"Schwätzle" durchs Küchenfenster
"Ich gehe komplett auf Abstand. Auch wenn es mir schwer fällt, meine Eltern sehe ich so gut wie nicht. Und wenn die Sehnsucht dann doch mal zu groß wird, dann fahre ich zu meinem Elternhaus, das glücklicherweise nur fünf Kilometer entfernt liegt, stelle mich mitten in den Hof und schwätze mit Mutter und Vater durchs geöffnete Küchenfenster. Da sind dann mindestens 5 Meter dazwischen. Die Eltern drin und ich draußen."
"Auch Einkaufen ist für meine Eltern gestrichen. Per WhatsApp schickt meine Mutter ihren Einkaufszettel jetzt in den Familienchat und wenn einer von uns Kindern einkaufen geht, bringt er es mit und stellt die Einkaufstasche vor die Haustüre. Es ist eine schwierige Zeit, aber nur so funktioniert es."
Umgang mit dem Thema "Risikogruppe"
"Uns als Familie stellt die Situation vor große Herausforderungen. Unser Vater ist 61 und zählt aufgrund einer Erkrankung zur Risikogruppe. Das Corona-Thema beschäftigt uns seit Wochen. Am Anfang haben wir darüber diskutiert, ob es Sinn macht, wenn unser Vater sich komplett abschottet und für mehrere Wochen alleine lebt. Das war allerdings keine Alternative für uns.
Inzwischen haben wir einen Weg gefunden, um ihn so gut wie nur möglich zu schützen. Einschränkungen, ja - komplette Isolation, nein. Wir sehen uns nun viel, viel seltener – alle zwei bis drei Wochen. Dann halten wir immer genügend Abstand und kommen uns in engen Räumen nicht zu nahe."
Gäbe es doch nur einen Test
"Meine Eltern sind hochbetagt, aber rüstig und leben - zweieinhalb Zugstunden entfernt - immer noch in ihrem Haus und können sich selbst versorgen. Jetzt steht mein Urlaub an - da wäre ein mindestens einwöchiger Besuch selbstverständlich. Aber jetzt, zu Corona-Zeiten, bei Eltern mit Vorerkrankungen?
Hätte ich eine Möglichkeit, mich kurz vor dem Besuch testen zu lassen, ob ich eventuell, ohne es zu merken, schon infiziert war und jetzt Antikörper in mir habe, dann würde ich meine Eltern besuchen - ich wäre ja wohl kein direkter Virus-Träger mehr. Die Fahrt dorthin im eigenen Auto und natürlich mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen, damit ich nichts "mitbringe" von Dritten - schon seltsam, welche Gedanken mir da plötzlich kommen.
Aber ein Besuch, ohne die Möglichkeit eines solchen Tests? Wenn sie sich anstecken oder sogar schlimmeres: Ich würde mir zeitlebens Vorwürfe machen, meine Eltern einer Gefahr ausgesetzt zu haben, die vermeidbar gewesen wäre. Da enttäusche ich sie lieber und halte telefonisch Kontakt, zweimal am Tag, oft über eine halbe Stunde - so, wie wir das jetzt schon machen."
Ältere Menschen in Senioren- und Pflegeheimen
Das Coronavirus grassiert derzeit auch in Alten- und Pflegeheimen, wo es auf besonders gefährdete Menschen trifft. Deshalb wurden hier besondere Regelungen getroffen: keine Besuche von Angehörigen mehr, einige Heime haben einen Aufnahmestopp eingeführt.
Eine zauberhafte Idee für ältere Menschen im Seniorenzentrum hatte SWR1 Hörerin Franziska Brückner aus Fellbach-Schmiden:
Für jede/n Bewohner/in hat sie mit Hilfe einer befreundeten Floristin und vielen Spenden einen Blumengruß organisiert.
Besuch zumindest virtuell - per Video-App
Die Technik-Affinität der älteren Generation sollten niemand unterschätzen. Nicht wenige haben einen kleinen Laptop oder ein Tablet, sind auf Facebook, halten Kontakt per Mail. Und da kommen die Video-Telefonie-Apps ins Spiel: der sichtbare Kontakt zur Familie. Selbst bei Pflegebedürftigkeit ist das kein Hindernis: in Alten- und Pflegeheimen gibt es nicht selten ein hauseigenes Tablet, bedient vom Pflegepersonal.