Ein Skandal: Die Professorin ist "weiß"
Saraswati ist Universitätsprofessorin für Postkoloniale Studien; eine Frau mit Kultstatus, unkonventionell, scharfzüngig, brillant in Analyse und Auftreten. Mit wehender Dupatta, dem typisch indischen Schal, betritt sie den Seminarraum, um zu verkünden:
Ausgerechnet diese Frau entpuppt sich als Betrügerin. Sie ist "weiß", heißt eigentlich Sara Vera Thielmann und kommt aus Karlsruhe. Eine unerhörte Täuschung: Eine weiße Frau, die blackfacing betreibt und damit die ganze Community zum Narren hält. Ein Verrat, der die junge Studentin Nivedita besonders hart trifft. Sie ist die eigentliche Heldin dieser Geschichte: aufgewachsen in Essen-Frillendorf; der Vater Inder, die Mutter Deutsche mit polnischen Wurzeln.
Wer bin ich?
"Wer bin ich eigentlich?" - das ist eine Frage, mit der sich Nivedita ihr ganzes Leben lang herumschlägt. Die anderen Kinder nennen sie "coconut": außen braun, innen weiß. Lilli, eine Freundin aus Kindertagen, widmet ihr eine kleine Rolle in einer Kurzgeschichte, was Nivedita unglaublich stolz macht. Zumindest so lange, bis sie feststellt, dass sie das indische Mädchen in der Geschichte ist, das Räucherstäbchen liebt - und mit Räucherstäbchen hatte Nivedita nie etwas am Hut.
Sie fühlt sich falsch gesehen, ohne selbst zu wissen, wer sie eigentlich ist. Wertschätzung, Selbstachtung – das erfährt sie erst bei ihrer Professorin Saraswati, die endlich all das ausspricht, worum Nivedita die ganze Zeit gerungen hat.
Ein Shitstorm unterstützt von realen Menschen
Der Betrug der Professorin löst einen unglaublichen Shitstorm in Internet aus. Autorin Mithu Sanyal hatte hier eine geniale Idee: Sie bat reale Menschen wie den FAZ-Redakteur Patrick Bahners oder die Autorin Fatma Aydemir, ihre Reaktionen auf einen solchen "Fall Saraswati" in einem Tweet festzuhalten. Diese Tweets, namentlich im Roman gekennzeichnet, ergänzen sich mit fiktiven Kommentaren zu einem vielstimmigen Chor, der seinen ganz eigenen Auftritt bekommt.