Die ehemalige Leistungsturnerin Kim Buii im Kunst-Turn-Forum in Stuttgart.  (Foto: SWR)

Turnen | Essstörung im Sport

Wie Kim Bui an Bulimie erkrankte - und wie sie die Essstörung überwand

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Johannes Holbein

Kim Bui hat ihre frühere Bulimie-Erkrankung öffentlich gemacht. Ein Schritt, vor dem sie jahrelang Angst hatte - und der nun auch anderen Betroffenen helfen soll.

Kim Bui war 15, als sie begann, nach jedem Essen zu erbrechen. Die jahrelange Leistungsathletin vom MTV Stuttgart war ehrgeizig, talentiert und hatte den Traum, eine erfolgreiche Turnerin zu werden. "Es hat damit angefangen, dass meine Trainerin mir irgendwann im Training gesagt hat: Hey, guck mal, dass du vielleicht ein bisschen abnimmst, dann würde dir das eine oder andere ein bisschen leichter fallen", erinnert sich Kim Bui.

"Du siehst ja jetzt auch besser aus"

Das hat sie getroffen. Sie fühlte sich zu dick, zu schwer. Sie wollte unbedingt abnehmen, also aß sie weniger. Aber sie bemerkte, dass das nicht half. "Und dann war irgendwann der Moment da, wo ich mir sagte: Ich glaube, ich kann es nur, indem ich mich erbreche. Ich liebe essen, ich möchte nicht darauf verzichten."

Von da an aß die junge Turnerin sehr viel, aber erbrach sich danach immer wieder. Sie wusste zwar, dass das nicht gut für sie ist, aber so konnte sie ihr Gewicht reduzieren. Der Vorteil: Die Turnübungen fielen ihr leichter. "Am Anfang wurde ich auch positiv bestätigt: 'Oh, klappt ja mit dem Abnehmen und du siehst ja jetzt auch besser aus'."

Tübingen

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Die Bulimie-Erkrankung von Ex-Turnerin Kim Bui ist kein Einzelfall im Sport. Die Sportmedizinerin Christine Kopp rät zu einem schnellen Handeln.

Sieben Jahre, um gesund zu werden

Bui war in ihrer Situation gefangen, sie wog zu wenig und nahm zu wenig Nährstoffe zu sich - bis eine andere Trainerin, der das Verhalten aufgefallen war, das Gespräch suchte und sie aufforderte, sich Hilfe zu holen. "Das war hart, aber es war auch erleichternd." Endlich hatte jemand bemerkt, wie es ihr geht. Bui suchte sich eine Therapeutin und ließ sich behandeln. Das war rund zwei Jahre, nachdem sie erkrankt war.

Sieben Jahre brauchte Kim Bui, bis sie nach dem Essen nicht mehr erbrach. Ihren Traum, eine große Turnerin zu werden, hat sie sich erfüllt. Sie gewann nationale und internationale Titel, war bei den Olympischen Spielen. Aber über ihre Essstörung sprach sie bisher nicht. Sie schämte sich, ekelte sich und hatte Angst, sich zu öffnen. "Wir sind im Leistungssport. Da geht es darum, dass man keine Schwäche zeigt. Deshalb spricht man über diese Thematik nicht."

Kim Bui - Betroffene sind nicht allein

Vor rund einem Jahr traf sie eine Freundin, die mittlerweile zu ihren engen Vertrauten gehört. Beide sprachen über das Thema und offenbarten sich gegenseitig ihre früheren Essstörungen. "Sie ging mit dem Thema viel offener um als ich. Ich habe da jemanden gefunden, mit dem ich zum ersten Mal darüber sprechen konnte, was das für ein Gefühl war, was das für eine Zeit war."

Das hat Kim Bui darin bestärkt, mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie wünscht sich, dass sich andere Betroffene nicht allein fühlen und ermutigt werden, sich Hilfe zu holen.

Ihr Buch, das auch ihre jahrelange Bulimie thematisiert, erscheint am 4. März, einen Tag später (17 Uhr) sendet die ARD eine Dokumentation mit dem Titel "Hungern für Gold". Bereits ab dem 27. Februar finden Sie den Beitrag in der ARD Mediathek.

Hilfe können Sie sich unter anderem hier holen: https://www.bzga-essstoerungen.de/.

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Johannes Holbein

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