Carlo Donati ist Herbergsvater der DJH Graf Zeppelin Jugendherberge in Friedrichshafen. Er weiß, wie sich die Jugendherbergen in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt haben.
Frühstück in der Jugendherberge fast schon mit Hotel-Feeling
»Jugendherbergen in Baden-Württemberg sind schon lange auf Buffet umgestellt. Und außer normalem Brot, Brötchen, Aufstrich, Wurst, Käse gibt es ein sehr reichhaltiges Müsli-Buffet. Dann gibt's Fruchtsaft, eine Alternative für Veganer, Obst oder saisonale Angebote, ein Ei. Sehr bunt gemischt – da wird man satt, auf jeden Fall!«
Warum ist der Schlafsaal verschwunden?
Dieses Frühstücksbuffet klingt tatsächlich schon fast nach Hotel. Und trotzdem gibt es ein Bett in Friedrichshafen pro Nacht ab 30 Euro. Es gibt viele Zweibett- und Vierbettzimmer. Der "gute alte Schlafsaal" hat offenbar ausgedient.
»Der Schlafsaal ist in die Jahre gekommen, hat keinen guten Ruf gehabt. Der war zwar sehr gut für die Preise, aber wir werden alle ein bisschen bequemer und ein bisschen Individualisten. Die Nachfrage nach Zimmern wird immer größer: Wenige fragen [nur] nach Betten.«
Gemeinschaft in der Jugendherberge: So entstehen Freundschaften
Neben dem "Schnarchsaal", wie er gern auch genannt wurde, hatte auch die Spülküche der Jugendherberge ihren unverwechselbaren Charme. Mithelfen war inklusive: Jede(r) musste mit 'ran an die großen Tellerberge in der Spülküche. Auch Vergangenheit, sagt Carlo Donati, und erinnert sich an ein kleineres Haus, das er einmal im Nordschwarzwald geführt hat:
»Dort haben mir die Gäste täglich geholfen und da sind die schönsten Freundschaften in dieser Spülküche entstanden. Da [haben wir] ständig gelacht, also schlecht war das nicht. Und wenn die Leute zusammengewürfelt werden, dann entstehen ganz tolle Sachen.«
Ausflug in die Geschichte: so sind die Jugendherbergen entstanden
Hotel oder Jugendherberge: Gibt es noch einen Unterschied?
Carlo Donati macht seinen Job jetzt schon fast 30 Jahre. Und er liebt ihn, trotz aller Schwierigkeiten, die er manchmal mit sich bringt. Nicht einmal die schwierigsten Gäste hätten es geschafft, ihm das zu verderben, sagt er. So eine Jugendherberge ist und bleibt offenbar doch etwas besonderes und ist eben kein Hotel:
»Was wir wollen ist, dass Begegnungen zwischen Menschen entstehen. In der Jugendherberge ist die Atmosphäre viel lockerer. Jugendherbergen sind auch nicht so luxuriös wie ein Hotel. Ein Aufenthalt in der Jugendherberge ist ein Aufenthalt, wo man eigene Aktivitäten machen kann, aber auch Begegnungen mit anderen Gruppen [haben kann]. In einer Jugendherberge sind alle immer zusammen. Das ist das Schöne daran.«