Schokolade (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/Zoonar / JIRI HERA)

Schokolade

Was steckt eigentlich hinter der süßen Versuchung?

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AUTOR/IN
Susanne Henn

Im Schnitt isst der Deutsche über elf Kilo Schokolade im Jahr. Susanne Henn aus der Redaktion für Umwelt & Ernährung beantwortet die wichtigsten Fragen über unsere heißgeliebte Süßigkeit.

Was ist gesünder – Zartbitter oder Vollmilch?

Diese Frage muss man eindeutig zugunsten der Zartbitterschokolade beantworten, zumindest wenn der Kakaoanteil bei 70 Prozent oder mehr liegt. Denn dann ist der Zuckeranteil logischerweise deutlich geringer und der Blutzuckerspiegel steigt langsamer an. Und das Lustgefühl wird schneller befriedigt. Zu richtigen Heißhungerattacken, bei denen auf einmal zwei, drei Tafeln vertilgt werden, kommt es bei Zartbitterschokolade eher selten - das ist mehr so ein Phänomen bei Vollmilchschokoladen.

Allerdings hat die Zartbittervariante nur unwesentlich weniger Kalorien als die mit Vollmilch. Das liegt daran, dass der Fettanteil beim Kakao ziemlich hoch ist. Außerdem anthält Kakao an sich viele sekundäre Pflanzenstoffe, unter anderem Antioxidantien, die vor freien Radikalen schützen. Und die Flavanole wirken sich positiv auf Herz und Kreislauf aus, indem sie leicht blutdrucksenkend wirken. Diese Stoffe sind natürlich durch den viel höheren Kakaoanteil in Zartbitterschoklade in deutlich größerer Menge enthalten als in Vollmilchvarianten - auch das macht sie gesünder.

Schmeckt reiner Kakao eigentlich auch süß?

Nein, gar nicht. Das weiß jeder, der sich schon mal reines Kakaopulver gekauft hat, um sich eine heiße Schokolade zu machen. Da muss eine Menge Zucker mit rein, damit es schmeckt. Kakao, also das was aus den Bohnen gemacht wird, ist eigentlich gar kein Kindergetränk. Ohne Zucker schmeckt er ziemlich herb und bitter, ähnlich wie Kaffee.

In Reinform genossen, wirkt er sogar belebend. Bei den Azteken etwa war Kakao etwas Wertvolles, dass sich nur Wohlhabende leisten konnten und sie tranken ihn mit Chilli oder Pfeffer, Vanille und etwas Honig. Das galt damals als wahrer Powerdrink, hat aber mit dem, was wir als Kakao kennen, noch nicht viel gemeinsam.

Auch in Europa, wohin das braune Pulver dann im 16./17. Jahrhundert seinen Weg fand, war es zunächst nur ein Getränk für die Oberschicht. Allerdings wurde es hier dann auch immer stärker mit Zucker und Vanille versetzt, wodurch es dem Getränk, das wir heute trinken, immer ähnlicher wurde. Lange konnte man Kakao auch nur trinken. Die erste essbare Schokolade aus Kakaopulver, Kakaobutter und viel Zucker kam erst 1848 in England auf den Markt. Und das war dann ungefähr das, was wir heute noch unter Schokolade verstehen.

Kann Schokolade wirklich süchtig machen?

Nein, das kann sie nicht, jedenfalls wenn man von einer Sucht im klassischen Sinne spricht. Eine körperliche Abhängigkeit von Schokolade gibt es nicht, also niemand, der - aus welchen Gründen auch immer - darauf verzichten will oder muss, wird deshalb Entzugserscheinungen bekommen. Aber er wird vielleicht sehr unglücklich sein, denn eines ist auch bewiesen: Schokolade hebt die Stimmung. Denn immer wenn wir sehr fett- oder sehr zuckerhaltige Dinge essen - und Schokolade ist beides - werden Endorphine ausgeschüttet und die machen glücklich. Deshalb hilft Schokoladeessen eigentlich immer, egal, ob man Liebeskummer hat, im Prüfungsstress steckt oder schon entspannt ist und es auch bleiben will. Forscher sprechen in diesem Zusammenhang von einer Verhaltenssucht - man isst Schokolade um sich das Leben im wahrsten Sinne des Wortes zu versüßen.

Schokolade macht das Leben schöner und in vielen Situationen ist es nicht einfach, darauf zu verzichten, aber wirklich süchtig macht sie nicht!

Ist Kinderarbeit im Kakaoanbau immer noch ein Problem?

Leider ja. Dazu muss man wissen: Der Kakaobaum ist ziemlich empfindlich und braucht viel Pflege. Und wenn alles gut läuft, lässt sich aus den Kakaobohnen eines ganzen Baumes gerade mal ein halbes Kilo Roh-Kakao gewinnen. Und für ein ganzes Kilo, also der Ausbeute von zwei Bäumen, bekommt der Bauer im Schnitt nur einen Euro. Das begünstigt Kinderarbeit und die ist - auch wenn viele Schokoladenproduzenten es gerne herunterspielen - immer noch weit verbreitet.

Mehr als zwei Millionen Kinder arbeiten mehreren Studien zufolge auf Kakaoplantagen in Ghana und der Elfenbeinküste, das sind die Hauptanbaugebiete. Viele von ihnen arbeiten dort außerdem in sehr gefährlichen Bereichen wie der Brandrodung oder dem Versprühen von Pestiziden.

Eigentlich haben die Schokoladenhersteller schon 2001 vertraglich vereinbart, dass bis zum Jahr 2008 Kinderarbeit auf den Kakaoplantagen verboten werden soll, passiert ist seither bei weitem nicht genug. Das liegt auch daran, dass sich in Ländern wie Ghana, der Elfenbeinküste oder auch Nigeria Arbeitsbedingungen oft nur schwer kontrollieren lassen. Aber auch die Schokoladenindustrie verfolgt das Thema nur halbherzig und schiebt die Schuld für Kinderarbeit auf Plantagenbesitzer und Zwischenhändler. Und der Weg ist noch ziemlich lang: Weltweit wurden im vergangenen Jahr knapp fünf Millionen Tonnen Kakao produziert, doch davon nur rund acht Prozent zu wirklich fairen Bedingungen.

Ausbeuterische Kinderarbeit ist aber zumindest bei jenen Schokoladen weitgehend ausgeschlossen, die das Fairtrade-Kakao-Siegel tragen. Es kann dann zwar immer noch sein, dass Kinder auf den Plantagen mitarbeiten, weil die Familien es anders nicht schaffen. Es ist aber gewährleistet, dass sie zur Schule gehen und ihre Ausbildung Vorrang hat.

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