Ein Song über priviligierte Langeweile

Ideal: Monotonie

Stand
AUTOR/IN
Volkhardt, Sophia

An einem Südseestrand unter Palmen bei dreißig Grad mit einem Cocktail in der Hand die Seele baumeln lassen. Wer würde da nicht sofort die Koffer packen?

Warum aber packt die Band Ideal im Urlaubsparadies die Langeweile – und noch schlimmer: die Schwermut?

Getarnt mit dezenten Reggae Anmutungen und Schweineorgelklängen weckt Ideal hier geschickt das Fernweh in uns – und haut uns dann im spürbar gelangweilt gesungenen Text die Gesellschaftskritik um die Ohren.

Die Urlauber hängen hier fast wie sediert am Strand herum – eigentlich ist es ganz egal, an welchem der exotischen Orte sie sind. Irgendwie scheint alles gleich.

Eine Postkartenidylle gleicht der andern. Anfang der 80er reisen die Deutschen natürlich noch anders heute – Fernreisen sind eher die Ausnahme – und trotzdem – immer mehr können sich jetzt die Massen an angebotenen Pauschalreisen leisten.

Flucht aus dem Alltag – weg von der Arbeit – verordnete Freiheit. Aber eigentlich werden die Alltagszwänge und die Monotonie Zuhause nur durch eine andere Form der Betäubung hinter den Mauern der Ferienanlagen ersetzt.

Privilegierte Langeweile – die Melancholie überfällt einen also nicht nur bei Dauerregen, sondern auch bei 30 Grad.

Passend dazu singt Annette Humpe im Video mit trister bis vorwurfsvoller Mine mit ihren drei Bandkollegen vor einer Dschungelkulisse mit Wasserfall und eine Band aus Aufzieh-Affen spielt für sie.

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AUTOR/IN
Volkhardt, Sophia