Janis Joplin (Foto: picture-alliance / Reportdienste, AP Images)

Ein Song gegen den Konsum

So entstand "Mercedes Benz" von Janis Joplin

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AUTOR/IN
Jochen Stöckle

"Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz": Diese Zeilen kennt wirklich jeder. Dieser Song, diese anderthalb Minuten a-capella Geasang, haben sich tief in die Musikgeschichte eingebrannt. Es war die letzte Aufnahme von Janis Joplin, am 1.10.1970, also vor 50 Jahren. Damals hat sie Mercedes Benz im Studio eingesungen. Aber die Geschichte dieses Liedes beginnt ein paar Monate vorher, im Sommer 1970.

Janis Joplin sitzt vor einem Auftritt mit ein paar Freunden in einer Bar in Port Chester, nördlich von New York City. Janis erzählt von einem Song des Beat-Poeten Michael McLure, den sie kurz davor gehört hatte: "Come on God and Buy Me a Mercedes Benz." Janis singt lauthals, und die anderen knallen dazu die Biergläser im Rhythmus auf den Tisch. Janis improvisiert einen neuen Text, den sie schnell auf ein paar Servietten schreibt. 

Gegen den Konsum

Keine Stunde später steht Janis Joplin auf der Bühne im Capitol Theatre und erzählt ihren Fans vom Nachmittag in der Bar und dann stampft sie den Rhythmus und singt los - a capella. Der Song kommt an, die Botschaft ist allen klar: Es geht gegen den Konsum. Persönliches Glück und Selbstwertgefühl haben nichts mit Besitz und Reichtum zu tun. Mitte der 90er Jahre nutzt Mercedes ausgerechnet diesen Song in einem Werbespot.

Ihre allerletzte Aufnahme

Einen Monat nach dem Konzert ist Janis Joplin im Studio. Sie nimmt Songs für ihr nächstes Album auf, Pearl. Sie ahnt nicht, dass es ihr letztes Album sein wird. Sie ahnt nicht, dass sie die Fertigstellung nicht mehr erleben wird. Paul Rothchild, der Produzent der Doors, nimmt mit ihr auf. Sie singt den Song genau einmal - und es war perfekt. Es war ihre letzte Aufnahme - drei Tage später ist Janis Joplin tot. Sie stirbt mit nur 27 Jahren an einer Überdosis Heroin.

Janis Joplin 1964 Porsche 356 C 1600 SC Cabriolet (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / abaca)
"My friends all drive Porsches" sag Janis Joplin. Dabei saß sie selbst am Steuer eines knallbunt bemalten Porsche 356 SC. Für 1,76 Millionen Dollar wurde der Wagen vor einigen Jahren versteigert.

Mercedes? Nö! Porsche!

Einen Mercedes hatte Janis Joplin übrigens nie, sie fuhr einen 1965er Porsche, der mit psychedelischen Mustern bemalt war. Nach 20 Jahren in der Ausstellung der Rock’n’Roll Hall of Fame lässt die Joplin-Familie den Porsche versteigern: Er bringt fast zwei Millionen Dollar ein.

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Jochen Stöckle