Im Super Bowl 2021 stand Jakob Johnson nicht auf dem Feld. Der Fullback spielt bei den New England Patriots und hat mit seinem Team die Playoffs verpasst. Von Ende Januar bis Anfang Februar besuchte der 26-Jährige seine Heimatstadt Stuttgart, zum Endspiel in der stärksten Football-Liga der Welt war Johnson dann wieder zurück in den USA. Und er hatte den richtigen Riecher, was seinen Tipp für das Duell zwischen den Tampa Bay Buccaneers und den Kansas City Chiefs angeht.
"Keiner gewinnt so ein Spiel alleine!"
Johnson spielt seit 2019 in der NFL, in seiner ersten Saison bei den Patriots war Tom Brady sein Quarterback. Nun hat Brady seinen siebten Titel gewonnen, mit 31:9 besiegten die Bucccaneers den Vorjahres-Champion aus Kansas City. Und Jakob Johnson sollte Recht behalten mit seinem Tipp, den er in der Woche vor dem Super Bowl im Interview mit SWR Sport abgab: "Keiner gewinnt so ein Spiel alleine. Aber ich glaube, die Buccaneers sind hungrig, könnten der erste Super-Bowl-Gewinner in einem Heim-Stadion sein. Die Jungs haben jeden Grund, um die Sache zu rocken."
Pizzeria statt Football-Feld
Dass Jakob Johnson einmal NFL-Profi werden würde, war noch vor wenigen Jahren fast undenkbar. Johnson lernte das Football-Handwerk als Jugendlicher bei den Stuttgart Scorpions, von dort ging es an die University of Tennessee. In seinem letzten College-Football-Jahr waren seine Leistungen nicht herausragend, zudem sorgte eine Verletzung dafür, dass der Traum von der großen NFL ausgeträumt schien. Der gebürtige Stuttgarter jobbte dann in einer Pizzeria in der Nähe des Campus, um seine Miete zu bezahlen. Im SWR-Interview sagt er rückblickend:
"Das war schon so ein Moment, in dem ich gedacht habe: Okay, jetzt ist das Kapitel Football in deinem Leben erstmal vorbei."
Anruf von den Patriots
Er ging zurück nach Deutschland und musste von seinen ehemaligen Teamkollegen der Scorpions überredet werden, die Football-Leidenschaft noch nicht komplett an den Nagel zu hängen. Es war der Startschuss für einen märchenhaften Aufstieg. Internationale Talentsucher wurden auf ihn aufmerksam, Johnson bewies sein Können und bekam 2019 einen Anruf, der sein Leben veränderte. Einen Anruf der New England Patriots. "Das war ein prägender Moment", sagt Jakob Johnson, "aber gleichzeitig lernst du nach so einem Moment sehr schnell, dass es direkt weitergeht. Es ist der Anfang von viel Arbeit."
Durchbruch in der NFL
In seinem ersten NFL-Jahr wurde Jakob Johnson von einer Schulterverletzung ausgebremst, im zweiten Jahr startete der Stuttgarter durch. Der Fullback stand in allen 16 Spielen der Regular Season auf dem Feld, in elf davon sogar als Starter. Sein persönliches Highlight: Im Spiel gegen die Seattle Seahawks fing Johnson seinen ersten Touchdown, zudem war es der erste Touchdown eines deutschen Offensivspielers überhaupt in der NFL.
Die Heimat nie vergessen
Bei seinem beinahe märchenhaften Aufstieg hat Jakob Johnson nie vergessen, wo er herkommt. Seine Familie steht über allem, dazu liebt er die heimische Küche. Richtig gute Spätzle sind in den USA schwer zu finden. Und seinen ehemaligen Teamkollegen ist er noch immer dankbar dafür, dass sie ihm zu seiner zweiten Chance auf eine Profi-Karriere verholfen haben. Die Stuttgart Scorpions sind tief in seinem Herzen verankert, bei seinem Heimatbesuch hatte er einen Scheck über 2.000 Euro für die Jugendabteilung des Vereins im Gepäck. "Die Scorpions standen zu mir, auch als es bei mir nicht gut lief. Wenn ich jetzt die Möglichkeit habe, dem Verein etwas zurückzugeben und den Sport hier weiter zu unterstützen, dann nehme ich sie", sagt der 26-Jährige.
Wohin der Weg des bekennenden VfB-Fans führt, ist aktuell noch offen. Es geht um einen neuen Vertrag, die Patriots haben ein Zugriffsrecht auf Johnson. Doch unabhängig davon, wie und bei welchem Team es für den sympathischen Deutsch-Amerikaner weiter geht, eins ist klar: Mit harter Arbeit wird Jakob Johnson seinen Weg weitergehen. Und vielleicht steht in Zukunft ja auch mal ein Stuttgarter Junge im Endspiel der größten Football-Liga der Welt.