Die Kunsthalle Trier befindet sich in einem ehemaligen Schlachthof. Für ihre Jubiläumsausstellung zum 30-jährigen Bestehen hat sie sich davon inspirieren lassen. Es geht um Fleisch, als Thema in allen möglichen Kunstsparten. Von der Schönheit der Natur über die Achtung des Nahrungsmittels bis zur Kritik am Konsumenten.
Schnitzel klopfen als pornografischer Akt
Kunst mit dem Holzhammer. Eine der drastischsten Installationen kommt von Sarah Lüdemann. „Wir sehen wie sie Schnitzel klopft“, sagt Simon Santschi. Der Bezug zur Pornografie sei deutlich: „Das Fleisch wird benutzt und ausgebeutet aber gleichzeitig im Film wie inszeniert dargestellt“, erläutert der Leiter der Europäischen Kunstakademie in Trier. Die hat mit der Ausstellung „Das große Metzeln“ ein Thema gewählt, das Maler und Bildhauer immer schon inspiriert hat: Fleisch.
„Das Schlachten war in den letzten Jahrhunderten etwas Selbstverständliches und überall zu sehen. das wurde auch von Künstlern, dargestellt, ganz berühmt Rembrandts „Geschlachteter Ochse“ zum Beispiel“, sagt Santschi.
Schlachten und Essen als gemeinschaftliche Zeremonie
Der Zugang der Trierer Ausstellung will ein aktueller sein. Nicht mehr die Darstellung des geschlachteten Tiers steht im Mittelpunkt, sondern wie wir als Mensch und Konsument damit umgehen.

Der Ausstellungsort: Inspiration und Einschüchterung. Was Tiere hier früher ertrugen, mag eine Performance am Eröffnungsabend erahnen lassen. Die englische Künstlerin Alice Morey zerteilt dabei ein totes Tier, bereitet daraus ein Gericht zu – und lässt die Gäste davon speisen.
„Es ist ein provokantes Stück und es ist schockierend, weil man sieht, wie ein Tier entkörpert, gehäutet und ausgeweidet wird“, sagt Morey über ihre Performance. „Aber für mich ist es nichts Schreckliches. Es soll etwas Gemeinsames sein. Es ist wie ein Ritual, eine Zeremonie, die auf alte Volkstraditionen zurückgeht.“
Ein Fußboden aus Fleisch: Zwischen Ekel und Erkenntnis
Ute Bartel hat in der Trierer Ausstellung einen Fußboden aus Fleisch gestaltet – und sieht den künstlerischen Umgang damit wertfrei: „Ob einen das anekelt oder nicht, das ist, glaube ich, unterschiedlich bei allen Menschen. Ich persönlich bin da ganz sachlich.“
Tatsächlich besteht ihr Fleischfußboden aus eingelassenen Fotos. Trotzdem bleibt: der martialische Ausstellungstitel. Und es bleibt der Ort: ein ehemaliger Schlachthof.
Unser Verhältnis zum toten Tier reflektieren
Diese Ambivalente mache den Reiz der Ausstellung aus, sagt Simon Santschi. „Wir haben als Konsumenten häufig mit Fleisch nur in hygienischer Form zu tun und sind uns gar nicht bewusst, dass dahinter das Tier steckt.“ Das sei das, was die Kunst ins Bewusstsein rücken wolle.
Das große Metzeln ist ästhetisch und macht nachdenklich. Eine Folge-Ausstellung mit Gemüse sei nicht ausgeschlossen, sagt Santschi. „Gerade im Stillleben ist Gemüse natürlich ein traditionelles Thema in der Kunst.“
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