Game shot and the match! Am späten Dienstagabend endete das wichtigste Dartsturnier des Jahres durch den atemberaubenden Triumph Michael Smiths, inklusive 9-Darter, über Michael van Gerwen. Damit sicherte sich der 32-jährige Engländer zum ersten Mal überhaupt den Titel und die begehrte "Sid Waddell Trophy". Es ist der größte Erfolg seiner noch jungen Karriere.

Deutsche Bilanz zufriedenstellend
Auch die Leistung der deutschen Teilnehmer kann positiv bewertet werden. Florian Hempel (Köln) kam immerhin eine Runde weiter und die beiden gesetzten Spieler lieferten ihre Bestleistungen zum Saisonhöhepunkt ab: Während Martin Schindler sein WM-Trauma überwinden und zum ersten Mal ein Match im Londoner "Ally Pally" gewinnen konnte, gelang der deutschen Nummer Eins Gabriel Clemens Historisches. Der Saarländer bestritt als erster deutscher Spieler überhaupt ein WM-Viertel- und Halbfinale.
Nicht zuletzt wegen Clemens' Leistung ließen sich wieder viele Menschen von der Darts-WM begeistern und schenkten der vermeintlichen Randsportart Darts zumindest vorübergehend große Aufmerksamkeit. Robert Marijanović, TV-Experte bei "Sport 1" und selbst dreimaliger Teilnehmer bei der Darts-WM, blickt zurück auf eine außergewöhnliche Zeit und wagt gegenüber SWR Sport einen vorsichtigen Blick in die Zukunft.
Ein Riesenschritt nach vorn
Die Leistungen von Clemens & Co. ordnet der Freudenstädter Darts-Profi durchweg positiv ein. "Alles in Allem eine ganz erfolgreiche WM aus deutscher Sicht, die nicht nur was mit dem Erfolg von Gabriel Clemens zu tun hat."

Vor allem dem "German Giant", wie Clemens von seinen Fans genannt wird, spricht Marijanović ein Sonderlob aus und verweist zugleich auf das große Ganze: "Ein Riesenschritt nach vorne für ihn, für Darts in Deutschland, aber auch für die PDC [Professional Darts Corporation, einer der beiden Welt-Dartsverbände, Anmerk. d. Red.], die immer neue Märkte erobern will, sowie für alle Dartsspieler auf der Tour, da durch größere Märkte mehr Einnahmen generiert werden können."
Startschuss für einen Darts-Hype in Deutschland?
Als Raymond van Barneveld 1998 Weltmeister des Darts-Verbandes BDO, dem mittlerweile wesentlich kleineren Konkurrenzverband des aktuellen Veranstalters der Darts-WM (PDC) wurde, löste das eine gewaltige Welle der Darts-Euphorie in den Niederlanden aus. Das ist auch ein Grund für die heutige überproportionale Dichte an Topspielern aus dieser Region. Marijanović drückt in diesem Punkt jedoch vorerst auf die Euphoriebremse: "Für einen vergleichbaren Hype müsste es jetzt erstmal so weitergehen und wir bräuchten ein bisschen Substanz an Spielern, die hinterherkommt, damit man sich dauerhaft in der Elite etablieren kann."
Eine Möglichkeit für die Jugend
Nichtsdestotrotz sieht der Schwarzwälder mit kroatischen Wurzeln in der abgelaufenen WM dennoch eine große Chance für die Jugendarbeit: "Es muss darum gehen, die Vereine besser aufzubauen, dass der Nachwuchs stärker wird. Viele Vereine haben Probleme im Nachwuchs. Ich hoffe, dass der Deutsche Dart Verband (DDV) jetzt die Möglichkeit ergreift und da mehr Marketing betreibt."
Darts Das Darts ABC: Die wichtigsten Begriffe im Überblick
Die Darts-WM in London hat einmal mehr die Massen begeistert - auch in Deutschland. SWR Sport erklärt die wichtigsten Begriffe des Sports.
Das Interesse am Dartssport besteht für Marijanović ohne jeden Zweifel: "Als direkte Auswirkung der WM habe ich bestimmt über 1.000 Nachrichten von jungen Menschen über Social Media bekommen. Sie sehen, wie weit man kommen kann, wenn man sich gut verhält und auf dem Boden bleibt, so wie Clemens es macht, und fragen mich dann wo kann man damit anfangen, wo gibt’s Vereine?"
Um Topspieler auf dem Niveau der diesjährigen Finalisten zu schmieden, benötige es allerdings primär einer gewissen Grundlage: "Wir brauchen einfach mehr, die anfangen zu spielen, umso größer ist auch die Chance, ein Juwel zu entdecken!"
Beim KSC wird auf den Nachwuchs geschaut
Nachwuchsförderung steht ebenfalls auf dem Programm der Dartsabteilung des KSC, für den Marijanović in der DDV Bundesliga am Board steht. Auch wenn dem Sport noch immer ein wenig das Kneipensport-Image anhängt und somit das Anwerben junger Talenten erschwert wird, lautet das Credo hier, Erfahrung weiterzugeben: "Es werden gute Spieler dazu geholt, die die jungen Spieler anspornen", erklärt Marijanović. "Ich denke, das sollte die Regel bei allen Vereinen werden, dass man die guten Spieler dazu bringt, den jungen Spielern ein bisschen Motivation auf den Weg mitzugeben."
Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob auch der durch Clemens verursachte Dartsboom ein wenig zu dieser Motivation beitragen kann und wie lange das gesteigerte Interesse in Deutschland anhält. In diesem Sinne: Good Darts!