Mehrere Menschen sind bei diesem Unglück gestorben, zahlreiche werden noch vermisst. Wir haben mit Hans Honold aus Blaubeuren gesprochen. Er ist einer der erfahrensten Bergführer in Baden-Württemberg und kennt sich aus mit Gletschern in Grönland, der Arktis, den Alpen - und auch in Südtirol, in den Dolomiten. Seine erste Reaktion:
Gletscherabbruch hat den Bergführer nicht wirklich überrascht
Als Bergführer erlebe man, sagt Honold im SWR1 Interview, einen Gletscherabbruch in dieser Dimension sicherlich nicht jeden Tag - dennoch sei er nicht wirklich überrascht darüber. Man sehe aber oft kleinere Eis- und Gletscherabbrüche und weiß dann, "da muss ich jetzt außen 'rum gehen".
Dass der Gletscherabbruch in der Marmolata dann aber solch dramatische Konsequenzen gehabt hat, war für Honold die Kombination vieler Umstände: eine beliebte Route, ein Sonntag-Nachmittag, allerbestes Wetter - und deshalb auch sehr viele Bergwanderer, die in diesem Gebiet unterwegs waren.
Frost ist der Kitt der Alpen, Gletscher stabilisieren sie. In dieser Folge des Podcasts "Weltwunderkugel" erklärt Klimaforscher Markus Rex, was Gletscher aus der Balance bringt. Außerdem mit dabei: Bergführer Hans Honold und das Lawinenforschungsinstitut Davos:
Welche Rolle spielt der Klimawandel bei diesem Unglück?
Zudem seien die Temperaturen auch in der Höhe sehr hoch und der Permafrost (vereinfacht: der Dauerfrost im Boden) gehe stärker zurück als in den vergangenen Jahren. Die Folge: deutlich mehr Wasser im Gletscher, das dessen Fortbewegungs-Geschwindigkeit erhöhe und damit auch einen solch großen Abriss ermögliche.
Schwierige Rettungsarbeiten auf dem Gletscher
Gefährlich werden die Rettungsarbeiten, so Bergführer Hans Honold, weil der Gletscher jetzt nicht nur weiter Richtung Tal schiebt, sondern auch, weil durch die Erwärmung Wasser in die Risse dringt. Das macht den Gletscher noch instabiler.