Deutscher Dokumentarfilmpreis 2017

"Democracy – Im Rausch der Daten" gewinnt

Stand

Der "Deutsche Dokumentarfilmpreis 2017" ist vergeben. Die Gewinner der vom Südwestrundfunk (SWR) und der MFG Filmförderung Baden-Württemberg vergebenen Auszeichnung stehen fest.

Der Hauptpreis und damit das Preisgeld von 20.000 Euro sowie der Preis der "STZ Leserjury" mit einem Preisgeld von 4.000 Euro gehen an den Autor David Bernet für seinen Dokumentarfilm "Democracy – Im Rausch der Daten". Der Förderpreis Haus des Dokumentarfilms geht an "Raving Iran" von Susanne Regina Meures, der Preis der Norbert Daldrop Förderung für Kunst und Kultur an "Mali Blues" von Lutz Gregor.

Eine Plattform für den Austausch über Dokumentarfilme – ein Zeichen gegen "Fake News"

Am 30.06. wurde in Stuttgart der "Deutsche Dokumentarfilmpreis" vergeben. SWR Intendant Peter Boudgoust freute sich in seiner Begrüßung, dass der SWR als bedeutender Dokumentarfilmsender eine weitere Plattform geschaffen hat: "Das neue SWR Doku Festival öffnet das Genre für ein breites Publikum und bietet gleichzeitig im Rahmen des Branchentreffs Dokville Gelegenheit für einen Austausch zwischen Machern und Experten – ich freue mich schon heute auf die zweite Ausgabe im kommenden Jahr." Oberbürgermeister Fritz Kuhn dankt dem SWR: "Beides passt gut in unsere Stadt, die sich mit seinen Festivals und Branchenmeetings zu einem der führenden Film- und Medienstandorte weiterentwickelt. Dem Dokumentarfilm kommt in Zeiten von 'fake news' und 'alternativen Fakten' eine besondere Rolle zu."

Zwei Auszeichnungen für "Democracy – Im Rausch der Daten"

Mit dem gemeinsamen Preis von SWR und MFG Filmförderung Baden-Württemberg wurde "Democracy – Im Rausch der Daten" von David Bernet ausgezeichnet. Die Jury begründet ihre Entscheidung folgendermaßen: "Das Europäische Parlament gilt vielen mittlerweile als undurchdringliches Bürokratiemonster mit undurchschaubaren Strukturen und Entscheidungswegen. David Bernet und seinem Team gelingt mit akribischer Sorgfalt, kritischer Distanz und Unnachgiebigkeit ein vibrierender und lebendiger Einblick, der noch lange nachhallt. Mit stark komponierten schwarz-weiß Bildern und einer klugen Protagonistenauswahl schaffen die Filmemacher das Kunststück, dem scheinbar unlenkbaren 'Tanker‘ Europäisches Parlament ein Gesicht zu geben und ihn ins Fahrwasser der Empathie zu steuern."

Preisträger David Bernet (Foto: SWR)
David Bernet erhält den Preis aus der Hand von Intendant Peter Boudgoust

Auch die "STZ Leserjury" kürt "Democracy – Im Rausch der Daten". Der zum ersten Mal verliehene Preis, der von der "Stuttgarter Zeitung" beigesteuert wurde, ist mit einem Preisgeld von 4.000 Euro dotiert. Die "STZ Leserjury" kommentiert: "Was für eine Überraschung: Ein Thema, das sich in der Ankündigung liest wie ein Schlafmittel, 'Gesetzgebungsprozess auf EU-Ebene zu einem neuen europaweiten Datenschutzrecht', entpuppt sich in 'Democracy' als interessante, spannende und mitreißende Geschichte, für die der Autor und Regisseur eine faszinierende Bildersprache entwickelt." Der Film wurde produziert von der INDI FILM GmbH mit Seppia, Cedric Bonin, SWR/ARTE sowie NDR und gefördert mit Mitteln von FFA, CNC, MFG Filmförderung Baden-Württemberg, Deutscher Filmförderfonds, Film und Medien Stiftung NRW, Creative Europe MEDIA, Region Alsace, Eurometropole Strasbourg.

