Kim Oszvald-Renkema, die Sportdirektorin von Allianz MTV Stuttgart (Foto: IMAGO, Imago)

Volleyball | Allianz MTV Stuttgart

Kim, die Meister-Macherin: Nach der Saison ist vor der Saison

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Kersten Eichhorn

Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart haben ihren Titel verteidigt und sind zum dritten Mal Deutscher Meister. Die Macherin des Erfolgs im Hintergrund ist die Sportdirektorin Kim Oszvald-Renkema.

Von wegen den schönen Frühsommer genießen. Während die Spielerinnen nach Saisonende in ihre Heimat gereist sind oder in der Nations League spielen, hängt Kim Oszvald-Renkema mal wieder in ihrem Stuttgarter Büro am Schreibtisch. Sie hat in diesen Tagen noch alle Hände voll zu tun. "Für uns gilt es jetzt alles für die neue Saison vorzubereiten", sagt die Sportdirektorin von Allianz MTV im Gespräch mit SWR Sport, "aber dann geht es auch für uns in der Geschäftsstelle in Urlaub, darauf freuen wir uns alle".

Viel Arbeit mit der Kaderplanung

Nach der Saison ist für die Meister-Macherin im Hintergrund immer auch vor der Saison. Die alte Runde muss aufgearbeitet, die Vorbereitung zur neuen Saison strukturiert werden. Dazu kommt die umfangreiche Kaderplanung. Und ganz tief im Innersten laufen noch immer die Bilder und die Emotionen von der erfolgreichen Finalserie im Mai gegen Potsdam ab: "Das dauert immer ein bißchen", sagt Kim Oszvald-Renkema mit einem Lächeln bei der Erinnerung an den jüngsten Meistertitel, "wahrscheinlich realisiert man das erst im Urlaub, wenn man am Strand liegt und denkt: was für eine Wahnsinnssaison..."

Viel Fluktuation im Stuttgarter Meisterkader

Gleich sechs Spielerinnen haben nach dem Titelgewinn Stuttgart verlassen. Darunter auch Leistungsträgerinnen wie die US-Amerikanerin Simone Lee, die Schweizerin Laura Künzler und Nationalspielerin Marie Schölzel. Für entsprechenden Nachschub ist aber bereits gesorgt. Vom Dresdner SC konnte Kim Oszvald-Renkema die starken Mittelblockerinnen Monique Strubbe und Kayla Haneline loseisen. Aus Erfurt wurden Zuspielerin Corina Glaab und die niederländische Diagonalangreiferin Vera Mulder verpflichtet. Der jüngste Transfercoup in dieser Woche: Aus der italienischen Liga kommt die junge niederländische Nationalspielerin Jolien Knollema (20), die Außenangreiferin gilt als Top-Talent.

Team ist jünger geworden mit viel Talent

Viel Betrieb also auf dem diesjährigen Transfermarkt. "Immerhin kommt eine halbe neue Mannschaft", beschreibt die MTV-Sportdirektorin den Umbruch des Meisterteams, "wir haben eine gute Mannschaft zusammengestellt mit viel Talent. Sie ist etwas jünger geworden deshalb brauchen wir auch etwas Zeit zum Weiterentwickeln, und natürlich wollen wir wieder oben mitspielen und Titel angreifen". Positiv: Die Konstanz bei den meisten Stammspielerinnen, die schon mehrere Jahre in Stuttgart spielen. In erster Linie sei hier die unverzichtbare Top-Scorerin Krystal Rivers genannt.

Kim Oszvalt-Renkema gilt inzwischen als eine Art "Volleyball-Institution" in Stuttgart. Bereits 2010 wechselte sie als Spielerin in die Schwaben-Metropole und holte mit ihrem neuen Team auf Anhieb den DVV-Pokal. Nach einem zweijährigen Gastspiel in Italien, kehrte die Außenangreiferin 2014 nach Stuttgart zurück und wurde erneut Pokalsiegerin. Verletzungsgeplagt beendete die Niederländerin 2017 ihre Karriere am Netz und wechselte als Sportdirektorin ins Management von Allianz MTV.

Seit 2019 als Sportdirektorin drei Mal Deutscher Meister

Es war der Beginn einer grandiosen Erfolgsserie in Sachen Meisterschaft. Nach einigen frustrierenden zweiten Plätzen als Spielerin, wurde das von Kim Oszvald-Renkema zusammengestellte Stuttgarter Team 2019 erstmals Deutscher Meister. 2022 und 2023 wiederholten die Stuttgarterinnen den Coup und holten erneut die Schale. Drei Meistertitel binnen vier Jahren, damit ist die 35-jährige Mutter die momentan erfolgreichste Sportmanagerin im Südwesten.

Trainer Aleksandersen bekommt Unterstützung aus Erfurt

Noch nicht ganz geklärt ist, wer demnächst an der Linie stehen wird. Die Krebserkrankung von Meistertrainer Tore Aleksandersen (55) lässt momentan keine Prognose zu, wie belastbar der Norweger zur neuen Saison sein wird. "Wenn er es gesundheitlich noch kann, dann wird er unser Haupttrainer sein", sagt Oszvald-Renkema.  Allerdings hat der Verein mit der Verpflichtung von Konstantin Bitter von Schwarz-Weiß Erfurt zur neuen Saison als Co-Trainer vorgesorgt. Der 33-Jährige könne in der Zukunft, wenn Aleksandersens Gesundheit die Arbeit nicht mehr zulasse, auch die Chefrolle von ihm übernehmen.

Stuttgart peilt auch in der kommenden Saison neue Titel an

So oder so gelten die Stuttgarterinnen auch in der nächsten Runde als einer der großen Meisterschaftsfavoriten neben Schwerin und Potsdam. Neue Titel sollen her: "Der Druck ist natürlich immer dagewesen, das wird auch immer so bleiben", sagt Kim Oszvald-Renkema ohne Umschweife zu den Zielvorgaben im Klub.

Am 08. August startet das neuformierte Stuttgarter Team in die zweimonatige Vorbereitung. Am 08. Oktober beginnt dann die neue Bundesliga-Saison. "Wir wollen natürlich wieder sehr gerne einen Titel gewinnen", sagt die erfolgreiche Sportdirektorin, die noch einen ganz besonderen Traum träumt: Den vom erstmaligen Triple aus Meisterschaft, Pokal und Europacup. "Das wäre der absolute Traum, aber ob der realistisch ist bei so vielen starken Mannschaften...?"

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Kersten Eichhorn