Deutscher Dokumentarfilmpreis 2013

Erster Preis für "Sofias letzte Ambulanz" von Ilian Metev

Stand

Der Preis des HDF geht an „Die große Passion“ von Jörg Adolph, den Preis der Stadt Ludwigsburg erhält Alexa Karolinski für „Oma und Bella“. Preisverleihung in Ludwigsburg am 20. Juni 2013.

Ludwigsburg. Die Preisträger des „Deutschen Dokumentarfilmpreises 2013“, den der Südwestrundfunk (SWR), die MFG Filmförderung Baden-Württemberg (MFG) und das Stuttgarter Haus des Dokumentarfilms (HDF) in diesem Jahr zum dritten Mal vergeben, stehen fest: Der Hauptpreis und damit das Preisgeld von 20.000 Euro geht an den Autor und Regisseur Ilian Metev für seinen Dokumentarfilm „Sofias letzte Ambulanz“.

Der Hauptpreis geht an den Autor und Regisseur Ilian Metev für seinen Dokumentarfilm über den Alltag in Bulgarien:

Der Film zeigt den Arbeitsalltag eines Arztes, einer Krankenschwester und eines Ambulanzfahrers im bulgarischen Sofia. Tag für Tag kämpfen sie in Doppelschichten für das Wohl ihrer Patienten und gegen das marode Gesundheitssystem und eine Flut von Absurditäten an – und haben dabei selbst kaum genug Geld zum Leben. Weitere Preise gingen an „Die große Passion“ von Jörg Adolph sowie Alexa Karolinski für „Oma und Bella“.

 Ilian Metev erhält den Dokumentarfilmpreis 2013 (Foto: SWR)
Der Hauptpreis geht an den Autor und Regisseur Ilian Metev für seinen Dokumentarfilm „Sofias letzte Ambulanz“. Umrahmt wird er von den Preisträgern Alexa Karolinski und Jörg Adolph.

Der Film „Sofias letzte Ambulanz“  wurde von Sutor Kolonko Filmproduktion, WDR und ARTE produziert. Die Jury hebt besonders die radikale Form des Films hervor: „Aus spannenden, mitunter rätselhaften Teilaspekten des Erzählten fügt sich der Alltag dieser Ambulanzeinsätze zu einem Ganzen, das die Dramatik des Geschehens nicht voyeuristisch preisgibt und dennoch die Dramen sichtbar macht. Ein neuer Beweis dafür, dass Kino im Kopf des Betrachters stattfindet. (…) Die Reduktion der filmischen Mittel und die dennoch große Nähe zu den Personen machen den Film zu einem besonderen Ereignis.

Vielschichtiges Sittengemälde: „Die große Passion“ erhält den Preis des HDF

Der Preis des HDF in Höhe von 3.000 Euro geht an „Die große Passion“ von Jörg Adolph, produziert von if Productions/BR. Die Jury begründet ihre Entscheidung: „Ein vielschichtiges lokales Sittengemälde und großes Welttheater: Frömmigkeit und Geschäftssinn, Künstlerporträt und Ensemblebeobachtung verschränken sich zu einem gleichermaßen eigenständigen wie erhellenden und nicht zuletzt höchst unterhaltenden Film.“  

Den Preis der Stadt Ludwigsburg geht an Alexa Karolinski für den Dokumentarfilm zur jüdischen Geschichte in Deutschland

Den mit 2.000 Euro dotierten Preis der Stadt Ludwigsburg erhält Alexa Karolinski für den Dokumentarfilm „Oma und Bella“, eine Koproduktion von Alexa Karolinski mit ARTE und RB. In der Jurybegründung heißt es: „Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts entblättert sich aufs Berührendste in einer kleinen Berliner Küche (...) Wir spüren jüdische Geschichte in Deutschland, deutsche Geschichte in der Welt.“

Dokumentarfilm in Baden-Württemberg

Bei der Preisverleihung am 20. Juni 2013 in Ludwigsburg beglückwünschte Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg,die Preisträger und betonte die lange und gute Tradition des Dokumentarfilms in Baden-Württemberg: „Eine der ganz großen Stärken unseres Filmstandorts ist der Dokumentarfilm. Allein in den letzten fünf Jahren wurden von der MFG Filmförderung 140 Dokumentarfilm-Projekte unterstützt. Im Bereich der Produktionsförderung wurden im Jahr 2012 sogar für mehr Dokumentar- als Spielfilmprojekte Mittel bewilligt. Die Pflege dieser Tradition ist und bleibt ein wichtiger Baustein bei unseren Anstrengungen, den Filmstandort Baden-Württemberg weiterzuentwickeln“.