"Raving Iran" gewinnt Förderpreis des Haus des Dokumentarfilms HDF

Der mit 3.000 Euro dotierte Förderpreis des HDF geht an "Raving Iran" von Susanne Regina Meures. Er wurde zu großen Teilen mit einem Smartphone gefilmt, das in einer Hemd-Brusttasche eingenäht war. In der Begründung der Jury heißt es: "Raving Iran ist ein mutiger Film über das Leben und den Alltag in einem totalitären Regime, in dem die Menschen gelernt haben, sich mit der Zensur zu arrangieren oder sie zu umgehen. […] So fragmentarisch und unperfekt seine Bilder oft sind, so dramaturgisch geschlossen erzählt und kühn montiert ist 'Raving Iran'." Der Film ist eine Produktion von Christian Frei Filmproductions GmbH in Koproduktion mit ZHdK, Zürcher Hochschule der Künste und wurde gefördert von SRF 3Sat,  BAK, Bundesamt für Kultur Zürcher, Filmstiftung Katholischer Mediendienst, Alexis Victor Thalberg Siftung, George Foundation, Filme für eine Welt.

Norbert Daldrop Stifung kürt "Mali Blues"

In diesem Jahr zum ersten Mal vergeben wurde der Preis der Norbert Daldrop Förderung für Kunst und Kultur: Lutz Gregor bekommt die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung für seinen Film "Mali Blues". Die Jury hält den Film für auszeichnungswürdig, "weil er deutlich macht, wie gute Musik in die Alltagskämpfe und Leiden der Menschen einwirkt, wie eng Gesellschaft und Musik miteinander verwoben sind.

Er zeigt, wie sehr gute Musik uns helfen kann, Schlimmes zu ertragen, Not zu formulieren, einen Klang für den Schmerz zu finden oder sogar endlich dagegen aufzustehen." Der Film ist eine Produktion der gebrüder beetz filmproduktion Christian Beetz in Koproduktion mit ZDF/ARTE und wurde gefördert mit Mitteln der Film und Medien Stiftung NRW, Creative Media, Medienboard Berlin Brandenburg, FFA, Deutscher Filmförderfonds

Die Jury

Die Entscheidungen traf eine unabhängige Jury: Bettina Böhler (Filmeditorin), Katrin Bühlig (Drehbuch- und Dokumentarfilmautorin), Uli Gaulke (Dokumentarfilmautor), Oliver Mahn (Filmbüro Baden-Württemberg), Regina Schilling (Dokumentarfilmautorin), Wolfgang Schorlau (Schriftsteller) und Paul Zischler (Produzent), Juryvorsitz und Festivalleitung Goggo Gensch (SWR).

Preisträger Dokufestival 2017 (Foto: SWR)
Die glücklichen Preisträger, alle Nominierten, Jurymitglieder und Preisstifter auf der Bühne.

Preisverleihung im Rahmen des SWR Doku Festivals

Der Deutsche Dokumentarfilmpreis wird ab 2017 jährlich (vorher zweijährig) vom Südwestrundfunk (SWR) und der MFG Filmförderung Baden-Württemberg gestiftet. Aus 113 Einsendungen kamen in diesem Jahr zwölf Produktionen in die engere Auswahl. Die Hauptjury ermittelte daraus dann die vier prämierten Filme. Die Preisverleihung fand dabei zum ersten Mal im Rahmen des neu geschaffenen SWR Doku Festivals statt. Hier wurde drei Tage lang in der Stuttgarter Königstraße der rote Teppich für das Publikum ausgerollt; an drei Spielstätten wurden 47 Filme gezeigt. Überdies lockten zahlreiche, frei zugängliche Hintergrundgespräche Interessierte in die SWR Doku Lounge im Haus der Katholischen Kirche. Auch die Verzahnung des Branchentreffs Dokville mit dem Publikumsfestival war erfolgreich, es gab einen lebhaften Austausch bei den Filmvorstellungen oder in persönlichen Gesprächen.

