Sich die Pubertät als Sprungschanze beim Skifahren vorzustellen ist schon eine ziemlich passende Idee. Da nimmt man Anlauf so schnell es geht, um sich endlich mal so richtig von den Fesseln der Schwerkraft zu befreien und ins Ungewisse zu schweben. Genau das passiert hier aber nicht. Stattdessen bricht sich der Ich-Erzähler das Bein, weil er nicht die Schanze sondern das dafür ausgehobene Schneeloch daneben trifft. Aber auch das ist nicht so wichtig. Viel wichtiger ist der Moment kurz davor, als der Junge um schneller zu werden, den Kopf so tief zwischen die Beine macht, dass er nach hinten schauen kann.
"Rückwärts durch die Knie betrachtet war die Welt immer am interessantesten"
Diesen verdrehten Blick von unten gönnt uns Wolf Haas das ganze Buch lang. Als 14jähriger arbeitet der Ich-Erzähler zur Zeit der Ölkrise an einer Tankstelle in der österreichischen Provinz, als plötzlich Elsa beim Freikratzen der Windschutzscheibe in sein Leben knallt.
"Noch nie hatte ich so ein Lächeln gesehen"

Wie eine Marienerscheinung ist das inszeniert und bekommt dadurch fast was Comedy-artiges bringt dem Pubertierenden aber auch ernst zu nehmende Probleme. Blöderweise ist Elsa nämlich viel zu alt für ihn und dann ist sie auch noch verheiratet mit dem Dorfgroßmaul Tscho. Sein altersgemäß naiver Lösungsansatz lautet: Abnehmen. Er will von seinen 93 Kilo runter und dann Elsa erobern. Tatsächlich schafft er es dann sogar sich mit ihr anzufreunden, was aber gar nicht so viel mit Liebe, sondern mehr damit zu tun hat, dass Elsa gerne Englisch lernen will und der Internatsschüler so zu ihrem Lehrer wird. Stück für Stück entschlüsselt der Junge die Motive, die hinter den rätselhaften Verhaltensweisen der Erwachsenen stehen. Mit einer Mischung aus Schlagfertigkeit und Naivität arbeitet er sich in die Welt der Erwachsenen vor, das erzeugt ganz schön viel Komik.
"Als gedrucktes Pendant einer Kabarettveranstaltung"
Aber das ist unfair, weil der Spaß kein reiner Selbstzweck ist, sondern der Blick eines Pubertierenden auf die Welt, der eines Kabarettisten gar nicht so unähnlich ist und weil sich wichtige Lebensthemen gegen den Humor durchaus behaupten können. Gute Witze haben meistens ernste Hintergründe.