Tennistalent Amy Waschulewski bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Ludwigshafen. (Foto: SWR)

Tennis | Deutsche Jugend-Meisterschaften

Der große Traum vom Tennis-Profi

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Christian Döring

Eines der weltgrößten Tennis-Turniere, die French Open in Paris, steuert auf sein Final-Wochenende zu. Bis auf Alexander Zverev sind alle deutschen Profis in den Einzel-Konkurrenzen frühzeitig ausgeschieden. Nachwuchs also dringend gesucht! Und der präsentiert sich gerade bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Ludwigshafen – mit ehrgeizigen Ambitionen!

„Mein Ziel ist ganz klar: Profi werden!“ Emily Eigelsbach vom HTC Bad Neuenahr ist 14 Jahre alt – und weiß, was sie als Tennisspielerin mal erreichen will. Für ihren Traum trainiert sie konsequent. Und hart. Nahezu täglich. „Morgens eine Stunde Einzeltraining. Danach habe ich eine halbe Stunde in der Gruppe, eine Stunde Athletiktraining und dann manchmal auch noch mal eineinhalb Stunden Tennis“, erzählt sie im Interview mit SWR Sport. „Und an den Wochenenden sind dann Turniere!“

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Meisterschaft als Karriere-Sprung?

Manchmal wird es für die ehrgeizige Nachwuchsspielerin aber auch schon vor dem Wochenende ernst – wie jetzt bei den Deutschen Meisterschaften auf der Anlage des TC BASF Ludwigshafen. Eine Woche lang messen sich die herausragenden Talente Deutschlands in den Klassen U13, U14 und U16. Jeder Sieg hier kann ein Schritt nach oben auf der Karriereleiter sein.

Emily Eigelsbach richtet ihr junges Leben gezielt am Tennis aus: „Ich bin jetzt auf eine Privatschule in Mannheim gewechselt, wo ich dann nicht so oft zur Schule gehen muss, weil wir mehr online machen. Und es ist auch einfacher für die Freistellung für die internationalen Turniere!“

Ohne Eltern geht es nicht

Ohne die Unterstützung der Eltern geht das nicht. Vom Wohnort in Bad Kreuznach wird die Schülerin der 8. Klasse täglich zur Schule nach Mannheim gefahren und dann oft noch von dort zum Training nach Koblenz. „Meine Eltern und der Trainer unterstützen mich wirklich toll“, bestätigt die 14-Jährige. „Und das hilft sehr viel!“

Ihr Trainer? Das ist Sascha Müller, ein wichtiger Förderer und Wegbegleiter hoffnungsvoller Talente im Land, der auch bei den Titelkämpfen in Ludwigshafen täglich auf der Tribüne sitzt. Nicht selten spielen seine Schützlinge parallel auf verschiedenen Courts und er muss spontan entscheiden, wo gerade seine Unterstützung benötigt wird.

Tennis-Karriere ist teuer

Allein das Beispiel von Emily Eigelsbach zeigt: die Eltern von Tennis-Talenten sind nicht nur als „Taxifahrer“ mit tausenden Jahreskilometern zu Training und Turnieren gefragt, sondern auch als unermüdliche Organisatoren des Leistungssports-Alltags. Und nicht zuletzt: als Geldgeber. Auch Sascha Müller, der Landestrainer im Tennisverband Rheinland-Pfalz, weiß nur zu gut, dass manche Familien fünfstellige Summen pro Jahr aufbringen, um die Tennis-Träume der talentierten Kinder zu ermöglichen.

Ist für weniger gut situierte Eltern dieser Spitzensport überhaupt machbar? „Ganz klares Nein“, sagt der renommierte Coach. „Also für die Leute, die wirklich keine Unterstützung bekommen - sei es von den Verbänden, sei es vom Deutschen Tennis-Bund, sei es vielleicht durch Privatsponsoren - ist es nahezu nicht machbar, diesen Weg zu gehen.“ Seine ehrliche Begründung: „Nicht nur das Training kostet sehr viel Geld. Das wäre zum Teil noch zu finanzieren. Da gibt es Vereine, die das unterstützen. Aber letztendlich sind es die Turnierreisen, die Hotels, die Flüge und so weiter. Das sind die Kosten, die einen letztendlich auffressen.“

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Steiniger Weg zum Profi

Sascha Müllers Rat ist begehrt. Denn er weiß, wie steinig der Weg vom Talent zum Profi letztendlich ist: „Da schlagen echt zwei Herzen in meiner Brust.“ Denn er hat geplatzte Karriere-Träume von jungen Spielern ebenso hautnah erlebt wie große Erfolge auf der Profi-Tour. Nicht zuletzt bei seinem Schützling Anna-Lena Friedsam, die 2011 den Sprung zur Berufsspielerin schaffte.

