Turnen | Abschied als Aktive

Rekordmeisterin und Vorbild: Turnerin Elisabeth Seitz beendet ihre Karriere

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Sie ist deutsche Rekordmeisterin, jetzt aber beendet sie ihre Karriere: Elisabeth Seitz kehrt nicht an die Geräte zurück. Das teilte die 31-Jährige bei der Turn-EM in Leipzig mit.

"Ich liebe diesen Sport. Ich lebe für diesen Sport", hat Elisabeth Seitz einst über das Turnen gesagt. An der Liebe zum Turnen dürfte sich nichts geändert haben, mit der aktiven Karriere aber ist jetzt Schluss. Das gab Seitz am Donnerstag (29.05.2025) bei den Europameisterschaften in Leipzig bekannt.

Elisabeth Seitz: "Es ist Zeit für einen neuen Abschnitt im Leben"

"Die Gründe sind erstmal die, dass ich schon so lange dabei war und immer gesagt habe, dass mein Körper entscheidet, wann es genug ist. Und das ist jetzt tatsächlich auch so. Ich werde dieses Jahr 32 Jahre alt und merke, dass es nicht mehr so einfach ist und dass es Zeit ist für einen neuen Abschnitt im Leben", sagte Seitz im ARD-Interview. Wie dieser neue Abschnitt aussehen wird, gab die 31-Jährige auch bekannt: "Ich werde Mama."

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Turnerin beendet Karriere Seitz im Interview: "Es ist Zeit für einen neuen Abschnitt im Leben"

Elisabeth Seitz hat bei der Turn-EM in Leipzig ihr Karriereende bekanntgegeben. Im Interview mit SWR Sport spricht sie über die Gründe für diese Entscheidung.

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Der Deutsche Turner-Bund (DTB) reagierte innerhalb weniger Minuten auf Seitz' Karrierende: "Danke für deine einzigartige Karriere", schrieb der Verband in einer Mitteilung. Am Freitag würdigte auch der scheidende IOC-Präsident Thomas Bach die 31-Jährige. "Hinter Dir liegt eine herausragende olympische Karriere mit sieben Final-Teilnahmen bei drei Olympischen Spielen", sagte Bach, "über all die Jahre bist Du ein Vorbild gewesen, Du hast das deutsche Frauen-Turnen geprägt." 

Seitz kleiner Auftritt auf der großen Bühne

Wegen einer Schulterverletzung hatte Seitz beim DTB-Pokal in Stuttgart und der Heim-EM nicht an den Start gehen können. Dennoch nutzte sie die große Bühne für einen letzten großen Auftritt: "Natürlich hätte ich gerne mitgeturnt, aber hier kann ich mich nochmal bei allen bedanken, ich kann nochmal vor die Fans treten. Es ist wirklich ein toller Rahmen. Und ich freue mich, dass ich den nutzen kann."

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Erste WM mit 17, 2022 dann Europameisterin

Seitz, die einst bei der TG Mannheim mit dem Turnen begann, ging seit 2015 für den MTV Stuttgart an den Start. Mit gerade einmal 17 Jahren war Seitz erstmals bei einer Weltmeisterschaft dabei, holte 2018 WM-Bronze. Bei drei Olympischen Spielen turnte Seitz für Deutschland. 2022 wurde sie in München Europameisterin. Seitz ist Vorbild - für Nachwuchs und Turn-Fans. Sechs Mal wurde sie als Turnerin des Jahres ausgezeichnet.

Und das auch, weil die 31 Jahre alte Athletin mentale Rückschläge und schwere Verletzungen überwand. Zwar verpasste Seitz nach einem Achillessehnenriss die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr in Paris, war aber als ARD-Expertin an der Seine im Einsatz und feierte auch als Turnerin noch einmal ein Comeback.

Stimme für Selbstbestimmung

Zudem hatte sich Seitz für mehr Selbstbestimmung im Sport stark gemacht, sich etwa für lange Anzüge bei Turnerinnen einsetzt und im vergangenen Jahr als erste aktive Spitzen-Turnerin eine Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe an den Stützpunkten Stuttgart und Mannheim gefordert. "Früher dachte ich, das sei normal. Heute kann ich sagen: Es ist nicht normal. Es muss sich etwas ändern, um endlich ein gesundes Umfeld für alle zu schaffen", betonte sie.

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Im exklusiven Interview mit SWR Sport wirft die 31-Jährige ihrer ehemaligen Trainerin am Turnzentrum Mannheim Machtmissbrauch und übergriffiges Verhalten vor. Die Europameisterin von 2022 leidet bis heute darunter.

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Seitz selbst erlebte in Mannheim Machtmissbrauch, Demütigungen und übergriffiges Verhalten und machte das im März 2025 öffentlich. Bereits Jahre zuvor hatte sie die Vorfälle auch dem DTB gemeldet. "Ich möchte auf keinen Fall, dass irgendein Kind oder irgendein Mädchen nochmal so etwas erleben muss", hatte Seitz betont.

Nun zieht sich die deutsche Rekordturnerin von den Geräten und der Matte zurück.

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SWR