Gepresstes Weißblech nach der Sortierung auf einem Wertstoffhof. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Keystone | Jochen Zick)

Entsorgung und Recycling

Das passiert mit unserem Müll aus Baden-Württemberg

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Jurek Brzoska
Thomas Hillebrandt
Thomas Hillebrandt, Redakteur und Reporter bei SWR Wissen aktuell (Foto: SWR, SWR, Christian Koch)

Ob beim Kochen zuhause, auf der Baustelle um die Ecke oder im großen Industriewerk - Müll entsteht fast überall. Aber was passiert mit unserem Müll aus Baden-Württemberg?

Wo landet der Müll aus Baden-Württemberg?

Der meiste Müll, den wir in Baden-Württemberg produzieren bleibt im Land. Je nach Material landet er in Deponien, wird verbrannt oder recycelt und dann als Rohstoff wieder für neue Produkte verwendet. Dabei gilt: Je sortenreiner der Müll getrennt ist, desto besser kann er wiederverwendet werden. Dabei zählt in der Statistik die Menge, die zum Recyceln abgegeben wird und nicht das, was am Ende wirklich genutzt wird. Hinzu kommt der Abfall, der thermisch verwertet – also zur Energiegewinnung verbrannt wird. Und auch der Müll, der in andere Länder exportiert wird gilt laut Statistik als recycelt.

Müll wird in andere Länder exportiert

Ein Teil unseres Abfalls wird also zu Handelsware. Dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft zufolge hat Deutschland 2018 über 25 Millionen Tonnen Abfälle exportiert – das sind 125 voll beladene Containerschiffe. Davon waren laut Statistischem Bundesamt ca. 1 Million Tonnen Kunststoff.

»Teilweise geht dieser Müll zum Beispiel nach Malaysia, teilweise auch in die Türkei oder über Hongkong oder die Niederlande irgendwo in die Welt.«

Recycling: Was passiert mit dem Müll vor Ort?

"Die Frage ist: Welche Voraussetzungen gibt es vor Ort, um diesen Müll korrekt zu sortieren und möglichst auch wieder so weit aufzubereiten, dass man ihn auch als Ersatz für Primärrohstoffe verwenden kann.," sagt Fritz Mielert von der Umweltorganisation BUND. Davon seien auch wir in Deutschland aber meilenweit entfernt.

"Wir haben nur eine minimale, echte Recyclingquote [hier in Deutschland] und das kann man natürlich auch nicht von Staaten im globalen Süden erwarten. Eigentlich soll der Müll dort wiederverwertet werden, aber das passiert nur teilweise.«

"Wir haben ja auch Berichte, dass deutscher Müll, Hausmüll, dann in Form von Plastikabfall in der Antarktis landet. Das heißt, der Müll landet irgendwo auf Deponien, wird dann zum Beispiel vom Wind verweht, kommt in die Ozeane und findet sich dann natürlich auch in den Müllstrudeln wieder."

Lösungsansatz: Müll trennen und weniger kaufen

Müll richtig zu trennen, ist gut sagt Mielert, wir können aber auch noch mehr tun: "Es ist ganz wichtig, dass wir möglichst wenig konsumieren. Wenn man die Mengen reduziert, die entstehen, entsteht auch weniger Müll. Dieser Müll muss dann nicht recycelt werden und gerät natürlich auch nicht in die Gefahr, dass er exportiert wird."
Außerdem sei es am besten, möglichst langlebige Produkte zu kaufen, die dann bei Bedarf zu reparieren und am Schluss den Abfall korrekt zu entsorgen. Im Handel gibt es mittlerweile die Möglichkeit, Elektro- und Elektronikgeräte zurückzugeben. Die müssen dann korrekt entsorgt werden.

Verantwortung von Politik und Wirtschaft

Wir Verbraucher:innen haben nur begrenzte Möglichkeiten. Fritz Mielert vom BUND meint, es muss auf politischer Ebene einiges geschehen:

  • Exportverbote von Müll, damit der Druck steigt, auch hier den Müll wirklich sauber zu trennen.
  • Rohstoffe, die direkt aus der Umwelt kommen, teurer machen, etwa über eine Primärabgabe.
  • Gesetze, die vorschreiben, dass immer mehr Recyclingmaterialien in neuen Produkten verarbeitet werden müssen. Auf diese Art kann die Politik den Druck auf die Wirtschaft deutlich erhöhen.

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