 SWR-Fernsehdirektor Christoph Hauser betonte: „Auch in diesem Jahr ist es der Jury wieder gelungen, zehn herausragende Filme auszuwählen. Die Leidenschaft und das Herzblut der Autoren und Regisseure sind bei jedem Film eindrucksvoll spürbar. Jeder Film ist ein Unikat, weil er sich durch die ganz persönliche und individuelle Handschrift seiner Macher auszeichnet. Die Spielarten dokumentarischen Erzählens haben sich in den letzten Jahren enorm verändert, sind vielfältiger und bunter geworden. Das Genre des Dokumentarfilms präsentiert sich heute so lebendig und attraktiv wie nie." 

Irene Klünder, Geschäftsführerin des Hauses des Dokumentarfilms: „Der Deutsche Dokumentarfilmpreis und DOKVILLE, der vom Haus des Dokumentarfilms organisierte Branchentreff, zeigen das Beste und Interessanteste, was es im deutschsprachigen Dokumentarfilm derzeit zu sehen und zu diskutieren gibt. Beide Veranstaltungen sind gemeinsam ein ganz besonderer Höhepunkt im Festivalkalender der Filmbranche.“

Preisträger und Jury des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2013 (Foto: SWR)
Preisträger und Jury des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2013

Die Jury

Die Entscheidungen traf eine unabhängige Jury: Michael Verhoeven (Filmregisseur), Sung-Hyung Cho (Filmautorin), Gereon Wetzel (Filmautor), Heike Hupertz (Filmkritikerin), Wieland Speck (Programmleiter Sektion Panorama/Berlinale), Prof. Heiner Stadler (Hochschule für Fernsehen und Film, München) sowie Hans-Robert Eisenhauer (Filmproduzent).

Der „Deutsche Dokumentarfilmpreis“ wird alle zwei Jahre im Rahmen des Branchentreffs „Dokville“ verliehen und zeichnet Werke aus, die sich in besonderer Weise um die Weiterentwicklung des Dokumentarfilms in Kino und Fernsehen verdient gemacht haben. SWR, MFG Filmförderung und HDF verstärken damit ihr schon bestehendes Engagement für anspruchsvolle dokumentarische Fernseh- und Kinoproduktionen.

Zur Geschichte des Preises

Seit 2003 wurde alle zwei Jahre der „Baden-Württembergische Dokumentarfilmpreis“ für herausragende Produktionen aus dem deutschsprachigen Raum vergeben. Träger des Preises sind die MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, das Haus des Dokumentarfilms Stuttgart und der SWR. Bei der Preisverleihung 2007 im Rahmen der Veranstaltung „Dokville“ in Ludwigsburg hatte sich gezeigt, dass der Preis nicht nur auf regionale, sondern auf internationale Resonanz stößt, sowohl bei den eingereichten Filmen als auch bei der Bedeutung als Branchentreff. Diese Wichtigkeit, aber auch die Ausrichtung auf den deutschsprachigen Raum hatte die Preisstifter bewogen, den Preis seit 2009 "Deutscher Dokumentarfilmpreis" zu nennen.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle des "Deutschen Dokumentarfilmpreises":

Die Nominierungen 2013

Carte Blanche
Länge: 91 Min.; Autor/Regie: Heidi Specogna;
Produktion: PS Film/WDR/ARTE/SRF; Schweiz/Deutschland 2012

Die große Passion
Länge: 144 Min.; Autor/Regie: Jörg Adolph;
Produktion: if Productions/BR; Deutschland 2011

Dragan Wende – West Berlin
Länge: 87 Min.; Autor/Regie: Dragan von Petrovic, Lena Müller;
Produktion: von.müller.film/RBB; Deutschland 2012

El Bulli – Cooking in Progress
Länge: 113 Min.; Autor/Regie: Gereon Wetzel;
Produktion: if Productions/BR/WDR; Deutschland 2011

Gerhard Richter Painting
Länge: 97 Min.; Autor/Regie: Corinna Belz;
Produktion: zero one film/ MDR/WDR/ARTE; Deutschland 2011

Oma und Bella
Länge: 76 Min.; Autor/Regie: Alex Karolinski;
Produktion: Alexa Karolinski/ARTE/RB; Deutschland/USA 2012

Phoenix in der Asche
Länge: 92 Min.; Autor/Regie: Jens Pfeifer;
Produktion: Pech und Schwefel Filmproduktion/WDR; Deutschland 2011

Sofias letzte Ambulanz
Länge: 78 Min.; Autor/Regie: Ilian Metev;
Produktion: Sutor Kolonko Filmproduktion/WDR/ARTE; Deutschland/Bulgarien/Kroatien 2012

Vergiss mein nicht
Länge: 88 Min.; Autor/Regie: David Sieveking;
Produktion: Lichtblick Film- und Fernsehproduktion/BR/ARTE/HR; Deutschland 2012

Wadim
Länge: 90 Min.; Autor/Regie: Carsten Rau, Hauke Wendler;
Produktion: PIER 53 Filmproduktion/NDR; Deutschland 2011

Stand
AUTOR/IN
SWR