhard Fürst beim Gottesdienst auf dem Katholikentag (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

6.000 Gläubige feiern auf dem Schlossplatz

Katholikentag in Stuttgart feierlich zu Ende gegangen

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AUTOR/IN
Antje Dechert
Oliver Buchholz
Mark Kleber

Mit einem feierlichen Gottesdienst ist am Sonntag der 102. Deutsche Katholikentag zu Ende gegangen. Rund 6.000 Gläubige versammelten sich auf dem Stuttgarter Schlossplatz. 

Der Abschluss-Gottesdienst des Katholikentags in Stuttgart stand unter dem Motto “Sie sollten alle eins sein - damit die Welt erkennt!“. Neben dem Altar lag als Zeichen der Solidarität der vor dem Katholikentag von Kindern gestaltete 80 Meter lange rote Martinsmantel. 

 "Kirche hat sich zu lange Reformen verweigert" 

Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), formulierte drei Botschaften, die von Stuttgart ausgehen sollten: Neben der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine forderte sie mehr Einsatz für Entwicklung, weltweiten Klimaschutz und die Bewältigung der Corona-Folgen. Zweitens brauche die Gesellschaft im Inneren neues Engagement für Demokratie und Gemeinsinn und müsse Verschwörungsmythen und Rechtsextremismus bekämpfen. Stetter-Karps dritte Botschaft ging an ihre Kirche: “Verändere dich und werde wesentlich!“ Zu lange habe man Reformen verweigert, etwa durch massiven Machtmissbrauch. 

In einem Predigtgespräch hatten zuvor der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und die Direktorin des Katholischen Bibelwerks, Katrin Brockmöller, zu mehr Miteinander statt Gegeneinander in der Kirchenkrise aufgerufen. Es sei wichtig, in aller Unterschiedlichkeit erleben zu können, wie wir einander bereichern, sagten sie. Auf keinen Fall dürfe eine Gruppe der anderen absprechen, richtig von Gott reden.

    

Fürbitten von Geflüchteten aus der Ukraine 

Der Präsident des Evangelischen Kirchentags, Ex-Bundesminister Thomas de Maizière, las einen Predigttext in leichter Sprache. Per Video eingespielte Fürbitten kamen unter anderem von Geflüchteten aus Uganda und der Ukraine, von einem Missbrauchsbetroffenen sowie von einem homosexuellen Paar aus der Initiative #OutInChurch. 

27.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, 1.700 Helferinnen und Helfer, 1.500 Veranstaltungen und rund zehn Millionen Euro Kosten, das ist die Bilanz dieses Katholikentags. Was die Zahl der Besucherinnen und Besucher betrifft, ist das zwar mehr als befürchtet, aber weniger als erhofft. Ein deutlicher Einbruch zu fast 90.000 Menschen in Münster 2018. Doch der Stimmung habe das keinen Abbruch getan, erklären Besuchende. Sie haben ein positives Bild von diesem 102. Katholikentag: Endlich mal wieder ein Treffen in Präsenz, so klang es immer wieder an.

"Die katholische Kirche in einer ihrer schrecklichsten Krisen"

So sieht es auch Marc Frings, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken bei der abschließenden Pressekonferenz. Denn Corona ist nicht das Einzige, was Katholiken gerade ernsthaft beschäftigt. "Zweifelsohne befindet sich die Katholische Kirche mindestens hier in einer ihrer schrecklichsten Krisen, aber inmitten dieser multiplen Krisen war Stuttgart auch der Ort, um endlich mal einen Grund zu haben, um froh zu sein.“

Man hatte sich viel vorgenommen. Nicht nur fröhliches Feiern, sondern auch debattieren, streiten. Das sei gelungen, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing. Besonders der Synodale Weg, der Reformprozess der Katholischen Kirche, sei ein großes Thema gewesen. "Es sind die Fragen, die sich uns stellen, die Rolle der Frau in der Kirche, die sich verändern muss. Die Fragen von geteilter Macht in dieser Kirche, Entscheidungskompetenzen in dieser Kirche. Die Fragen, wie geht das mit Priestern und ihren Gemeinden weiter und die Fragen der Sexualität, wie geht das weiter in der Kirche.“

"Mir sind so viele Menschen hier begegnet, die gesagt haben, der Synodale Weg, das ist der Weg für uns. Daran werden wir Maß nehmen."

Alte Gewissheiten schwinden

Geprägt war das Treffen auch von ernsten Tönen und Nachdenklichkeit. Der Titel der Veranstaltung mit SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz brachte auf den Punkt, worum es geht: "Zeitenwende und Zusammenhalt“. Gerade beim Thema Friedensethik wurde deutlich, dass die alten Gewissheiten zerbrochen sind und um neue Positionen gerungen werden muss. Und, dass man etwa beim Klimawandel von der Analyse endlich ins Handeln kommen muss.

Ab Dienstag befasst sich das Zentralkomitee der Katholiken dann mit der Planung des nächsten Katholikentags. Er soll 2024 in Erfurt stattfinden.

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Antje Dechert
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Mark Kleber