Lukas Baum (vorne) und Georg Egger beim Cape Epic 202 (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

"Kampf ums Überleben"

Die Leiden des Lukas Baum beim härtesten Mountainbike-Rennen der Welt

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AUTOR/IN
Christian Döring

Diese dramatischen zwei Tage von Lukas Baum beweisen: Das Cape Epic in Südafrika wird zurecht als das härteste Mountainbike-Rennen der Welt bezeichnet. Es ist die Geschichte einer emotionalen Berg- und Talfahrt - und eines spektakulären Tauchgangs.

"Es war einer der härtesten Tage auf dem Rad, die ich je gehabt habe!" Lukas Baum, dreckverschmiert und nassgeschwitzt, formuliert diesen Satz im Ziel einer Etappe, die er so noch nie erlebt hat in seiner Karriere als Profi-Mountainbiker. "Leider hab ich keinen Blick für Tiefe im Wasser. Ich bin davon ausgegangen, dass es einfach nur eine Pfütze ist….", schildert der 28-Jährige aus Neustadt an der Weinstraße ungläubig den Moment, als er auf eine Wasserlache zurast - und plötzlich komplett darin baden geht. Buchstäblich.

Lukas Baum: "Habe Panik bekommen"

"Die Pfütze war so tief, dass mein Vorderrad weggerutscht ist. Ich bin ins Wasser gefallen. Ich hab echt kurz mal Panik bekommen, weil ich nicht gewusst hab, wo oben und unten ist, weil ich komplett unter Wasser war." Der Pfälzer erzählt die Episode mal kopfschüttelnd, mal lachend, vor allem aber voller Stolz. Denn dieser unfreiwillige Tauchgang hat ihn nicht aufhalten können auf dem Weg zum Gesamt-Sieg: "Aufstehen, auf's Rad und weiter geht’s."

"Kampf ums Überleben"

Eine Nacht voller Regengüsse lässt die Königsetappe im Oak Valley zu einer Wasser-Schlacht werden. Und das, obwohl die 102 Kilometer mit knüppelharten 2.450 Höhenmetern ohnehin schon den Tag der Entscheidung markieren. Lukas Baum und der ebenfalls 28-jährige Georg Egger bleiben trotzdem ihrer Philosophie im Gelände Südafrikas treu: Angriff. Sie attackieren von Beginn an und setzen sich gleich am ersten langen Anstieg ab. "Von da an war es nur noch ein Kampf ums Überleben", schildert der Neustädter.

Fahrt ins Gelbe Trikot

Es wird die triumphale Fahrt zum Tagessieg: Baum/Egger holen nach drei dritten und zwei zweiten Plätzen ihren ersten Etappen-Triumph und distanzieren die gesamte Konkurrenz um mehr als zweieinhalb Minuten. Der Lohn: Führung in der Gesamtwertung und Übernahme der Gelben Trikots. Vor allem aber wegen der gnadenlosen Härte dieser Etappenfahrt für Zweier-Teams wird das Cape Epic gerne als "Tour de France der Mountainbiker" tituliert.

Kleiner Draht, großes Drama

Der nächste Tag: Sie starten in Gelb, voller Stolz und Selbstvertrauen. Doch dann erleben die beiden ein Drama, das alle Träume vom zweiten Cape-Epic-Sieg zerstört. Es regnet erneut, die Strecke ist tückisch. Und plötzlich blockiert die Schaltung von Lukas Baum. Ein kleines Stück Draht hat sich unterhalb des Zahnkranzes eingeklemmt. Die Kette ist verbogen, die Schaltung defekt. Baum und Egger drehen um, fahren in eine sogenannte Technik-Box. Denn beim Cross-Country gibt es keine Materialwagen wie bei den Straßenrennen. Und: Die Fahrer müssen eigenhändig reparieren.

"Mir war schnell klar, dass das Gelbe Trikot weg ist", erzählt Lukas Baum später im Ziel. In seinen Augen spiegelt sich maßlose Enttäuschung. Neue Schaltung montieren, neue Kette auflegen - und dabei möglichst die Moral nicht verlieren. "Die Zeit rennt ja davon", beschreibt Georg Egger die aufwühlenden Momente des folgenschweren Defekts. "Und die anderen Teams fahren Vollgas weiter." Das pfälzisch-bayrische Duo verliert über zehn Minuten - und die Gesamtführung.

"Das krasseste Ding!"

"Es ist das krasseste Ding, was Du machen kannst!" So beschreibt Lukas Baum die Erfahrung beim Cape Epic bereits 2022, als er zusammen mit seinem Partner und Freund Georg Egger zum ersten Mal triumphiert - und das gleich bei der ersten Teilnahme. Der Profi aus Neustadt an der Weinstraße und sein langjähriger Freund aus Obergessertshausen bei Würzburg haben zusammen das Team "Speed Company Racing" gegründet - und zählen seitdem zu den Top-Athleten unter den Cross-Country-Spezialisten weltweit.

Die Besten von über 600

Über 600 Zweier-Teams stellen sich dem achttägigen Abenteuer am Westkap von Südafrika - von Vollprofis wie Baum und Egger über ambitionierte Amateure bis hin zu den Master-Klassen der Seniorinnen und Senioren. Los geht es auf den meisten Etappen zwar im Massenstart - doch schnell trennt sich auf den knüppelharten Gelände-Passagen die Spreu vom Weizen. Im Ziel wird die Zeit des Zweiten im Team genommen. Heißt: zusammen starten, zusammen kämpfen, zusammen ankommen.

Letzter Angriff

Auf der Schlussetappe setzen Baum/Egger noch eins drauf: zusammen attackieren! Der Frust ist verdaut, die Moral hervorragend, die Form glänzend. Die beiden 28-Jährigen sichern sich den zweiten Tagessieg, machen viel von der verlorenen Zeit des Vortags wieder gut und fahren noch auf Rang zwei der Gesamtwertung. Für die Titelverteidigung reicht es nicht ganz. Am Ende fehlen 3:49 Minuten auf die neuen Gesamtsieger Matt Beers und Chris Blevins (Südafrika/USA).

"Defekt kostet uns den Sieg"

"Klar hätten wir gerne gewonnen hier. Wir haben über die gesamte Distanz eine gute Performance abgeliefert", resümiert Lukas Baum. "Aber hatten gestern leider den krassen Defekt, der uns letztendlich den Sieg gekostet hat." Und Georg Egger wischt sich den Dreck aus dem Gesicht und sagt: "Nächstes Jahr attackieren wir wieder!"

Trotz Pechsträhne also: Lukas Baum und Georg Egger holen sich Platz zwei beim Abenteuer namens Cape Epic. Sie beweisen damit erneut ihre Weltklasse. Und ganz besonders eine schier unerschütterliche Moral. Hinfallen kann jeder. Wieder aufstehen in solch herausragender Weise dagegen können nur wenige.

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Christian Döring

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