Die Rückgabe von Raubgut sei keine Bedrohung, sondern ein Gewinn, ist Nicole Landmann-Burghart, Leiterin der Ethnologischen Sammlung des Museums Natur und Mensch der Städtischen Museen Freiburg überzeugt.
Es entstehe keine Lücke, sondern eine andere Erzählung. Der Gemeinderat in Freiburg will beraten, ob auch die hiesigen Benin-Bronzen zurückgegeben werden sollen.
Die Bronzen stammen zu hoher Wahrscheinlichkeit aus einem Raubkontext, auch wenn sie um die Jahrhundertwende vom Museum käuflich erworben wurden.
Nach dem Raub der wertvollen Kulturgüter aus dem Königreich Benin im heutigen Nigeria durch eine sogenannte Strafexpedition des Britischen Empires im Jahr 1897, entstand in Europa ein reger Handel mit den Exponaten. Mit der Rückgabe der Bronzen würde Freiburg dem Beschluss auf Bundesebene nachkommen, die Raubgüter zu restituieren.
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Rund 25 Objekte sollen als Leihgabe in Stuttgart bleiben.
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