Status Quo (ohne Rick Parfitt, nach dessen Krankheit), 2016 (Foto: Music Circus - Fotografen: Ross Woodhall)

Status Quo – "Backbone"

Das Album mit dem kaum jemand gerechnet hat – macht Spaß

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AUTOR/IN
Christian Rönspies

Nach dem Tod von Sänger und Gitarrist Rick Parfitt dachten viele: Das ist das Ende von Status Quo. Parfitt war schließlich fast 50 Jahre nicht nur der Mann an der Rhythmusgitarre, er war auch eines der Gesichter von Status Quo.

Selbst für Leute, die seinen Namen nicht kannten, war er "der Blonde von Status Quo". 2016 ist er gestorben. Status Quo haben ohne ihn weiter gemacht – trotz aller Kritik.

"Das war die Herausforderung: Nach Rick's Tod haben viele gesagt, wir sollten nicht weitermachen. Und ich bin ihnen fast dankbar, denn das bringt dich dazu, dich noch mehr reinzuhängen, weil du etwas beweisen willst. Rick und ich waren uns immer einig, dass, wenn einer von uns abtritt, der andere weitermacht. Das ist das, was wir tun. Wir können nichts anderes."

"Backbone" ist das 33. Studio-Album von Status Quo - das erste ohne Rick Parfitt. Es bietet genau den Gute-Laune-Rock, für den Status Quo seit Jahrzenten bekannt sind. Ohne viele Schnörkel, ohne tiefere Bedeutung, mit netten Pop-Melodien, die man mitsummen kann. Und dazu immer wieder der Shuffle Beat zum Kopfnicken, oder mit dem Fuß wippen. Ein paar Überraschungen hat das Album aber trotzdem parat: Gleich der Opener "Waiting For A Woman" ist nicht der klassische "Krawumm-wir-sind-wieder-da!"-Rocker, der kommt eher schleichend daher.

An "Cut Me Some Slack" und "Liberty Lane" hat die Band selbst so viel Spaß, dass sie die Songs schon live gespielt hat, noch bevor das Album überhaupt erschienen war. Wenn man sich Videos von den Konzerten im Netz anschaut, fällt auf, dass die Herren gerade bei diesen Nummern das Grinsen kaum aus dem Gesicht kriegen.

Status Quo, 2017 (Foto: Music Circus - Foto: Tovita Bråthen Razzi)

"'Cut Me Some Slack' ist perfekt für die Bühne und 'Liberty Lane' hat das perfekte Intro und dann diese Melodie im Quo-Stil. Unsere Musik war schon immer eine Mischung aus Rock, Pop, Country und Blues."

Diese Mischung bestimmt auch das neue Album. Der Groove-Rocker "Better Take Care" fällt das ein bisschen aus dem Rahmen, allerdings nur, was das Tempo angeht.

Gitarrist und Sänger Francis Rossi ist mittlerweile das einzige Originalmitglied bei Status Quo, und er war bei "Backbone" komplett Chef im Ring: Er hat das Album produziert und seinen Bandkollegen vorher gesagt: "Wir machen nur ein neues Album, wenn ich entscheide, welche Songs drauf kommen."

Das wurde allerdings kein Ego-Trip. Die Hauptsongschreiber sind zwar weiterhin Francis Rossi, Keyboarder Andrew Bown und Bassist John 'Rhino' Edwards. Aber auch Schlagzeuger Leon Cave durfte einen Song beisteuern ("Falling Off The World"), und auch Ritchie Malone, der 2016 in die großen Fußstapfen von Rick Parfitt getreten ist ("Get Out Of My Head"). Beide fügen sich nahtlos in den Gesantsound des Albums. Neuzugang Richie Malone durfte bei seinem Song sogar den Lead-Gesang übernehmen.

Da könnte Bassist John Edwards ein bisschen neidisch werden. Er hat schon viele Songs für Status Quo (mit-)geschrieben. Bei ihm hat es aber 20 Jahre gedauert, bis er mal bei einem die Hauptstimme singen durfte. Das ist offenbar auch Francis Rossi bewusst. In einem aktuellen Interview hat er betont: "Richie hat eine gute Stimme. John, Andrew und ich haben eher etwas eigenartige Charakterstimmen. Aber Richie hat einfach eine gute Stimme." Und dann hat er grinsend nachgeschoben: "Der kleine Scheißer!"

Die Stimmung bei Status Quo ist also bestens. Auf der Bühne haben sie diese besondere Chemie, auch wenn die Band altersmäßig und was die Persönlichkeiten angeht sehr unterschiedlich ist. Das neue Album "Backbone" macht Spaß. Poppiger Geradeaus-Rock, den man am 19. September in Ludwigsburg das letzte Mal in diesem Jahr live in Deutschland erleben kann. Dann natürlich auch mit den ganzen Klassikern wie "In The Army Now", "Rocking All Over The World" oder "Whatever You Want".

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Christian Rönspies