Pro und Contra: Kinder unter 12 Jahren gegen Corona impfen?

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Dr. med. Nabil Atassi
Moderator Nabil Atassi aus dem SWR1 Team. Zu hören in der Talk-Sendung SWR1 Leute - immer 2 Stunden für einen Gast mit interessanten Themen. (Foto: SWR)

Ab dem 15. Dezember können Eltern ihre Kinder zwischen 5 und 12 Jahren gegen Covid-19 impfen lassen. Das spricht dafür und das spricht dagegen.

Sollen Eltern ihr Kind gegen Covid-19 impfen lassen oder nicht? Über diese Frage wird seit vielen Wochen teilweise sehr heftig diskutiert. Das sagt Kinder - und Jugendmediziner Prof. Benedikt Fritzsching aus Heidelberg zur dazu:

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Wie läuft die Kinderimpfung in BW ab?

Die ersten Impfdosen sollen in den nächsten Tagen in Baden-Württemberg eintraffen. Laut dem baden-württembergischen Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) soll das Land bis Ende des Jahres 300.000 Impfdosen für Kinder erhalten. Nachschub soll es dann im Januar geben. Der Impfstoff speziell für die Kinder enthält eine verringerte Dosis von zehn Mikrogramm im Vergleich zu 30 Mikrogramm beim Impfstoff für Erwachsene.

Wo kann ich mein Kind in BW impfen lassen?

In Baden-Württemberg sollen vor allem Kinderärzte in ihren Praxen impfen. Sie kennen ihre Patient:innen häufig am besten. Zusätzlich soll es spezielle Angebote für Kinder geben, zum Beispiel in Tübingen und im Rems-Murr-Kreis oder in der neuen Impfambulanz in der Stuttgarter Schleyerhalle.

STIKO empfiehlt Impfung für Kinder mit Vorerkrankungen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat bisher allerdings nur eine eingeschränkte Empfehlung nur für Kinder mit Vorerkrankung und auf "inidviduellen Wunsch" ausgesprochen. Für Eltern ist das keine leichte Situation.

Kinderarzt aus BW zur Kinderimpfung und Nebenwirkungen

Kinderarzt Prof. Benedikt Fritzsching aus Heidelberg ist froh, dass es in Deutschland inzwischen einen zugelassen Corona-Impfstoff für Kinder unter 12 Jahren gibt. Seltene Erkrankungen wie eine Herzmuskelentzündungen, wie sie in seltenen Fällen vor allem bei männlichen jungen Erwachsenen vorkommt, seien bei Kindern und Jugendlichen sehr selten, so Fritzsching. Beim Impfen von Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren habe sich gezeigt, dass die Impfung nur wenige, lokale Nebenwirkungen habe. Hin und wieder käme es zu einer allergischen Reaktion; ganz selten gebe es eine Herzmuskelentzündung. Weil das aber erst im Laufe der letzten Monate sichtbar wurde, seien Mediziner eher vorsichtig. Fritzsching wünscht sich deshalb, dass bald Daten aus den USA vorliegen und ausgewertet werden können. Dort wurden schon viele Kinder zwischen 5 und 12 Jahren geimpft.

Soll ich mein Kind gegen Corona impfen lassen?

Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission (STIKO) hat in einem Interview gesagt, er würde seine eigenen Kinder aktuell nicht gegen Corona impfen lassen. Fritzsching findet, es sei wichtig, dass sich Eltern selbst eine Meinung bilden. Es gehe um eine Abwägung: Welches Risiko birgt die Impfung und welchen Nutzen hat mein Kind davon? Eltern sollten sich darüber bei ihrem Kinder- und Jugendarzt informieren. Aktuell, so Fritzsching, wissen wir noch nicht so viel über die Impfung von Kindern gegen Corona wie über die Corona-Impfung für Erwachsene.

Sinnvoll kann eine Impfung gegen das Coronavirus bei Kindern sein, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlaufen haben. Das ist beispielsweise bei bestimmten chronischen Lungenerkrankungen oder schwerem Asthma der Fall. Auch wenn Menschen im direkten Umfeld des Kindes leben, die so ein erhöhtes Risiko haben und sich nicht impfen lassen können, kann eine Impfung sinnvoll sein. Prinzipiell ist es aber wichtig, dass die Impfentscheidung bei den ganz Kleinen individuell und nach eingehender Beratung mit den Kinderärzt:innen getroffen wird.