Buchtipp: "Monsieur Voung. Das Kochbuch"

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Rainer Hartmann
Moderator Rainer Hartmann aus dem SWR1 Team. Regelmäßig zu hören in SWR1 Baden-Württemberg. (Foto: SWR)

Das beste vietnamesische Restaurant Deutschlands, da sind sich viele Feinschmecker einig, befindet sich in Berlin. Es ist so bekannt, dass es mittlerweile sogar ein Buch darüber gibt.

Ein Stückchen Vietnam in Berlin

Die Tür geht auf, der Geruch von Räucherstäbchen, Reis, Zitronengras und Koriander steigt in die Nase. Willkommen in Berlin-Mitte, Alte Schönhauser Allee, ganz in der Nähe der Hackeschen Höfe. Ein internationaler Hotspot. Die Wände und Decken leuchten orange, wahrscheinlich muss man kurz warten, weil der Laden wie immer voll ist – aber dann bekommt man freundlich einen Platz an den gemütlichen Holztischen. An der Wand hängt ein großes Bild vom Vater des Besitzers, vom Küchenchef Dat Voung, der 1987 aus Vietnam nach Deutschland geflüchtet ist - und dem wir eine ganz neue Ess-Kultur zu verdanken haben.

Esskultur mit langer Tradition

Die Geschichte beginnt in Saigon. Die Familie Vuong war nicht wohlhabend, aber Essen und Kochen war der Mutter immer wichtig, kein Weg zum besten Markt zu weit, um in der heimischen Gar-Küche herrliche Speisen zuzubereiten. Dat Vuong, 1975 geboren, musste mit seiner Familie flüchten, weil sein Vater aus politischen Gründen Berufsverbot bekam.

Von Vietnam ins Rheinland

Erst gingen sie ins Rheinland. Ein Kulturschock. Ein kaltes Land, eine fremde Sprache, Currywurst und Pommes statt Garnelen und Ingwersauce. In einem buddhistischen Tempel kam Voung die Eingebung: Mutig wollte er sich in Deutschland zu seinen vietnamesischen Wurzeln bekennen. Er zog nach Berlin, eine Millionenstadt, dessen Gewusel, dessen Gegensätze und kulturelle Offenheit ihn ein wenig an Saigon erinnerten. In einer kleinen Seitenstraße eröffnete er mit kleinem Kapital ein Ladengeschäft mit Verkostung, eine Art Take-Away. Suppen und Currys bereitete er zu – und das schlug ein wie eine Bombe. Gäste kamen in Scharen, sie liebten die Küche, die weniger streng und puristisch ist als die japanische und weniger chilli-scharf als die thailändische.

Endlich das eigene große Restaurant in Berlin

Dann, im Jahr 2001, der große Schritt: Monsieur Voung eröffnet sein Restaurant in der Alten Schönhauser. Zwischen dampfenden Kochtöpfen begrüßte Voung seine Gäste immer persönlich, sehr freundlich und warmherzig. Im Restaurant steht ein Aquarium und golden glänzende Buddhas, die Musik sucht Voung immer persönlich sorgfältig aus. Weltmusik. Und seine Karte ist – bis heute – überschaubar. Ganz bewusst.

Kulinarischer Kulturaustausch

Vom Flüchtlingskind hat sich Voung zu einem Botschafter der vietnamesischen Esskultur entwickelt, es gibt mittlerweile nicht nur in Berlin unzählige vietnamesische Restaurants, von denen sich nicht wenige am Voung-Stil orientieren. Immer wieder kommen Investoren und Unternehmer, die weitere Voung-Restaurants in New York, Tel Avid, London oder Moskau eröffnen wollen, aber Monsieur Voung lehnt ab, ganz nach dem deutschen Motto: Schuster bleib bei deinen Leisten.

Ein Denkmal für zwei beeindruckende Menschen

Der Suhrkamp-Verlag hat Monsieur Voung und seinem inzwischen verstorbenen Vater ein Denkmal gesetzt. Das Buch erzählt ihre Geschichte - und natürlich ist es randvoll bestückt mit leckeren Rezepten, für jeden nachkochbar, von Sommer-Rollen mit Lachs über blanchiertes Gemüse zur Wantan-Suppe bis zu Seiden-Tofu mit Duftpilzen und geschmortem Ingwer. Ein liebevoll gemachtes Buch wie eine kulinarische Weltreise - und ein Ausflug zur Keimzelle einer ganzen Bewegung. Wer diese Geschmacksexplosionen auch erleben will, wird beim nächsten Berlin-Besuch um einen Abstecher bei Monsieur Voung nicht herumkommen.

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