Alleine bei Olympischen Spielen hat Franziska van Almsick zehn Medaillen gewonnen. Aber Medaillen und Leistungssport sind mittlerweile aus ihrer Sicht zweitrangig. Ihre Stiftung - die Franziska-van-Almsick-Stiftung - hat sich zum Ziel gesetzt, dass Kinder wieder Schwimmen lernen. Und das ist notwendiger denn je. Franziska van Almsick lebt in Heidelberg - und allein im Südwesten der Republik sind zuletzt drei Kinder ertrunken: in Albstadt, in Titisee, in Nieder-Olm. Große Tragödien in kleinen Orten.
Verhalten im Schwimmbad: Achtsam sein
Der Tod im Schwimmbad oder im Baggersee aber ist unnötig. Jeder einzelne Fall muss und kann verhindert werden. Unter anderem dadurch, dass Kinder rechtzeitig Schwimmen lernen. Und genau zu diesem Zweck wurde die Franziska-van-Almsick-Stiftung gegründet. Deren Arbeit ist nach über zwei Jahren Pandemie auch nötiger denn je. Denn die Bäder waren geschlossen, noch weniger Kinder als sonst konnten Schwimmen lernen. Es geht jetzt darum, so van Almsick, "einfach ein bisschen aufmerksamer zu sein. Wir waren alle nicht im Wasser, nicht im Schwimmbad. (…) In diesem Sommer geht es wirklich darum, Augen und Ohren offen zu halten." Wenn etwas passiert, müsse man einfach schauen, dass man schnell helfen kann, so van Almsick.
Ertrinkende: Erkennen, helfen und verhindern!
Jedes zweite Kind kann laut Statistik nicht mehr schwimmen. Das wird seit Jahren beklagt - und die Pandemie hat diesen Trend weiter verstärkt. Schwimmen lernen aber "ist lebensrettend. Das haben wir vermasselt, das haben wir übersehen, das haben wir hinten angestellt", sagt Franziska van Almsick. Mit den erwartbaren Folgen und Badeunfällen, so die frühere Weltmeisterin und Olympiaschwimmerin.
Wie können Kinder schwimmen lernen?
Man kann aber durchaus was tun. Und das tut Almsick mit ihrer Stiftung auch. Ganz konkret geht es darum, Grundschulen beim Schwimmunterricht zu unterstützen. Gerade in der Grundschule "kriegen wir alle Kinder zusammen. Da gibt es keine Unterschiede, da ist immer noch völlig egal, ob man Mädchen oder Junge ist und welche Glaubensrichtung man hat." In der Grundschule, so van Almsick, erreicht man alle.
Die Stiftung stellt Assistenz-Trainer, sie übernimmt Fahrtkosten und hat damit weithin Anerkennung und Erfolg gefunden - und das in mittlerweile 32 Städten. Interessierte Schulen und Gemeinden sind übrigens ausdrücklich aufgefordert, sich bei der Stiftung zu melden. Der zweifachen Weltmeisterin geht es nicht etwa darum, neue Weltklassetalente zu entdecken.
Kindergartenkindern die Angst vor dem Wasser nehmen
Auch das neue Projekt des SV Nikar Heidelberg setzt genau hier an: Kindern aus Heidelberger Kindergärten die mögliche Angst vor Wasser zu nehmen und erste Schwimmübungen zu machen. Und das ohne jegliche Kosten für alle Beteiligten.
Das Schwimmen ist letzten Endes nicht bedrohlicher als Trampolinspringen oder Skifahren. Es geht darum, den Spaß an dieser Sportart wieder zu finden. Den können alle haben, wenn sie das Schwimmen erst mal gelernt haben und die Gefahren im Wasser damit in den Griff kriegen. Franziska van Almsick erinnert daran, dass man selbst dann immer noch schwimmen kann, wenn Joggen und Golfen im Alter irgendwann mal nicht mehr gehen. Und sie erinnert an den Spaß, den man im Wasser hat - ob beim Planschen, Schwimmen oder "Arschbomben" legen. Der übrigens, der Spaß an der Arschbombe, ist eine weitere Spezialität der Schwimm-Ikone Franziska van Almsick - nach eigener Aussage kann sie die "sehr gut".
Und hier das vollständige Gespräch mit Franziska van Almsick: "Schwimmen lernen ist ein Grundrecht."