Mein digitaler Beifahrer

Auto 4.0: Schnickschnack oder Lebensretter?

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AUTOR/IN
Birgit Wächter

Hände weg vom Steuer! Weil: mein Auto kann's alleine, dank neuester digitaler Technik! Einparken, vor Hindernissen warnen, mich wach halten - eine große Unterstützung also beim Autofahren. Fahrer-Assistenzsysteme sind sinnvoll und auch lebensrettend, können aber auch manchmal ziemlich nerven und sind dann doch nicht mehr so unkompliziert, wie es die Prospekte versprechen.

Der "digitale Begleiter" ist eine neue, besondere Anforderung an uns Autofahrer*innen. Denn die Systeme heißen zwar "Automatik", müssen aber trotzdem von uns überwacht werden. Man muss sein eigenes Bordsystem genau kennen, vor allem auch seine Grenzen und möglichen Fehlerquellen. Denn wir hinter dem Lenkrad müssen noch immer sofort eingreifen können.

Gespräch mit Autoforscher Stefan Bratzel

Was hat der Bordcomputer im Auto zu bieten?

Fahrer-Assistenz-Systeme

Sie greifen in die Längs- und Querführung ein, können also eigenständig bremsen oder Gas geben. Beispiele sind Tempomat, Spurhalteassistent, Parkassistent. Sie lassen sich vom Fahrer beeinflussen und ausschalten.

Notfall-Systeme

Zum Beispiel der Notbremsassistent, ESP oder ABS. Sie kommen zum Einsatz, wenn der Fahrer unaufmerksam oder zu schnell ist, oder sogar gar nicht reagiert. Dieses System lässt sich nicht vom Fahrer beeinflussen.

Informations-Systeme

Das sind Hilfssysteme wie das Navi, der Parkplatzfinder oder die Verkehrszeichenerkennung. Letztere helfen zum Beispiel, automatisch Tempolimits zu erkennen. Das lässt sich - um die Tempolimits auch einzuhalten - an den Tempomat koppeln, ist aber nicht besonders zuverlässig. Ausserdem gibt es Inspektionswarner, Tank-Erinnerung und Hinweise wie "Pause einlegen!". All das kann vom Nutzer konfiguriert werden.

Bordcomputer in einem Auto (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Wo liegen die Probleme bei so viel Automatik?

  • Jeder Autohersteller bietet sein eigenes Bordsystem an und dieses sollten seine Fahrer gut kennen. Mietwagen-Nutzer müssen sich daher besonders oft umstellen.
  • Die Technik entwickelt sich schnell weiter und der Mensch muss mithalten. Schulungen für Autofahrer wären sinnvoll (ggf. durch Fahrschulen)
  • Durch die mögliche Ablenkung werden die Unfallzahlen steigen, prophezeien Experten.
  • Wer haftet wann und in welchem Fall trotz Assistenzsystem? Im Straßenverkehrsgesetz sind die Rechte und Pflichten eines Autofahrers bei der Nutzung von hoch- und vollautomatisierten Fahrsystemen schon lange geregelt. Wir sind rechtlich also vorbereitet, im Sinne der Verkehrssicherheit allerdings eher nicht.

Welche Assistenzsysteme brauche ich, komme ich damit zurecht?

  • Sehen Sie sich beim Neuwagenkauf auch das Bordcomputersystem genau an! Das könnte kaufentscheidend sein.
  • Lassen Sie sich bei der Übergabe des Autos vom Verkäufer den Bordcomputer zumindest in groben Zügen erklären.
  • Seien Sie selbstbewusst: auch, wenn Sie im Nachhinein noch Fragen haben - fragen Sie beim Händler nach! Die Autoverkäufer werden längst in diese Richtung geschult.
  • Beschäftigten Sie sich am besten in Ruhe und ausgiebig mit Ihrem neuen Bordsystem. Es gibt viele gute Einstellungen, die sich als "Benutzerprofile" auf verschiedene Fahrer konfigurieren lassen. Das macht jedem, der das Auto benutzt, das Autofahren leichter. Und: Sie können Dinge, die Sie nicht wollen (z.B. nerviges Piepen) auch abstellen.
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Birgit Wächter