Das aktuelle Reglement sowie weitere Informationen und Hintergründe zum Deutschen Dokumentarfilmpreis finden sich unter www.deutscher-dokumentarfilmpreis.de

Zur Geschichte des Preises

Seit 2003 wurde alle zwei Jahre der „Baden-Württembergische Dokumentarfilmpreis“ für herausragende Produktionen aus dem deutschsprachigen Raum vergeben. Träger des Preises sind die MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, das Haus des Dokumentarfilms Stuttgart und der SWR. Bei der Preisverleihung 2007 im Rahmen der Veranstaltung „Dokville“ in Ludwigsburg hatte sich gezeigt, dass der Preis nicht nur auf regionale, sondern auf internationale Resonanz stößt, sowohl bei den eingereichten Filmen als auch bei der Bedeutung als Branchentreff. Diese Wichtigkeit, aber auch die Ausrichtung auf den deutschsprachigen Raum hatte die Preisstifter bewogen, den Preis seit 2009 "Deutscher Dokumentarfilmpreis" zu nennen.

Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle des "Deutschen Dokumentarfilmpreises"

Die Nominierungen 2017

Beuys
107 Min.; Buch und Regie: Andres Veiel
Produzent: zero one film; Coproduktion: Terz Filmproduktion, SWR, WDR; Deutschland 2017

Cahier Africain
119 Min.; Buch und Regie: Heidi Specogna
Produzent: Stefan Tolz; Coproduktion: Peter Spoerri (Produzent) PS Film GmbH Schweiz, ZDF 3SAT; Schweiz / Deutschland 2016

Das Versprechen
117 Min.; Buch und Regie: Karin Steinberger, Marcus Vetter
Produzent: Filmperspektive Marcus Vetter; Coproduktion: Louise Rosen/ Ulf Meyer, SWR, ARTE, BR; Deutschland 2016

Democracy
104 Min.; Buch und Regie: David Bernet
Produzent: INDI FILM GmbH; Coproduktion: Seppia, Cedric Bonin, SWR/ARTE, NDR; Deutschland: 2015;

Genkingen – ein schwäbisches Volksmärchen
50 Min.; Buch: Erol Papic, Regie: Erol Papic und Valentin Kemner
Produzent: Filmakademie Baden-Württemberg; Coproduktion: Servus TV; Deutschland 2016

Mali Blues
93 Min.; Buch und Regie: Lutz Gregor
Produzent: gebrüder beetz filmproduktion Christian Beetz; Coproduzent: zdf/arte; Deutschland 2016

Parchim International
90 Min.; Buch: Stefan Eberlein, Regie: Stefan Eberlein und Manuel Fenn
Produzent: Lemme Film GmbH Kathrin Lemme; Deutschland 2015

Pawlenski – Der Mensch und die Macht
99 Min.; Buch und Regie: Irene Langemann
Produzent: Lichtfilm GmbH Wolfgang Bergmann; Coproduzent: SWR, Filmstiftung NRW, BKM; Deutschland 2016

Raving Iran
84 Min.; Buch und Regie: Susanne Regina Meures
Produzent: Christian Frei Filmproductions GmbH; Coproduktion: ZHdK, Zürcher Hochschule der Künste; Schweiz 2016

Somos Cuba – Wir sind Kuba!
90 Min.; Buch und Regie: Annett Ilijew
Produzent: Simone Baumann; Coproduktion: Friederike Freier, Annett Ilijew; Deutschland 2015

Sonita
90 Min; Buch und Regie: Rokhsareh Ghaem Maghami
Produzent: TAG/TRAUM Filmproduktion GmbH & Co. KG Gerd Haag; Coproduktion: Aline Schmid, Intermezzo Films (CH), Rokhsareh Ghaem Maghami (IRAN); Deutschland / Schweiz 2015

Vom Lieben und Sterben
84 Min.; Buch und Regie: Katrin Nemec
Produzent: Tangram International Dagmar Biller; Coproduktion: HFF München; Deutschland 2016

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SWR