Bei den French Open jetzt in Paris überstand die 29-Jährige aus dem Eifel-Örtchen Oberdürenbach immerhin die erste Runde – ein kleiner Lichtblick in der insgesamt enttäuschenden Bilanz der deutschen Spielerinnen auf Roland Garros. Ganz nebenbei: auch Anna-Lena Friedsam feierte mit deutschen Meistertiteln in der U14-Klasse ihre ersten bedeutenden Erfolge!

DM als wichtige Bühne

Somit sind die Titelkämpfe in Ludwigshafen umso mehr eine Bühne für große Träume. „Hier treten nun mal die Besten Deutschlands gegeneinander an“, sagt Max Birka, Turnierdirektor und beim Deutschen Tennis-Bund unter anderem zuständig fürs Athleten-Management.

Auch Amy Waluschewski gehört zu den Besten. Die 13-Jährige vom Andernacher TC gehört bereits dem erweiterten Nachwuchs-Bundeskader an. Auch sie definiert ihr Ziel prägnant:

„Ich will natürlich Tennisprofi werden und bei Grand-Slams teilnehmen und da so weit wie möglich kommen!“

Amy Waluschewski geht mittlerweile auf die Eliteschule des Sports in Koblenz. Auch bei ihr kommen locker 20 Stunden Training pro Woche zusammen. Immer mit Lust? „Nein, nein“, gibt sie ehrlich zu und lacht. „Natürlich mache ich das sehr gerne. Aber manchmal gibt es schon so Zeitpunkte, wo ich einfach nicht will und lieber zu Hause bleiben möchte. Aber Training muss sein!“ Der Traum bleibt also? „Ja!“

Amy Waluschewski gewinnt ihre ersten zwei Meisterschafts-Matches – und empfiehlt sich damit auch erneut den Bundestrainern.

Meisterschaft auf 22 Plätzen

„Es ist definitiv ein sehr, sehr wichtiges Turnier für die Talente“, bestätigt dann auch Max Birka. Insgesamt 192 Spielerinnen und Spieler kämpfen eine Woche lang um die Meistertitel – eine Mammut-Aufgabe auch für die Organisatoren. Beim TC BASF stehen 22 Courts gleichzeitig zur Verfügung. Max Birka bestätigt die besondere Bedeutung des Bundesliga-erfahrenen Klubs: „So große Vereine gibt es ja nicht wie Sand am Meer. Das heißt, diese Kooperation mit Ludwigshafen ist etwas ganz Besonderes!“ Kein Wunder: zum 29. Mal bereits findet die Nachwuchs-DM hier am Rhein statt – nächstes Jahr soll die 30. Austragung gefeiert werden.

Niederlage als Lernprozeß

Derweil hat Emily Eigelsbach knapp eine Überraschung verpasst. Sie verliert erst im dritten Satz gegen ihre gesetzte Gegnerin – nach dreistündigem, harten Fight bei fast 30 Grad in praller Sonne. „Klar, es ist schon sehr traurig. Ich hätte wirklich gern gewonnen“, sagt die 14-Jährige kurz nach dem Match und wischt sich den Schweiß mit einem Handtuch aus dem Gesicht. „Aber sie war eine sehr gute Gegnerin. Und ich muss sagen: ich bin eigentlich trotzdem super zufrieden mit dem Spiel.“

Auch das gehört dazu auf dem schweren Weg zu einer Topspielerin: trotz einer Niederlage fair zu gratulieren und das eigene Spiel ehrlich einzuschätzen. Emily Eigelsbach packt ihre Tennistasche und geht Richtung Dusche. Noch am gleichen Tag wird sie auf dem Center Court ihre Freundin Amy Waschulewski von der Tribüne aus anfeuern – beim nächsten kleinen Schritt zur vielleicht großen Karriere.

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Christian Döring

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